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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Welt »der große Schweiger« zu bleiben, als der er bisher gegolten hatte. Er starrte auf die Karten, die Vickery vor ihm ausgebreitet hatte, und war sich dabei bewußt, daß dieser sein Gesicht studierte. Deshalb nahm er sich sehr zusammen, um seine Entscheidung ja durch nichts zu verraten.
    Als er zu seinem Entschluß gekommen war, sagte er nichts als:
    »Danke sehr« und bemühte sich dabei nach Kräften um einen möglichst beiläufigen Tonfall. Da fiel ihm plötzlich der alte, lange vergessene Laut ein, der so wunderbar unverbindlich klang, er räusperte sich und machte ohne Ausdruck oder Betonung »Hahm«. Das gefiel ihm offenbar nicht übel, denn er ließ sich gleich noch einmal besonders ausführlich vernehmen:
    »Haaa, hm.« Dann freute er sich königlich über Vickerys fassungslosen Blick. Als er am nächsten Morgen in seiner Kajüte auf der Nonsuch seinen versammelten Kommandanten den Angriffsplan auseinandersetzte, fand er eine leise Genugtuung darin, ihre Gesichter zu beobachten. Alle, vom ersten bis zum letzten, waren sie auf dieses Kommando versessen, sie drängten sich geradezu danach, Leben und Freiheit an eine Aufgabe zu setzen, die jedem im ersten Augenblick als hirnverbrannte Tollheit erscheinen mußte. Die beiden Korvettenkapitäne brannten auf Beförderung zum Fregattenkapitän, die Leutnants hofften Korvettenkapitäne zu werden.
    »Das Kommando bekommt Mr. Vickery«, sagte Hornblower und hatte wieder Gelegenheit, das Spiel der verschiedenen Empfindungen auf den Gesichtern seiner Zuhörerschaft zu studieren. Da in einem solchen Fall jeder der Anwesenden ein Recht darauf hatte, zu erfahren, warum die Wahl nicht auf ihn gefallen war, fügte er noch ein paar erläuternde Worte hinzu.
    »Die beiden Kommandanten der Kanonenboote sind unersetzlich, wir haben im Geschwader keinen anderen Leutnant, der es ihnen in der Handhabung dieser Erfindungen des Teufels gleichtun könnte. Warum Kapitän Bush unabkömmlich ist, brauche ich nicht zu erklären. Mr. Vickery hat mit mir zusammen bereits die Sperre erkundet und kennt also die örtlichen Verhältnisse besser als Mr. Cole, der sonst als zweiter für dieses Kommando in Frage käme.«
    Es konnte nicht schaden, wenn er Cole mit einer solchen Erklärung zu beruhigen trachtete, vor allem kam nichts Gutes heraus, wenn die Leute errieten, daß er Cole nur so lange Vertrauen schenkte, als er ihn unter den Augen hatte - der arme, alte Cole, er war mit seiner gebeugten Haltung, seinen grauen Haaren schon fast zu alt für seinen Posten und klammerte sich doch gegen alle Wahrscheinlichkeit immer noch an die Hoffnung, eines Tages Kapitän zur See zu werden. Hornblower hatte das peinliche Gefühl, daß Cole seine Entschuldigung durchschaute, und mußte sich mit der Binsenwahrheit trösten, daß man im Kriege nicht so ängstlich auf die Gefühle anderer Menschen Rücksicht nehmen kann. Er beeilte sich, zum nächsten Punkt zu kommen.
    »Nachdem diese Frage erledigt ist, meine Herren, wäre ich Ihnen für Vorschläge dankbar, welche Offiziere Mr. Vickery für das Unternehmen unterstellt werden sollen. Ich bitte Mr. Vickery selbst, den Anfang zu machen, da ihn diese Angelegenheit am nächsten angeht.«
    Als auch diese Einzelheit geklärt war, galt es, die vier Boote für das Unternehmen vorzubereiten - es waren die Barkaß und der Kutter der Nonsuch und die Kutter von Lotus und Raven. In den Bug der Barkaß wurde ein Vierpfünder gesetzt, die Kutter erhielten je einen Dreipfünder, außerdem wurden die Boote mit Lebensmitteln, Wasser, Munition und leicht entzündlichen Stoffen zum Inbrandsetzen der Prisen ausgerüstet. Die für das Unternehmen abgeteilten Mannschaften traten an und wurden gemustert, die Matrosen mit Pistole und Entermesser, die Seesoldaten mit Muskete und Bajonett. Am Abend kam Vickery noch einmal auf die Nonsuch um sich endgültig über den künftigen Treffpunkt zu vergewissern. »Ich wünsche Ihnen viel Glück«, sagte Hornblower. »Danke, Sir«, antwortete Vickery.
    Er sah Hornblower offen in die Augen.
    »Ich habe Ihnen so viel zu verdanken, Sir«, fügte er unvermittelt hinzu. »Sie brauchen mir nicht zu danken, danken Sie lieber sich selbst«, erwiderte Hornblower kurz angebunden.
    Es ging ihm ausgesprochen gegen das Gefühl, von dem jungen Vickery einen Dank dafür entgegenzunehmen, daß er sein Leben in Gefahr brachte. Er rechnete sich aus, daß er heute einen Sohn in Vickerys Alter haben könnte, wenn er als Fähnrich geheiratet hätte.
    Bei

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