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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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einmal Pierre aus dem Sattel.«
    »Lassen Sie lieber mich versuchen, Madame«, sagte Brown, aber Marie beachtete ihn gar nicht.
    Sie raffte ihre Röcke und setzte sich im Herrensitz in den Sattel. Dann drängte sie das Pferd vorwärts ins Wasser. Das Tier scheute und wäre zwischen den unter Wasser verborgenen Felsen beinahe gestürzt. Dann tastete es sich, von Marie mit Schenkeln und Sporen gedrängt, mit größtem Widerstreben langsam weiter hinein. Das Wasser reichte ihm schon fast bis an den Gurt, dabei hatte es, wie Hornblower annahm, noch nicht einmal das Ende des Felsenriffs erreicht, von dem Marie vorhin gesprochen hatte. Diese mußte dem widerstrebenden Gaul wiederum mit Gewalt ihren Willen aufzwingen, bis er sich endlich dazu bewegen ließ, weiterzugehen. Er machte noch drei Schritte... da... nun hatte er plötzlich keinen Grund mehr. Er versuchte verzweifelt in dem felsenübersäten Flußbett wieder Fuß zu fassen, war aber im nächsten Augenblick fast ganz verschwunden und wirbelte dann mit entsetzlicher Geschwindigkeit stromab, ehe er endlich wieder Grund unter seine Hufe bekam. Dabei flog Marie aus dem Sattel, hielt sich aber irgendwie am Sattelknopf und entging wie durch ein Wunder den Hufen des aufgeregten Tieres, das mit aller Kraft zum diesseitigen Ufer zurückstrebte. Marie kletterte endlich mühsam aufs Trockne, ihre nassen Kleider schlugen ihr schwer um die Glieder. Die anderen hatten dem Unternehmen schweigend zugesehen. Selbst in dem Augenblick, in dem Marie in höchster Lebensgefahr schwebte, hatte keiner von ihnen einen Laut von sich gegeben. Nun stand es unzweifelhaft fest: Die Furt war unpassierbar. »Jetzt müßten wir eben alle auf dem Wasser wandeln können, nicht nur Mylord«, sagte eine Stimme im Hintergrund. Sollte das ein Scherz sein? Jeder, der die Worte hörte, wußte, daß es keiner war. Hornblower schüttelte seine Benommenheit ab, er mußte denken, planen, Entschlüsse fassen, führen.
    »Ihr könnt es aber nicht«, sagte er. »Das kann nur ich allein, und schwimmen wollt ihr doch nicht. Oder? Also marschieren wir am Ufer entlang, bis wir ein Boot finden. Für ein Boot will ich gern zehn Wunder eintauschen.«
    Der Vorschlag wurde mit gedrücktem Schweigen aufgenommen. Dabei stellte sich Hornblower die Frage, ob die Männer auch nur halb so müde waren wie er selbst. Er zwang sich mit Gewalt aufzustehen und verbiß mit Aufwand seiner ganzen Willenskraft die furchtbaren Schmerzen an den wunden Füßen.
    »Los«, sagte er. »Hier können wir auf keinen Fall bleiben.«
    Ein Guerillaführer wäre nicht bei Troste, wenn er sein Nachtlager am Ufer eines unüberschreitbaren Flusses aufschlüge, wo er am leichtesten zu umzingeln ist. Wenn es so weiterregnete, mußten sie mindestens noch vierundzwanzig Stunden zuwarten, ehe diese Furt wieder benutzbar wurde.
    »Los!« wiederholte er. »Auf, Franzosen!«
    Es war vergebens. Sie versagten ihm den Gehorsam. Nur einige wenige richteten sich zögernd auf, die Mehrzahl vergewisserte sich nur mit einem Blick, wie sich die Kameraden verhielten, und ließ sich dann gleich wieder zurückfallen. Sie blieben ganz einfach liegen, die einen auf dem Rücken, die anderen mit dem Gesicht auf den gekreuzten Armen. Der Regen strömte immer noch auf sie herab, sie achteten nicht darauf.
    »Eine Stunde Rast«, sagte eine bittende Stimme.
    Ein anderer - Hornblower meinte den jungen Jean zu erkennen, der noch keine siebzehn Jahre zählte - begann laut und hemmungslos zu schluchzen. Die Leute waren offensichtlich am Ende ihrer Kräfte. Ein anderer, dachte Hornblower, ein Mann, der sich besser darauf verstand, die trägen Geister aufzurütteln, hätte sie vielleicht auch jetzt noch dazu vermocht, sich wieder in Bewegung zu setzen. Er selbst war jedenfalls nicht mehr dazu imstande. Wäre die Furt gangbar gewesen, dann hätten sie den Fluß überschritten und hätten sich schließlich auch am anderen Ufer noch ein paar Meilen landeinwärts geschleppt, aber angesichts dieser furchtbaren Enttäuschung waren sie für heute einfach zu nichts mehr zu gebrauchen. Schließlich wußten sie ja genauso gut wie er selbst, daß es keinen Zweck mehr hatte, etwas zu unternehmen. Der Aufstand war so oder so zu Ende, ganz gleich, ob sie weitermarschierten, bis sie tot zusammenbrachen, oder ob sie jetzt und hier Schluß machten. Das Unwetter und das Hochwasser, das die Furt unpassierbar machte, hatten dem Unternehmen den Garaus gemacht. Die Männer hatten im Laufe dieses

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