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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Franzosen, was er eben gesagt hatte.
    »Brown, du kommst mit mir. Wenn ich gebraucht werden sollte, Howard, dann finden Sie mich auf dem Hauptplatz.«
    Howard konnte kein großes Ehrengeleit mehr aufstellen, es bestand nur aus je etwa zwanzig Matrosen und Seesoldaten, dafür schmetterte die Kapelle um so lauter und fröhlicher ihre Marschweisen, als Hornblower nun im Triumph durch die Hauptstraße einzog. Die Leute sahen sich je nachdem neugierig, verdrossen oder gleichgültig nach ihnen um, das war alles, nirgends bemerkte man etwas von tätlichem Widerstand. Auf der Place de l'Hotel de Ville herrschte mehr Leben und Betrieb.
    Hier sah man viele Berittene. Eine Abteilung der Polizei, die in Linie angetreten war, gab dem Schauspiel, das sich hier vollzog, das Gepräge ehrbarer Gesetzlichkeit. Was aber vor allem ins Auge fiel, war die Menge weißer Abzeichen. Die Gendarmen trugen weiße Kokarden auf ihren Hüten, die berittenen Amtspersonen hatten weiße Schärpen oder Armbinden angelegt.
    Weiße Flaggen - allem Anschein nach hatte man einfach Bettlaken dazu benutzt - hingen aus den meisten Fenstern. Zum ersten Male seit zwanzig Jahren wehte hier auf französischem Boden wieder die weiße Farbe der Bourbonen.
    Als er auf den Platz einritt, kam ein dicker Mann zu Fuß auf ihn zugeeilt. Um seinen Bauch trug er eine weiße Schärpe, gestern (so mußte Hornblower unwillkürlich denken) war es wohl noch die Trikolore gewesen. Hornblower machte sogleich heftige Gesten, um die Musik zum Schweigen zu bringen, kletterte aus dem Sattel und übergab Brown die Zügel seines Pferdes. Dann schritt er auf den Mann zu, der niemand anderes sein konnte als Momas.
    »Unser Freund!« rief Momas mit ausgebreiteten Armen.
    »Unser Verbündeter!«
    Dann fiel er Hornblower um den Hals, der aber fragte sich in diesem feierlichen Augenblick nur, was wohl seine Jantjes und Rotröcke hinter ihm denken mochten, wenn sie sahen, wie hier ein englischer Kommodore von einem fetten Franzosen abgeküßt wurde. Dann trat das Gefolge des Bürgermeisters herzu, und er tauschte auch mit diesen Herren Begrüßungen aus.
    An ihrer Spitze stand Lebrun, der über das ganze Gesicht strahlte. »Ein großer Augenblick, Sir!« sagte der Bürgermeister.
    »Ja, das ist wirklich ein großer Augenblick, Monsieur le Baron.«
    Der Bürgermeister winkte mit erhobener Hand nach dem Flaggenmast, der vor dem Rathaus stand. »Der feierliche Akt kann beginnen«, sagte er.
    Lebrun stand mit einem Blatt Papier neben ihm. Momas nahm es ihm aus der Hand und stieg damit die Stufen am Fuß des Flaggenmastes empor. Dann holte er tief Atem und verlas den Inhalt des Schriftstückes mit aller Lungenkraft, deren er fähig war. Seltsam, wie sich die französische Vorliebe für formale Gesetzlichkeit und äußerliche Ordnung selbst in diesem Augenblick offenkundigen Verrats nicht verleugnen konnte. Der ganze Aufruf war mit sprachlichen Archaismen durchsetzt und schien in seiner langatmigen Weitschweifigkeit kein Ende nehmen zu wollen. Er gedachte der Greueltaten des thronräuberischen Emporkömmlings Napoleon Bonaparte, stritt ihm alle Hoheitsrechte ab und leugnete seinen Anspruch auf die Treue des französischen Volkes. »Dagegen«, so lautete die feierliche Erklärung, »bekennen sich alle Franzosen freiwillig und begeistert zu der ununterbrochenen Herrschaft Seiner Allerchristlichsten Majestät Ludwigs XVIII., Königs von Frankreich und Navarra.« Bei diesen klingenden Worten holten die Männer am Fuß des Flaggenmastes geschäftig an den Leinen, und die weiße Standarte der Bourbonen stieg langsam am Mast in die Höhe. Nun war die Zeit für eine Geste der Anteilnahme von britischer Seite gekommen. Hornblower wandte sich nach rückwärts zu seinen Leuten.
    »Drei Hurras für den König!« schrie er. Dann stieß er den Dreimaster in die Höhe: »Hip, hip, hip - «
    »Hurra!« fielen die Seesoldaten ein.
    Die Hurras hallten dumpf über den Platz. Wahrscheinlich wußte von den Seesoldaten nicht einer unter zehn, für welchen König sie ihre Hurras ausbrachten, aber das tat nichts zur Sache.
    »Hip, hip, hip!« - »Hurra!«
    »Hip, hip, hip!« - »Hurra!«.
    Hornblower setzte seinen Hut wieder auf und grüßte in steifer Haltung zu dem weißen Banner hinauf. Dann war es aber Zeit, höchste Zeit, die Verteidigung der Stadt gegen die rasende Wut Bonapartes in die Hand zu nehmen.

11. Kapitel
    »Eure Exzellenz«, sagte Lebrun, während er sich in das Zimmer schob, in dem Hornblower an seinem

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