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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Boden unter ihren Füßen sog sich voll und wurde weich und schwammig, und das Unwetter wollte nicht aufhören. Der Donner rollte, die Blitze zuckten und erhellten die Finsternis unter den Bäumen. »Wie weit noch?« fragte Hornblower Marie. »Etwa zwei und eine halbe Meile.«
    Das waren noch drei Marschstunden. Bis dahin war es beinahe, wenn nicht schon ganz finster.
    »Der Regen wird die Furt tiefer machen«, sagte Marie.
    »Großer Gott!« entfuhr es Hornblower, ehe er seinen Schreck zu meistern vermochte.
    Achtzehn Halbbataillone waren über die Gegend verstreut, um auf sie Jagd zu machen, und er versuchte, mitten hindurch zu entschlüpfen. Alles hatte er aufs Spiel gesetzt, um an dieser unvermuteten Stelle den Übergang zu bewerkstelligen und dadurch die Verfolger wenigstens auf eine kurze Zeit abzuschütteln. Kamen sie nicht hinüber, dann schwebten sie in höchster Gefahr. Das Quellgebiet des mächtigen Stromes war eine felsige Gegend mit dünner Humusdecke. Jeder stärkere Regen bewirkte da schon nach kurzer Frist ein Steigen des Wasserstandes. Er wandte sich auf seinen müden Beinen um und forderte die Männer auf, ihre Schritte zu beschleunigen. Das mußte er für die ganze übrige Dauer dieses furchtbaren Marsches alle paar Minuten wiederholen, während die Dunkelheit vorzeitig hereinbrach und der Regen ohne Unterlaß hernieder rauschte, während die Gäule hinter ihren Führern stolperten und in die Knie gingen, daß die beiden Verwundeten jedes Mal vor Schmerzen aufstöhnten. Der Graf saß stumm und vorn übergebeugt im Sattel, das Wasser lief in Strömen an ihm herunter. Hornblower konnte ihm anmerken, daß er zu Tode erschöpft war.
    Da wurden sie durch Regen und Finsternis von vorn angerufen. Es war ein Mann von Browns Vorhut. Brown hatte den Waldrand erreicht und war nur noch durch das ebene, felsenbestreute Hochwasserbett vom Flußufer getrennt. Sie schlossen auf und machten zuletzt alle unter den letzten Bäumen Halt, während die Späher vorsichtig nach vorn schlichen, um festzustellen, ob nicht sogar diese einsame Uferstrecke durch Patrouillen bewacht war. Man konnte nicht mißtrauisch genug sein, wenn man auch annehmen durfte, daß in einer Nacht wie dieser jeder auf sein Wohl bedachte Posten sich davonmachte, um irgendwo Unterschlupf zu suchen. »Der Fluß rauscht so laut«, sagte Marie. Man konnte ihn wirklich hier, wo sie auf dem nassen, aufgeweichten Boden lagerten, sogar trotz des strömenden Regens deutlich hören. Hornblower wagte nicht daran zu denken, was man daraus schließen mußte.
    Browns Melder kam zurück, er hatte das Flußufer erkundet und, wie erwartet, keine Spur vom Feind entdeckt.
    Die Division Clausen mußte sich schon weit genug auseinanderziehen, wenn sie nur die Punkte im Auge behalten wollte, an denen sie den Gegner vermutete, sie konnte sich nicht darauf einlassen, auch an Stellen aufzutreten, an denen sie sein Erscheinen für unwahrscheinlich hielt. Mühsam rafften sie sich wieder auf, Hornblower litt von neuem brennende Schmerzen, sobald sein Körpergewicht wieder auf den wundgelaufenen Füßen ruhte. Er konnte anfänglich kaum gehen, auch seine Beine waren steif und müde und wollten ihm einfach nicht gehorchen. Der Graf kam zwar in den Sattel, aber sein armes Tier schien genauso fußmüde zu sein wie Hornblower selbst.
    Ein trauriges Häuflein, hinkten, humpelten und stolperten sie in die sinkende Nacht hinein. Es hatte längst aufgehört zu donnern, aber der Regen rauschte immer noch gleich stark vom Himmel herab. Sicherlich hielt er die ganze Nacht über an.
    Da schimmerte im Halbdunkel vor ihnen ein hellerer Streif, die wirbelnde Wasserfläche der Loire.
    »Die Furt beginnt weiter unten, dort bei jenen Bäumen«, sagte Marie. »Sie besteht aus einem Riff, das sich schräg flußaufwärts bis in die Mitte des Flußbettes zieht. Mit seiner Hilfe kommt man über die tiefe Rinne hinweg.«
    »Also los!« sagte Hornblower. Er war von Schmerzen und Müdigkeit so mitgenommen, daß er die letzte halbe Meile auf Händen und Knien zurückgelegt hätte, um nur endlich ans Ziel zu kommen. Sie erreichten das Ufer. Die jagenden Wassermassen schäumten brodelnd zwischen den Felsbrocken zu ihren Füßen.
    »Es ist schon zu tief«, sagte Marie. Damit sprach sie aus, was alle längst im stillen befürchtet hatten. Ihre Stimme verriet nichts, die Worte hatten keinen Klang, sie waren wie abgestorben.
    »Ich nehme einen Gaul und versuche es dennoch«, fuhr sie dann fort. »Helft

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