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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Flucht, das ihm gerade im Nacken saß. Das war echt Pellew, daß er ihm von allen verfügbaren Kommandanten gerade Bush sandte, weil er um die alte Freundschaft wußte, die ihn mit Hornblower verband.
    »Camilla, 36 Geschütze, Kapitän Howard, Sir.« Howard war ihm nicht bekannt. Er blätterte in der Rangliste. Da stand er: Kapitän zur See, mit einem Rangdienstalter von noch nicht zwei Jahren. Wahrscheinlich war Pellews Wahl auf ihn gefallen, weil er jünger war als Bush.
    »Danke sehr. Antworten Sie:›Kommodore an...‹«
    »Verzeihung, Sir, die Porta signalisiert weiter:›Haben - an Bord - dreihundert Seesoldaten - über Besatzungsstärke‹.«
    Bravo, Pellew! Er hatte wahrhaftig sein Geschwader von Seesoldaten entblößt, um Hornblower eine Truppe zur Verfügung stellen zu können, mit der sich etwas anfangen ließ.
    Wenn er den Zug Seesoldaten der Nonsuch und eine Abteilung Matrosen dazurechnete, dann hatte er jetzt ein Landungskorps von rund fünfhundert Mann, um in Le Havre einzumarschieren, sobald sich die Gelegenheit dazu bot.
    »Danke sehr. Geben Sie jetzt:›Kommodore an Nonsuch und Camilla: Hocherfreut, Sie unter meinem Kommando zu wissen‹.« Hornblower sandte wieder einen spähenden Blick nach Le Havre hinüber. Dann sah er sich prüfend den Himmel an, schätzte die Windstärke, dachte an den Stand der Tide und rechnete sich aus, wann die Nacht anbrach. Drüben in der Stadt mußte Lebrun heute nacht losschlagen, wenn aus dem Plan überhaupt etwas werden sollte. Auch er mußte also bereit sein zu handeln.
    »Geben Sie:›Kommodore an alle Schiffe: Nach Dunkelwerden heranschließen. Nachterkennungssignal: Zwei Laternen nebeneinander an der Fockrahe‹.«
    »- an - der - Fockrahe. Aye, aye, Sir«, wiederholte der Fähnrich, während er das Signal mit dem Griffel auf die Schiefertafel kritzelte. Es war schön, Bush wiederzusehen, seine Hand zur Begrüßung zu schütteln, als er im Dunkel der Nacht das Deck der Flame betrat. Es war eine reine Freude, mit Bush und Howard und Freeman in der stickigen, kleinen Kajüte zusammenzusitzen und ihnen Pläne und Absichten für den kommenden Tag zu entwickeln. Es wirkte wunderbar befreiend, nach all der grauenhaften, selbstzerfleischenden Innenschau von vorhin wieder einen neuen Schlag gegen den Feind planen zu dürfen. Bush sah ihn mit seinen tiefliegenden Augen lange und prüfend an.
    »Sie haben sich schon wieder viel zugemutet, Sir, seit Sie sich eingeschifft haben.«
    »Ja, natürlich«, meinte Hornblower.
    Die letzten Tage und Nächte waren für ihn wirklich eine einzige Hetzjagd gewesen, auch nach der Wegnahme der Flame hatte die Plackerei kein Ende gehabt, die Umorganisation, die Beratungen mit Lebrun, die Abfassung der Depeschen und Berichte, alles das hatte ihn unausgesetzt in Atem gehalten.
    »Entschuldigen Sie meine Offenheit, Sir, aber ich fürchte, daß es zuviel für Sie war«, fuhr Bush fort. »Sie sind noch nicht genügend erholt, um wieder Dienst zu machen.«
    »Das ist ja Unsinn, was Sie da sagen«, protestierte Hornblower. »Ich habe doch fast ein Jahr Urlaub hinter mir.«
    »Krankenurlaub, Sir. Nach dem Typhus. Und jetzt...«
    »Und jetzt«, fiel ihm Howard, ein hübscher, dunkelhaariger, jung aussehender Mann, eifrig ins Wort, »was haben Sie in den wenigen Tagen schon wieder alles geleistet: Ein Schiff aus dem feindlichen Hafen geholt, ein siegreiches Seegefecht geführt, drei Prisen weggenommen, zwei Fahrzeuge versenkt, ein Landungsunternehmen geplant, einen mitternächtlichen Kriegsrat abgehalten.«
    Da stieg in Hornblower plötzlich der Ärger auf. Er blickte finster von einem zum anderen und fragte dann: »Was wollen Sie eigentlich, meine Herren? Wollen Sie mir etwa klarmachen, daß ich nicht mehr diensttauglich bin?« Seine gereizte Stimmung machte sie sofort schüchtern. »Nein, Sir«, sagte Bush.
    »Dann behalten Sie bitte Ihre Ansichten für sich.«
    Der arme Bush. Dabei hatte er sich doch nur voll ehrlicher Besorgnis nach der Gesundheit seines Freundes erkundigen wollen. Das wußte Hornblower auch ganz genau und war sich obendrein völlig im klaren darüber, wie unanständig es von ihm war, Bush für die Stunden des Elends büßen zu lassen, die er heute durchlitten hatte. Und doch konnte er der Versuchung des Augenblicks nicht widerstehen. Noch einmal blickte er von einem zum anderen und zwang sie alle, ihre Augen niederzuschlagen. Aber kaum hatte er das getan, kaum hatte er sich das armselige bißchen Genugtuung verschafft, das aus

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