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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Fehler unterlaufen wäre. Eigentlich war es überraschend, daß er sich dafür entschieden hatte, weiter bei ihm in Dienst zu bleiben. Er hätte es doch sehr gut selbst zu etwas bringen können. »Du hörst ja kein Wort von dem, was ich sage«, sagte Barbara. »Arthur wird nach Wien gehen, um uns beim Kongreß zu vertreten. Castlereagh muß nach Hause, um das Parlament im Zaum zu halten.«
    »Wie, Arthur wird den Botschafterposten wieder aufgeben?« fragte Hornblower, nur um das Gespräch weiterzuführen. Der Wagen rasselte über das Kopfpflaster, die spärlichen Straßenlaternen gaben gerade so viel Helligkeit, daß man durch die Fenster das Gedränge der in allen Farben des Regenbogens uniformierten Pariser erkannte, die im Wirbel der ersten Friedenstage geschäftig da- und dorthin eilten.
    »Natürlich, das andere ist doch viel wichtiger. Alle Welt trifft sich in Wien, jeder Hof des ganzen Erdballs ist dort vertreten.«
    »Das ist anzunehmen«, sagte Hornblower. In der Tat wurde ja auf diesem Kongreß auch über das Schicksal der ganzen Welt entschieden. »Darüber wollte ich eben mit dir sprechen. Arthur braucht eine Dame des Hauses, weil er natürlich eine Gesellschaft nach der anderen geben muss. Er hat mich nun gebeten, mitzukommen und dieses Amt zu übernehmen.«
    »Oh, Gott!« Und er hatte geglaubt, ein belangloses, höfliches Gespräch zu führen! Nun sah er sich plötzlich vor diesem Abgrund. »Findest du diesen Vorschlag nicht herrlich?« fragte Barbara. Hornblower war schon im Begriff, mit einem ergebenen »Ja, mein Schatz« zu antworten, da wallten plötzlich Zorn und Empörung in ihm auf. Ungezählte Male hatte er seiner Frau zuliebe das Martyrium solcher offiziellen Festlichkeiten auf sich genommen. Und nun sollte diese Folter noch viel schrecklicher werden und überhaupt kein Ende mehr nehmen.
    Barbara sollte dem wichtigsten Delegierten dieses wichtigsten Kongresses, den die Welt je gesehen hatte, als Dame des Hauses, als Gastgeberin zur Seite stehen. Hornblower hatte inzwischen gelernt, daß die Diplomaten die Saat ihrer Pläne weit häufiger in den Salons ausstreuten als in den Kabinetten selbst.
    Auch Barbaras Salon mußte notwendig zum Schauplatz politischer Intrige und diplomatischer Doppelzüngigkeit werden.
    Sie war in diesem Salon die Dame des Hauses, Wellington selbst war der Hausherr, und er, welche Rolle spielte er?
    Jedenfalls war er dort noch viel überflüssiger, als er es hier schon war. Hornblower konnte nichts für sich entdecken als die erschreckende Aussicht, drei endlose Monate lang in Salons und auf Bällen erscheinen, Ballettvorstellungen über sich ergehen lassen zu müssen, ohne dem inneren, ja, ohne selbst dem äußeren Kreis der versammelten Gäste anzugehören.
    Niemandem würde es einfallen, ihm ein Kabinettsgeheimnis anzuvertrauen, und mit den kleinen Klatsch- und Skandalgeschichten der großen Welt wollte er durchaus nichts zu tun haben. Ein Fisch auf dem Trockenen war er dort in Wien, nichts anderes - übrigens kein übler Vergleich für einen in die Wiener Salons verschlagenen Seeoffizier...
    »Willst du mir nicht antworten?« fragte Barbara.
    »Der Teufel soll mich holen, wenn ich das mitmache!« platzte Hornblower heraus. Merkwürdig - bei all seinem Takt- und Feingefühl unterlief ihm im Verlauf der Gott sei Dank seltenen Auseinandersetzungen mit Barbara immer wieder das Mißgeschick, daß er, bildlich gesprochen, einen Schmiedehammer schwang, um damit einer Mücke zu Leibe zu gehen.
    »Du willst also nicht, mein Schatz?«
    Während dieser paar kurzen Worte verwandelte sich Barbaras Ton von beleidigter Enttäuschung am Anfang bis zu feindseliger Bitterkeit am Ende des Satzes.
    »Nein!« gab Hornblower schreiend zurück. Er hatte mit seinen wahren Empfindungen so lange und ängstlich hinter dem Berge gehalten, daß der Ausbruch jetzt besonders heftig ausfiel.
    »Du willst mich also um das größte Erlebnis bringen, das mir je beschieden sein wird?« sagte Barbara mit einem schneidenden Eishauch in der Stimme.
    Hornblower versuchte den Gefühlen, die ihn beherrschten, Gewalt anzutun. War es nicht viel einfacher, nachzugeben?
    Natürlich, ein Kinderspiel war das. Aber nein, er wollte nicht, konnte einfach nicht. Dabei hatte Barbara von ihrem Standpunkt aus tausendmal recht. Es war wirklich etwas Herrliches für sie, diesen Europäischen Kongreß als Hausfrau bewirten zu dürfen und in dieser Rolle an der Gestaltung einer zukünftigen Welt mitzuwirken Aber andererseits

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