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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Antwort. Der zuversichtliche Ton, das fließende Französisch und der Name Momas, alles das zusammengenommen mochte ihm so viel Zeitgewinn einbringen, daß das Geschwader unangefochten in den Hafen gelangte.
    »Wie heißt das Schiff?«
    Man konnte nicht gut annehmen, daß die Seeleute im Wachboot die Flame nicht erkannten. Die Frage war also wahrscheinlich nur rhetorischer Natur und hatte wohl den einzigen Zweck, dem verblüfften Kommandanten da drüben noch etwas Zeit zum Überlegen zu verschaffen. »Britische Brigg Flame«, rief Hornblower zurück. Er hatte in diesem Augenblick das Ruder gelegt, um den Molenkopf zu runden. »Drehen Sie bei, oder ich schieße auf Sie!«
    »Wenn Sie schießen, tragen Sie die Verantwortung«, antwortete Hornblower. »Wir haben wichtige Depeschen für Baron Momas!« Für den Rest des Weges bis zum Kai stand der Wind jetzt günstig. Die Kursänderung führte die Flame dicht an das Wachboot heran. Hornblower sah den Offizier vorn neben dem Buggeschütz stehen, an seiner Seite stand ein Matrose mit einem glühenden Luntenstock in der Hand. Die Leute erkannten zweifellos Hornblowers Gala und wurden dadurch vielleicht wieder stutzig, da es doch keinem Menschen einfiel, seine Galauniform anzuziehen, wenn er ins Gefecht gehen wollte.
    Auch das mochte ihm wieder etwas Zeitgewinn einbringen. Nun sah er, wie der Offizier heftig zusammenfuhr. Er hatte die Porta Coeli erkannt, die hinter der Flame aus dem Nebel auftauchte.
    Ein kurzer Befehl, die glühende Lunte senkte sich auf das Zündloch, der Dreipfünder donnerte los, und die Kugel fuhr krachend in die Bordwand der Flame. Dieser Schuß mußte natürlich die Batterien am Molenkopf und gegenüber am Kai alarmieren. »Das Feuer wird nicht erwidert!« rief er. Vielleicht konnte er dadurch wieder etwas Zeit gewinnen und vielleicht brachte ihm die gewonnene Frist sogar Nutzen. Er konnte allerdings nicht recht daran glauben. Hier im Hafenbecken war der Nebel nicht so dicht. Er unterschied bereits die schattenhaften Umrisse des Kais, die sich rasch immer deutlicher abzeichneten. In wenigen Minuten wußte er, ob er in der Falle saß oder nicht, ob die Batterien ihn nicht mit einem vernichtenden Feuerhagel empfingen. Hornblower ging noch einmal in rasender Eile alle getroffenen Vereinbarungen durch, während sich zu gleicher Zeit ein Teil seiner Aufmerksamkeit mit der Aufgabe befassen mußte, das Schiff gut längsseit zu bringen. Er konnte einfach nicht glauben, daß Lebrun ein doppeltes Spiel spielte. Wenn es aber wirklich so war, dann würde das dennoch nur für ihn selbst und für die Flame Vernichtung bedeuten, die anderen Schiffe hatten auch dann noch gute Aussicht, wieder herauszukommen. »Luv!« befahl er dem Rudergänger. Für die nächsten Sekunden war er vollauf damit beschäftigt, mit der Flame am Kai anzulegen. Es kam darauf an, das Manöver so schnell wie möglich auszuführen und dennoch allzu schwere Beschädigungen des Schiffes zu vermeiden. Die Flame legte sich knirschend und krachend längsseit, die Fender stöhnten, als fühlten sie körperliche Qualen. Im nächsten Augenblick sprang Hornblower in voller Gala mit Säbel, Dreimaster, Epauletten und allem sonstigen Zubehör erst auf das Bollwerk und von dort auf den Kai. Er nahm sich keine Zeit, sich umzusehen, aber er zweifelte nicht einen Augenblick, daß die Porta Coeli geankert hatte und bereitlag, überall unterstützend einzugreifen, wo es nötig war, er war sicher, daß die Nonsuch schon dabei war anzulegen und ihre Seesoldaten angetreten bereithielt, um sie sofort an Land werfen zu können.
    Er ging mit langen Schritten über den Kai und fühlte, wie sein Herz mit harten Schlägen klopfte. Dort lag die erste Batterie, ihre Geschütze starrten ihm aus den Schießscharten drohend entgegen. Hinter den Kanonen herrschte Bewegung, und aus der Wachunterkunft im Hintergrund kamen immer mehr Leute gerannt. Nun erreichte er den Rand des Grabens, seine Linke erhob sich zu einer Geste, die den Geschützbedienungen Einhalt gebot.
    »Wo ist euer Chef?« rief er.
    Er brauchte nicht lange zu warten, da sprang ein junger Mann in der blauroten Uniform der Artilleristen auf die Brustwehr.
    »Was wollen Sie?« fragte er.
    »Verhindern Sie unter allen Umständen, daß Ihre Leute schießen!« sagte Hornblower. »Haben Sie Ihre neuen Befehle denn noch nicht erhalten?« Seine Gala, seine sichere Haltung und die ganzen höchst sonderbaren Begleitumstände brachten den jungen Artillerieoffizier völlig

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