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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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viel zugemutet hatte. Die Frauen waren in solchen Dingen ja alle gleich.
    Wahrscheinlich hatte sie es nicht über sich gebracht, die Navy ohne ihre Aufsicht gewähren zu lassen, obwohl diese Navy, weiß Gott, tausendfache Erfahrungen in solchen Dingen besaß.
    Nein, sie hatte natürlich jede Kleinigkeit selbst anordnen und regeln wollen, und davon war sie jetzt begreiflicherweise ganz erschöpft.
    »Komm, setz dich zu mir in den Wagen, Liebling«, sagte er.
    »Gerard kann dein Pferd übernehmen.«
    »Mr. Gerard hat auch seidene Strümpfe an, genau wie du«, antwortete Barbara mit einem müden Lächeln. »Außerdem möchte ich ihm keinesfalls zumuten, sich in Uniform auf einem Damensattel zu produzieren.«
    »Mein Reitknecht kann Ihr Pferd nach Hause bringen, Lady Hornblower«, unterbrach der Gouverneur. »Es sieht ohnedies nicht so aus, als ob wir mit unserer Jagd Erfolg haben würden.«
    Hornblower kletterte aus der Kutsche, um Barbara aus dem Sattel und dann in den Wagen zu helfen. Gerard und Spendlove waren ihm gefolgt, sie warteten, bis die beiden Platz genommen hatten, und stiegen dann nach kurzem Zögern ebenfalls wieder ein. Sie saßen jetzt beide mit dem Rücken zu den Pferden.
    »Allmählich sollten wir etwas von den Bluthunden gehört haben«, meinte der Gouverneur. Die vier Hunde hatten inzwischen an beiden Ufern eine gehörige Strecke flußauf und flußabwärts abgesucht. »Vielleicht ist er gar auf einen Baum geklettert.«
    Hornblower sagte sich, daß ein Mensch gewiß findiger sein konnte als jeder Fuchs. Aber solche Gerissenheit wollte ihm wieder einmal so gar nicht zu dem jungen Hudnutt passen.
    Jetzt kam der Assistent des Provostmarschalls angetrabt.
    »Keine Spur einer Witterung, Exzellenz«, meldete er dem Gouverneur. »Weit und breit nichts mehr.«
    »Zu dumm! Dann bleibt uns eben nichts anderes übrig als kehrtzumachen. Schade, ich hätte mir besseren Sport erwartet Wenn Sie erlauben, Lady Hornblower, reiten wir Ihnen voraus.«
    »Wir sehen uns später zu Hause wieder, meine liebe Lady Hornblower«, rief auch Lady Hooper. Der Wagen drehte wieder um und folgte den Reitern. »Ich fürchte, du hast dir heute Vormittag eine Menge Arbeit gemacht«, sagte Hornblower. Da ihnen die Herren seines Stabes gegenübersaßen, konnte er nicht so ungezwungen reden, wie wenn sie allein gewesen wären. »O nein, durchaus nicht«, sagte Barbara und wandte den Kopf, um seinem Blick zu begegnen. »Danke der Nachfrage, mein Lieber, der Vormittag verlief durchaus angenehm. Und wie ist es dir ergangen? Hoffentlich ging auch bei eurer Feierlichkeit alles nach Wunsch.«
    »O ja, danke. Ransome -« er hielt inne und sprach plötzlich von etwas ganz anderem. Was er Barbara unter vier Augen über diesen Ransome sagen wollte, brauchte sein Stab nicht zu hören.
    Der Wagen ratterte müde die Straße entlang, eine Unterhaltung wollte in der brütenden Hitze nicht in Gang kommen. Die Fahrt schien endlos, aber zuletzt bogen sie doch in die Einfahrt zum Gouvernementsgebäude, Hornblower grüßte den salutierenden Posten, und dann hielten sie vor dem Tor.
    Adjutanten, Butler und Zofen erwarteten sie, aber Barbara war mit dem Umzug schon fix und fertig und hatte ihre und ihres Mannes Sachen in dem riesigen, für die vornehmsten Gäste bestimmten Appartement aus Schlaf- und Ankleidezimmer längst säuberlich in die Schränke und Schubfächer geordnet.
    »Endlich allein«, sagte sie lächelnd. »Jetzt geht es bald auf die Reise nach Smallbridge.« Ja, heute begann wieder einmal eine der Übergangszeiten, die Hornblower wie jedem Seemann so vertraut waren, jene seltsamen Tage und Wochen, da ein Lebensabschnitt zu Ende war und der nächste noch nicht begonnen hatte. Er war nicht mehr Oberbefehlshaber, nun galt es, das Dasein eines gewöhnlichen Sterblichen so lange zu ertragen, bis er wenigstens wieder Herr im eigenen Hause war.
    Für den Augenblick aber war ihm nichts wichtiger als ein Bad, denn das Hemd klebte ihm unter dem schweren Uniformrock auf den Rippen. Ob es ihm wohl je wieder verstattet war, sich irgendwo auf See von einer Deckwaschpumpe abspritzen zu lassen, während ihm der Passat wohlig die nasse Haut kühlte?
    Ach, damit war es vielleicht für alle Zeiten vorbei. Andererseits wollte er - wenigstens hier in Jamaika - bestimmt keine Uniform mehr tragen.
    Eine ganze Weile später kam Barbara mit einer ungewöhnlichen Bitte heraus: »Kannst du mir etwas Geld geben, Liebster?«
    »Selbstverständlich«, sagte Hornblower.

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