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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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verwickelte Bild prüfend überblickte, »und jene die Zukunft. Hier, im Vergangenen, steht vieles zu lesen. Da sehe ich Reichtum, Gold, dann sehe ich Gefahr, Gefahr und wieder Gefahr. Und Gefängnis, zweimal Gefängnis, Sir. Dann ist da eine dunkle Frau. Und eine blonde Frau. Und Reisen, Reisen über See.«
    Freeman redete mit der Gewandtheit eines richtigen Wahrsagers. Er rasselte seine ganze Weisheit herunter, ohne eine Pause zu machen, ohne Atem zu holen. Was sich dabei ergab, war eine hübsche Übersicht über Hornblowers Laufbahn.
    Hornblower hörte ihm mit Vergnügen dabei zu und staunte aufrichtig über die Zungenfertigkeit, die er entwickelte. Was Freeman sagte, konnte allerdings jeder sagen, der von seiner Vergangenheit etwa das wußte, was der allgemeinen Kenntnis zugänglich war. Nur einmal, als er kurz auf die tote Maria anspielte, zuckte er ärgerlich mit den Brauen, aber er lächelte gleich wieder, als Freeman rasch darüber hinwegglitt und alsbald auf seine Erlebnisse in der Ostsee zu sprechen kam.
    Dabei redete er nicht etwa seine Alltagssprache, sondern echten Zigeunerjargon, und das mit solcher Gewandtheit, daß es eine Freude war, ihm zuzuhören.
    »Hier ist auch noch eine Krankheit, Sir«, schloß er, »eine sehr gefährliche Krankheit, von der Sie erst vor kurzem wieder genesen sind.«
    »Erstaunlich!« sagte Hornblower mit gespielter Bewunderung. Im Vorgefühl eines Kampfes entwickelte Hornblower immer seine besten menschlichen Eigenschaften.
    So begegnete er auch jetzt seinem jungen Untergebenen.

10. Kapitel
    Lösungen mußten einfach sein - je verwickelter ein Mechanismus war, desto leichter konnte er versagen. Das war einer der Gründe gewesen, weshalb er darauf bestanden hatte, seinen Teil der Aufgabe bei Tage durchzuführen. Er fürchtete eben die verschiedenen Versager, die bestimmt eingetreten wären, wenn er sich darauf eingelassen hätte, seine kleine Armee im Dunkel der Nacht in dieser unbekannten Stadt zu landen. Tageslicht verdoppelte seine Aussichten auf Erfolg, es verdoppelte allerdings auch die Verluste, wenn der Erfolg ausblieb.
    Hornblower sah auf die Uhr - gut zehn Minuten lang hatte er sich dazu gezwungen, sie in der Tasche stecken zu lassen.
    »Mr. Crawley«, sagte er zu dem Steuermannsmaaten, der sein neuer Erster Offizier auf der Flame war, »lassen Sie Klarschiff anschlagen.« Wie er erwartet hatte, stand der Wind als leichter Zug aus Osten. Das Einlaufen nach Le Havre war unter diesen Umständen ein kitzliges Manöver, und er war froh, daß er sich entschlossen hatte, mit der kleinen tapferen Flame die Spitze zu nehmen und der schwerfälligen alten Nonsuch den Weg zu zeigen.
    »Schiff ist klar zum Gefecht, Sir«, meldete Crawley. »Danke sehr.«
    Hornblower sah wieder nach seiner Uhr - immer noch eine volle Viertelstunde bis zum Einlaufen. Eine nach achtern an die Porta Coeli gerichtete Anfrage ergab, daß auch die anderen Schiffe alle schon gefechtsklar waren. Er lächelte vor sich hin.
    Freeman, Bush und Howard waren also, genau wie er selbst, viel zu ungeduldig gewesen, um zu warten, bis es wirklich Zeit war.
    »Wohlgemerkt, Mr. Crawley«, sagte er, »wenn ich während des Einlaufens fallen sollte, dann bringen Sie die Flame dennoch unter allen Umständen am Kai längsseit. Sorgen Sie nur dafür, daß Kapitän Bush so schnell wie möglich benachrichtigt wird, aber laufen Sie mit der Flame auf jeden Fall weiter.«
    »Aye, aye«, sagte Crawley, »ich werde Ihrem Befehl entsprechend handeln.«
    Konnte der verdammte Kerl bei der Erörterung solcher Dinge nicht wenigstens ein bißchen mehr dergleichen tun? Nach dem Ton zu urteilen, in dem Crawley geantwortet hatte, mußte man ja fast annehmen, daß er den Tod Hornblowers für eine ausgemachte Sache hielt. Hornblower kehrte ihm den Rücken und ging mit raschen Schritten an Deck auf und ab, um sich der durchdringenden Kälte zu erwehren. Er warf einen Blick zu den Männern hin, die untätig auf ihren Gefechtsstationen warteten.
    »Hopp, Seeleute! Husch die Lerche!« rief er. »Zeigt einmal, daß ihr noch springen könnt.«
    Es hatte keinen Sinn, mit einer steifgefrorenen Besatzung ins Gefecht zu gehen. Die Geschützbedienungen und die Leute an den Schoten begannen, auf ihren Stationen richtige Bocksprünge zu vollführen. »Springt, Kerls, springt!«
    Hornblower hüpfte selbst herum wie ein Wilder, um ihnen ein Beispiel zu geben, denn er wollte, daß sie sich gründlich erwärmten. Bei jedem Sprung schlug er sich

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