Hornblower 09 - Lord Hornblower
Gefühl, etwas gänzlich Ungereimtes zu sagen. »Und Seine Majestät, mein Onkel?«
»Darüber ist in der Depesche nichts gesagt, Königliche Hoheit. Seine Majestät wird zweifellos sofort England verlassen, vielleicht ist sie zur Stunde schon unterwegs.«
»Wir müssen zu ihrem Empfang in den Tuilerien sein.«
16. Kapitel
Hornblower saß in seinem Wohnzimmer im »Hotel Maurice« in Paris und las das raschelnde Pergamentblatt, das ihm die Kurierpost zwei Tage zuvor gebracht hatte, wieder und wieder durch. Für einen Menschen, der auf solche Dinge Wert legte, war sein Wortlaut mindestens ebenso erfreulich wie sein Inhalt:
Da die Größe und Dauer des Britischen Weltreiches zuvörderst dem Wissen und der Erfahrung seiner Untertanen auf allen Gebieten des Seewesens zu verdanken ist, halten Wir vornehmlich diejenigen Männer für würdig, die höchsten Ehrungen zu empfangen, die als Unsere getreuen Diener um die Erhaltung und Mehrung Unserer Herrschaft über die Weltmeere bemüht sind. Aus diesem Grunde haben Wir Uns entschlossen, Unseren liebwerten getreuen Sir Horatio Hornblower, Ritter des höchst ehrenwerten Bath-Ordens, in den Stand der Pairs von England zu erheben. Er stammt aus alter keltischer Familie, ist von Jugend auf für den Seedienst erzogen worden und hat während einer Folge verschiedener Dienstleistungen einen hohen Rang und eine ausgedehnte Befehlsbefugnis in Unserer Marine erreicht. Solchen Erfolg hat er seinen ausgezeichneten Fähigkeiten, vor allem aber den wichtigen, von Uns durch gebührende Auszeichnungen gewürdigten Dienstes zu danken, die er Uns mit unverbrüchlicher Treue, unerschütterlichem Mut und bestem Erfolg bei den verschiedensten bedeutenden Gelegenheiten geleistet hat. Während der vergangenen blutigen Kriege, die so lange Jahre in Europa gewütet haben und deren Verlauf eine große Zahl von Kämpfen und Unternehmungen zur See verursachte, hat es kaum eine Tat von nachhaltiger Wirkung gegeben, an der er nicht entscheidenden Anteil hatte, noch waren Gefahren und Schwierigkeiten je zu groß, als daß er sie nicht durch seine ausgezeichneten Tugenden und mit Hilfe seines nie versagenden Glücks überwunden hätte. Es erscheint Uns daher billig und recht, einen Untertan, der Unserer Person und seinem Vaterland so ausgezeichnet gedient hat, mit einem hohen Titel auszuzeichnen, um damit sowohl sein Verdienst sichtbar zu ehren, als auch andere zu Wertschätzung und Pflege aller männlichen Tugenden anzuspornen.
Nun war er also Mitglied des Oberhauses, Baron des Vereinigten Königreiches, Lord Hornblower of Smallbridge in der Grafschaft Kent. Es gab in der ganzen englischen Geschichte nur zwei oder drei weitere Beispiele dafür, daß ein Seeoffizier zum Pair ernannt worden war, ehe er den Rang eines Flaggoffiziers erreicht hatte. Lord Hornblower of Smallbridge hieß er nun. Er hatte sich natürlich dafür entschieden, in seinem neuen Titel den eigenen Familiennamen beizubehalten. Der Name Hornblower hatte gewiß etwas wunderlich Abseitiges an sich, aber er liebte ihn trotzdem und hatte keine Lust, ihn gegen die halbe Anonymität eines Lord Smallbridge oder Lord Ichweißnicht-Wie einzutauschen. Pellew hatte sich dem Vernehmen nach für den Namen Lord Exmouth entschieden, aber Pellews Geschmack war eben nicht der seinige. Sein Schwager war sogar von seinem Grundherrntitel zum alten Familiennamen zurückgekehrt, als er die nächsthöhere Adelsstufe verliehen bekam. Aus dem Earl of Mornington wurde nämlich der Marquis Wellesley. Ein anderer Schwager mußte auf den Namen Wellesley deshalb verzichten, weil sein Bruder das Vorrecht darauf besaß, und nannte sich daher Wellington. Dabei hatte er offenbar das Bestreben gehabt, wenigstens den Anklang an seinen Familiennamen zu erhalten.
Der war nun Herzog und stand damit natürlich hoch über dem einfachen Baron. Und doch waren sie nun alle drei Pairs, Lords und erbliche Gesetzgeber. Der kleine Richard war jetzt The Honourable Richard Hornblower und trat eines Tages als zweiter Lord Hornblower die Nachfolge seines Vaters an. Diese ganzen Titelformalien entbehrten nicht eines belustigenden Zuges. Da war zum Beispiel Barbara. Sie war die Tochter eines Earls - in diesem Fall zählte nur der Rang ihres Vaters und nicht die Tatsache, daß der eine Bruder jetzt Marquis, der andere Herzog war - und stand als solche von vornherein auf einer höheren Rangstufe denn als Frau eines Ritters des Bath-Ordens.
Bis gestern war sie Lady Barbara Hornblower
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