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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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wahrscheinlich ein Unteroffizier - wegen irgendeines Versehens einen Matrosen ab, der Wind trug die Schimpfworte brockenweise an sein Ohr. Ein Wahnsinniger, dachte Hornblower, erlebte wohl immer diese verrückten Gegensätze, dieses plötzliche Umschlagen der Stimmung, diese gewaltsame Verwandlung der Umwelt. Nur daß sich beim Wahnsinnigen der Wandel in jenem selbst vollzog, während es in seinem Falle wirklich die Umwelt war, die ihr Gesicht fast von Stunde zu Stunde veränderte. Heute Vormittag erst, es war noch kaum zwölf Stunden her, hatte er noch mit den Rittern des Bath-Ordens, in weiße und rote Seide gekleidet, in der Westminsterabtei gesessen, und am Abend zuvor hatte er beim Premier gespeist. Er hatte in Barbaras Armen gelegen, er hatte in der Bondstreet in allem denkbaren Überfluß gelebt; ein Zug an der Klingel hatte genügt, und jeder Wunsch, jede Laune waren ihm in Erfüllung gegangen. Das war ein bequemes Herrenleben gewesen, ein Dutzend Dienstboten geriet in helle Aufregung, wenn das ruhige Dasein ihres Sir Horatio die geringste Störung erlitt. Sir Horatio - sie zogen diese beiden Worte natürlich zusammen, so daß daraus ein kurioser Wechselbalg entstand, der sich wie Sörrorescho anhörte.
    Barbara hatte den ganzen Sommer mit Sorgfalt über ihm gewacht, um ja gewiß zu sein, daß er auch die letzten Folgen des russischen Typhus überwand, mit dem er nach Hause gekommen war. Hand in Hand mit dem kleinen Richard war er im Sonnenschein durch die Gärten von Smallbridge gewandert, die Gärtner waren bei seiner Annäherung ehrerbietig zurückgetreten und hatten höflich den Hut gezogen. Auch jener goldene Nachmittag fiel ihm ein, an dem sie, er und Richard, am Rande des Fischteichs auf dem Bauch gelegen und versucht hatten, die trägen, goldgelben Karpfen mit der Hand zu greifen.
    In die Glut des Sonnenuntergangs getaucht, waren sie dann nach Hause gepilgert, beide naß und schmutzig, aber strahlend vor Glück - er und sein kleiner Junge. Damals waren sie einander so nahe, wie er es heute Barbara gewesen war. Ein Leben voller Glück - ach, zuviel Glück!
    Heute Nachmittag in Smallbridge, während Brown und der Postjunge seine Seekiste zur Kutsche hinausbrachten, hatte er von Richard Abschied genommen, hatte er ihm die Hand geschüttelt wie einem Mann. »Mußt du wieder in den Krieg, Vater?« hatte Richard gefragt. Dann kam noch ein Abschied von Barbara, er war alles andere als leicht gewesen. Wenn er Glück hatte, war er womöglich in vierzehn Tagen wieder zu Hause, aber das konnte er ihr nicht sagen, es hätte zuviel von der Art seiner Aufgabe verraten. Das bißchen Täuschung genügte aber schon, das Gefühl der Einheit, der unzertrennlichen Verbindung zu erschüttern. So kam es, daß er sich wieder ein bißchen kalt und förmlich gab. Als er sich von ihr abwandte, war ihm seltsamerweise zumute, als hätte er etwas für immer verloren.

4. Kapitel
    Dann war er in die Kutsche geklettert und mit Brown an seiner Seite davongerollt. Bis Guildford ging es, während schon der Abend herabsank, an den Ausläufern der Downs entlang, dann fuhren sie auf der Straße nach Portsmouth weiter in die Nacht hinein. In wie vielen entscheidenden Stunden seines Lebens war er schon diese Straße gefahren! Der Übergang von Überfluß zu spartanischer Härte war so schrecklich kurz! Um Mitternacht setzte er seinen Fuß an Deck der Porta Coeli. Freeman begrüßte ihn am Fallreep, vierkant, untersetzt und dunkel wie je, eine schwarze Locke hing ihm nach Zigeunerart ins Gesicht, und man wunderte sich unwillkürlich, daß er keine Ohrringe trug.
    Hornblower brauchte nur zehn Minuten, um Freeman unter dem Siegel der Verschwiegenheit von der Aufgabe in Kenntnis zu setzen, die die Porta Coeli erwartete. In Ausführung der vier Stunden früher erhaltenen Order hatte dieser seine Brigg bereits seeklar gemacht, und als die zehn Minuten um waren, besetzten seine Leute sofort das Spill, um den Anker aufzuhieven.
    »Wird eine böse Nacht, Sir«, sagte Freeman irgendwo im Dunkel neben ihm. »Das Glas fällt immer noch.«
    »Ja, es sieht ganz so aus, Mr. Freeman.«
    Da stieß Freeman mit geradezu unwahrscheinlichem Stimmaufwand einen Befehl hervor. In diesem mächtigen, tonnenförmigen Brustkasten wohnte eine überraschende Lautstärke:
    »Mr. Carlow! Alle Mann auf! Großstengestagsegel bergen!
    Das zweite Reff in die Marssegel! Rudergänger! Kurs Südost zu Süd!«
    »Südost zu Süd, Sir.«
    Hornblower fühlte nur ein leises

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