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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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tanzten und sprangen auf und nieder, während er sich krampfhaft bemühte, im Sattel zu bleiben. Er jagte an der anderen Abteilung Seesoldaten vorüber, hörte die Hurras, die sie ihm zuriefen, und brachte schließlich das rasende Tier im letzten Augenblick am Rand des Grabens zum Stehen. Da kam ihm ein neuer Gedanke. Er trabte um die Batterie herum und gelangte an den Haupteingang auf ihrer Rückseite. »Öffnen!« schrie er. »Im Namen des Königs!«
    Dieses Machtwort tat seine Wirkung. Die Riegel schoben sich rasselnd zurück, und die obere Hälfte des riesigen Eichentores öffnete sich. Ein paar verdutzte Gesichter sahen ihm entgegen, und hinter ihnen erblickte er die Mündung eines angeschlagenen Gewehres - wahrscheinlich war das irgendein fanatischer Bonapartist oder ein sturer Kerl, dem durch Bluff nicht beizukommen war.
    »Nehmt doch dem Trottel dort das Gewehr weg!« befahl Hornblower. Die Bedrängnis des Augenblicks gab seiner Stimme eine Schärfe, die ihm sofort Gehorsam verschaffte. »So, und nun auf mit dem Tor!« Schon hörte er den Marschtritt seiner Seesoldaten in nächster Nähe. »Aufmachen!!« brüllte er.
    Endlich öffnete man, und Hornblower ritt langsam in die Batteriestellung ein.
    Da standen in ihren Bettungen zwölf riesige Vierundzwanzigpfünder, ihre Mündungen wiesen durch die Scharten hinunter auf den Hafen. Im Hintergrund stand der Ofen zum Erhitzen der Geschosse, daneben erhob sich eine Pyramide aus Kugeln. Hätten diese beiden Batterien ihr Feuer eröffnet, dann hätte sich auf dem Wasser bestimmt kein Gegner längere Zeit zu halten vermocht. Überdies hätten sie den Kai samt der ganzen Seefront der Stadt von Angreifern reingefegt. Und diese Batterien mit ihren fünf Fuß dicken und acht Fuß hohen Brustwehren, mit ihren zehn Fuß tiefen, in massiven Fels geschnittenen Gräben wären nie anders zu erobern gewesen als durch eine kunstgerechte Belagerung. Die Kanoniere starrten ihn und die hinter ihm einmarschierenden rotröckigen Seesoldaten völlig fassungslos an. Ein blutjunger Leutnant trat auf ihn zu: »Ich verstehe das Ganze nicht«, sagte er. »Wer sind Sie eigentlich, und warum haben Sie vorhin jene Worte gebraucht?«
    Der junge Leutnant brachte es einfach nicht fertig, das Wort König auszusprechen. Es war für ihn tabu. Deshalb redete er darum herum wie eine alte Jungfer, die an ihren Arzt eine peinliche Frage richten muß. Hornblower lächelte ihn ruhig an, er brauchte jetzt seine ganze Selbstbeherrschung, um seinen Jubel zu verbergen. Das mußte unbedingt sein, denn jeder allzu offen gezeigte Triumph konnte in diesem Augenblick nur Schaden bringen.
    »Für Frankreich beginnt heute eine neue Epoche«, sagte er.
    Da hörte man die Klänge einer Musikkapelle. Hornblower saß ab, ließ sein Pferd einfach stehen und eilte die Stufen hinauf, die auf der Rückseite in die Brustwehr geschlagen waren. Der Leutnant folgte ihm auf dem Fuße. Zu ihren Häupten hingen die riesigen Arme des Semaphors, und vor ihnen breitete sich das weite Bild des Hafens aus. Unten am Kai lag das Geschwader, die einzelnen Abteilungen des Landungskorps in roten Röcken oder weißen Hemden waren nach verschiedenen Richtungen auf dem Marsch, und auf dem Kai selbst zog die Musikkapelle der Seesoldaten im Gleichschritt mit rasselnden Trommeln und schmetternden Hörnern nach der Stadt. Die roten Röcke, das weiße Lederzeug und die glitzernden Instrumente boten einen prächtigen Anblick. Das war die Krone von Hornblowers Einfällen gewesen. Nichts konnte die schwankenden Verteidiger besser von seinen friedlichen Absichten überzeugen als eine Militärkapelle, die mit schmetternder Marschmusik durch die Straßen zog. Die Hafenverteidigung war nun in seiner Hand, und damit hatte er seinen Teil der Aufgabe erfüllt. Was immer Lebrun zugestoßen war, dem Geschwader drohte jedenfalls keine ernstliche Gefahr mehr. Gesetzt den Fall, der Hauptteil der Garnison wäre fest geblieben und wendete sich nun gegen ihn, so konnte er jetzt in aller Gemütsruhe die Kanonen der Batterie vernageln, die Pulvermagazine in die Luft jagen und seine Schiffe aus dem Hafen warpen. Natürlich nahm er dann auch an Beute und Gefangenen mit, was er noch in die Hand bekam.
    Wenn es einen kritischen Augenblick gegeben hatte, dann war es der gewesen, in dem das Wachboot seinen Schuß abgab.
    Schießen ist immer ansteckend. Aber die Tatsache, daß nur ein einziger Schuß gefallen war, der lange Verzug, der Nebel, all das hatte den unerfahrenen

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