Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
gleichzeitig die Arme um den Leib, und die Epauletten der Gala, die er trug, hüpften dazu im Takt auf und nieder. »Höher, immer höher!«
    Seine Beine begannen zu schmerzen, und zuletzt bekam er kaum noch Luft, aber er wollte doch unter keinen Umständen vor den Mannschaften aufhören. Es tat ihm jetzt etwas leid, daß er der Regung nachgegeben hatte, die ihn mit der Springerei anfangen hieß.
    »Halt!« rief er endlich. Die eine Silbe kostete ihn buchstäblich den letzten Atemhauch. Er stand da und keuchte, und die Männer grinsten belustigt. »Hurra, Horny!« hörte man da eine Stimme vom Vorschiff her. Es war nicht festzustellen, wer gerufen hatte. Aber die Leute nahmen den Ruf sofort auf und brachen in ein heiseres Hurrageschrei aus. »Ruhe!!«
    Brown stand neben ihm und reichte ihm seine Pistolen. Um seine Augenwinkel zuckte es schalkhaft. »Laß das Grinsen sein!« fuhr ihn Hornblower an.
    Nun verbreitete sich bestimmt wieder eine neue Hornblower Legende in der Navy, ähnlich jener anderen von dem Hornpipe, der an Deck der Lydia getanzt worden war, während sie die Natividad verfolgte. Hornblower zog seine Uhr. Nachdem er sie wieder eingesteckt hatte, griff er nach dem Megaphon:
    »Mr. Freeman! Ich gehe über Stag. Geben Sie durch die Linie weiter: Im Kielwasser wenden. Mr. Crawley!«
    »Sir?«
    »Zwei Mann ans Lot, bitte.«
    Ein einzelner Lotgast konnte fallen, Hornblower wollte aber möglichst sichergehen, daß die Tiefenmeldungen nicht abrissen.
    »Vorschoten! Großschot!«
    Die Flame ging auf den Backbordbug, sie machte mit den Schratsegeln in der leichten Brise an die drei Knoten Fahrt.
    Hornblower sah, wie der Schatten der Porta Coeli dem Beispiel der Flame folgte. Und dahinter, immer noch unsichtbar, kam die alte Nonsuch - Hornblower hatte sie seit ihrer Ankunft noch mit keinem Auge erblickt. Wann hatte er sie überhaupt das letzte Mal gesehen? Das war damals in Riga gewesen, als er von Bord ging und sich den Typhus holte. Ja, der gute, alte Bush. Der Gedanke, daß er sich auf die donnernden Breitseiten der Nonsuch und Bushs unwandelbare Treue stützen durfte, gab Hornblower ein angenehmes Gefühl zuversichtlicher Ruhe.
    Die Lotgäste sangen ihre Tiefen aus, und die Flame tastete sich langsam durch das Fahrwasser nach Le Havre hinein.
    Hornblower hätte nur zu gern gewußt, was sich dort in der Stadt in diesen Stunden abspielte, aber dann rief er sich ärgerlich zur Ordnung und sagte sich, daß er es ja früh genug erfahren werde.
    Er hatte jetzt den Eindruck, als wüßte er wirklich noch jedes einzelne Wort der langen Unterredung mit Lebrun, in der sie alle Einzelheiten des tollen Unternehmens festlegten, das jener ausgeheckt hatte. Natürlich hatten sie dabei auch die Möglichkeit in Betracht gezogen, daß im entscheidenden Augenblick Nebel herrschte - ein Seemann, der dies im Winter in der Seinebucht außer acht ließe, wäre ja ein ausgemachter Narr.
    »Tonne Steuerbord voraus, Sir«, meldete Crawley.
    Das war die Mittelgrundtonne, das einzige Seezeichen in den verschiedenen Fahrwassern nach Le Havre, das die Franzosen nicht eingezogen hatten. Hornblower folgte der Tonne mit den Augen, wie sie dicht längsseit vorüberglitt und dann nach achtern entschwand. Der Flutstrom neigte sich ein bißchen über und staute sich an ihrer seewärts gewandten Seite zu einer kleinen Welle auf. Sie näherten sich jetzt der Hafeneinfahrt.
    »Hört genau her«, rief Hornblower laut über Deck. »Es fällt kein Schuß ohne meinen ausdrücklichen Befehl. Wer aus irgendeinem Grunde ein Geschütz abfeuert, ohne von mir Befehl dazu zu haben, den lasse ich nicht nur auspeitschen, den lasse ich hängen. Der baumelt an der Fockrahe, noch ehe die Sonne heute untergeht. Habt ihr das verstanden?« Hornblower war wirklich entschlossen, diese Drohung wahr zumachen - wenigstens in dem Augenblick, als er sie aussprach - , und als er sich nun umsah, ließ der Ausdruck seines Gesichts darüber keinen Zweifel aufkommen. Hier und dort murmelten die Leute »Aye, aye, Sir« - sie hatten ihn begriffen.
    »Qui va la?« schrie da eine Stimme querab aus nächster Nähe durch den Nebel. Hornblower vermochte gerade noch das französische Wachboot zu erkennen, das bei dickem Wetter vor der Einfahrt auf und ab zu rudern pflegte. Er war sich mit Lebrun darüber einig gewesen, daß es nicht einfach sein werde, dieses Wachboot von der Befolgung seiner Dienstvorschriften abzubringen.
    »Depeschen für Monsieur le Baron Momas«, rief Hornblower als

Weitere Kostenlose Bücher