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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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lassen Sie die Glocken nicht läuten?«
    »Monsieur - pardon, Eure Exzellenz - «, der Bürgermeister war sich nicht ganz im klaren, welchen Rang Hornblower seiner Uniform und dem Ordensband nach bekleidete. Er wollte jedenfalls sichergehen. »Wir ahnten nicht, wir wußten ja nicht genau...«
    »Sie müssen die Königsstandarte gesehen haben. Und Sie wußten außerdem ganz genau, daß Seine Königliche Hoheit von Le Havre hierher unterwegs war.«
    »Gerüchtweise, ja«, gab der Bürgermeister unsicher zu.
    »Aber...« Der Bürgermeister wollte sagen, daß er gehofft hatte, der Herzog werde mit überwältigender Truppenmacht und vor allem ohne viel persönlichen Aufhebens in die Stadt einziehen, so daß niemand gezwungen war, öffentlich für die Bourbonen Partei zu nehmen, was bei einer feierlichen Begrüßung unvermeidlich war. Gerade um dieses öffentliche Bekenntnis aber war es Hornblower zu tun, gerade dazu wollte er ihn zwingen. »Seine Königliche Hoheit«, sagte Hornblower, »ist ernstlich ungehalten. Wenn Sie seine Gunst wiedergewinnen und sich der Gnade Seiner Majestät des Königs, der ihm sehr bald folgen wird, versichern wollen, dann müssen Sie jetzt wenigstens nach besten Kräften versuchen, Ihren Fehler wieder gutzumachen. Von diesem Augenblick an, gerechnet in zwei Stunden, muß eine Abordnung, bestehend aus Ihnen selbst, allen Ihren Ratsherren, allen Standespersonen der Stadt, dem Präfekten und dem Unterpräfekten, falls sie noch hier sind, kurz, allen Persönlichkeiten von Rang und Namen, bereitstehen, Monseigneur feierlich willkommen zu heißen, wenn er landet.«
    »Aber Monsieur...«
    »Es wird festgestellt werden, wer anwesend ist«, sagte Hornblower, »... und wer fehlt«, fügte er hinzu. »Die Kirchenglocken können sofort mit dem Geläut beginnen.«
    Der Bürgermeister gab sich Mühe, Hornblowers Blick standzuhalten. Er lebte noch ganz in der Furcht vor Bonaparte und zitterte vor der Möglichkeit eines unvorhergesehenen Umschwungs, der ihn Bonaparte auf Gnade und Ungnade auslieferte. Dann wurde er natürlich für sein Verhalten beim Empfang der Bourbonen zur Verantwortung gezogen. Gerade deshalb wußte Hornblower genau, daß die Stadt Rouen es sich zweimal überlegen würde, in diesem Ringen neuerlich die Seite zu wechseln, wenn er sie einmal dazu vermocht hatte, den Bourbonen offen und vor aller Welt willkommen zu heißen. Er war fest dazu entschlossen, für die Sache des Königs immer mehr Verbündete zu gewinnen. »Zwei Stunden«, sagte Hornblower, »reichen leicht aus, alle nötigen Vorbereitungen zu treffen, die Abordnung zusammenzuholen, die Straßen zu schmücken und für Seine Königliche Hoheit und dessen Gefolge angemessene Unterkünfte bereitzustellen.«
    »Monsieur, Sie scheinen wirklich nicht zu verstehen, welche Weiterungen sich für uns aus einem so feierlichen Empfang ergeben werden«, versuchte der Bürgermeister einzuwenden.
    »Er bedeutet...«
    »Er bedeutet, daß Sie sich jetzt und hier entscheiden müssen, ob Ihnen an der Gunst Seiner Majestät des Königs gelegen ist oder nicht.« Dabei ließ Hornblower freilich unerwähnt, daß der Bürgermeister ja noch eine zweite, mindestens ebenso schwere Entscheidung zu treffen hatte, nämlich die, ob er es darauf ankommen lassen wollte, unter der Guillotine zu enden, wenn er Bonaparte in die Hände fiel.
    »Ein kluger Mann«, fügte Hornblower bedeutungsvoll hinzu, »wird sich da keinen Augenblick besinnen.«
    Der Bürgermeister besann sich jedoch so lange, daß Hornblower schon fürchtete, er werde Drohungen anwenden müssen. Er konnte zum Beispiel schon für den nächsten Tag harte Vergeltung durch die vorrückende Armee in Aussicht stellen. Wirksamer noch wäre die Drohung gewesen, die Stadt ohne Verzug mit seinen Schiffsgeschützen in Trümmer schießen zu lassen. Gewiß, es stand ihm frei, sofort solche Maßnahmen anzukündigen. Aber er hatte nicht die geringste Neigung, seine Drohungen womöglich wahrmachen zu müssen. Dann hätte er nämlich endgültig darauf verzichten müssen, den Eindruck zu erwecken, daß das Volk nach all den Jahren des Leides und der Tyrannei sein angestammtes Herrscherhaus mit echter Begeisterung willkommen hieß.
    »Die Zeit drängt«, sagte Hornblower und zog dabei seine Uhr.
    »Gut also«, sagte der Bürgermeister und rang sich endlich zu dem Entschluß durch, der immerhin für ihn den Tod bedeuten konnte. »Ich werde Ihrem Wunsche nachkommen. Darf ich Eure Exzellenz zu den Einzelheiten der

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