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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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einer solchen Machtprobe zu gewinnen war, da reute ihn sein ganzes Benehmen, und er versuchte, es nach Kräften wieder gutzumachen.
    »Meine Herren«, sagte er, »ich habe meine Worte eben nicht genügend überlegt. Wenn wir morgen miteinander ins Gefecht gehen, dann müssen wir einander unbegrenztes Vertrauen schenken. Können Sie mir also verzeihen?«
    Ihre Antwort war ein verlegenes Gemurmel. Bush war über die Maßen erstaunt, eine solche Entschuldigung von einem Manne zu hören, der für seine Begriffe das Recht hatte, jedem ins Gesicht zu sagen, was er wollte. »Ich hoffe, Sie haben alle verstanden, was ich morgen erreichen will - vorausgesetzt, daß wir morgen angreifen«, fuhr Hornblower fort. Sie nickten, und ihre Blicke wanderten nach der Karte, die vor ihnen ausgebreitet lag.
    »Keine Fragen mehr?«
    »Nein, Sir,«
    »Ich weiß, daß der ganze Plan nicht viel mehr ist als ein skizzenhafter Entwurf. Unvorhergesehene Zufälle, plötzliche Schwierigkeiten können nicht ausbleiben. Kein Mensch kann im voraus wissen, was geschehen wird. Eines nur weiß ich genau, die Schiffe dieses Geschwaders werden unter allen Umständen in einem Geiste geführt werden, der unserer stolzen Flotte Ehre macht. Daran vermag ich keinen Augenblick zu zweifeln, denn Kapitän Bush und Mr. Freeman haben sich schon oft genug unter meinen Augen als tapfere, entschlossene Männer bewährt, und auch über Kapitän Howard habe ich sehr viel Rühmliches gehört. Mit unserem Angriff auf Le Havre beginnen wir ein neues Blatt, nein, schreiben wir ein neues Kapitel der Geschichte der Tyrannei.«
    Sie freuten sich sichtlich über seine Worte, deren Aufrichtigkeit sie unmöglich bezweifeln konnten, da sie ihm wirklich von Herzen gekommen waren. Als er ihrem Blick begegnete, lächelten sie. Maria hatte zu ihren Lebzeiten für jene angenehmen Lobreden, die den Zweck hatten, denjenigen, an den sie gerichtet waren, in gute Stimmung zu versetzen, einen merkwürdigen Vergleich. Sie nannte sie »Zucker für die Vögelchen«. Auch seine letzten Sätze eben waren nicht viel anderes gewesen »als Zucker für die Vögelchen«, und doch war jedes Wort davon völlig aufrichtig gewesen. Nein, doch nicht jedes, denn über die Fähigkeiten und Leistungen Howards wußte er in Wirklichkeit so gut wie nichts. In diesem Punkt hatte er also wirklich nur leere Phrasen gemacht. Aber seinen Zweck hatte er jedenfalls erreicht.
    »Damit wäre der dienstliche Teil unseres Zusammenseins beendet, meine Herren. Wie wollen wir uns den Abend nun weiter vertreiben? Womit kann ich Ihnen eine Freude machen?
    Kapitän Bush wird noch wissen, daß wir früher am Abend vor einem Gefecht immer Whist gespielt haben. Er macht sich allerdings nicht viel aus Whist, nicht wahr?« Das war sehr gelinde ausgedrückt. Whist spielen war für Bush eine Strafe, aber er nickte mit gutmütigem Grinsen zu Hornblowers lustiger Stichelei, und es war rührend zu beobachten, wie er sich darüber freute, daß Hornblower sich jener Eigenheit noch so gut erinnerte. »Sie sollten Ihre Nachtruhe haben, Sir«, sagte er, und sprach dabei als Ältester gleichzeitig im Namen der beiden anderen Kommandanten, die ihn durch einen stummen Blick dazu aufgefordert hatten. »Ich sollte eigentlich auf mein Schiff zurück, Sir«, unterstützte ihn Howard.
    »Ich auch, Sir«, fiel Freeman ein.
    »Nein, nein, ich lasse Sie noch nicht weg«, widersprach Hornblower.
    Freeman entdeckte auf dem Regal an der Schottwand ein Spiel Karten. »Ich möchte Ihnen allen noch schnell die Karten legen, ehe wir uns verabschieden«, schlug er vor. »Meine Großmutter, die Zigeunerin, hat mich diese Kunst gelehrt, Sir.
    Ich habe noch nicht alles vergessen, was ich von ihr erfuhr.«
    So stimmte es also doch, daß Freeman Zigeunerblut in den Adern hatte. Angesichts seiner dunklen Haut und seiner kohlschwarzen Augen hatte Hornblower längst etwas Derartiges vermutet. Aber nun war er doch etwas verblüfft, wie unbekümmert sich Freeman dazu bekannte. »Ja, legen Sie Sir Horatio die Karten«, sagte Bush.
    Freeman mischte mit gewandten Fingern, danach legte er das Päckchen Karten auf den Tisch, ergriff Hornblowers Hand und legte sie darauf. »Heben Sie bitte dreimal ab, Sir.«
    Hornblower machte den ganzen Hokuspokus geduldig mit, hob ab, hob wieder ab, während Freeman dazwischen mischte.
    Endlich nahm Freeman die Karten auf und begann, sie offen auf den Tisch auszulegen. »Diese Seite bedeutet die Vergangenheit«, erklärte er, während er das

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