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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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ergriffen worden. Man war doch auf einer Insel, und diese Insel war nicht einmal besonders groß. Überdies gab es eine für ständig ausgeschriebene Belohnung von zehn Pfund für jede Nachricht, die zur Ergreifung eines Deserteurs führte. Und zehn Pfund, die waren in Jamaika - anders als in England - ein Vermögen. Ein Taglöhner verdiente sie kaum in einem Jahr, ein Sklave konnte sein Leben lang schuften und sparte noch nicht so viel Geld.
    Kein Deserteur entging hier seinem Schicksal. Seine weiße Haut, von seiner Uniform ganz zu schweigen, erregte Aufsehen, wo immer er sich auf der Insel blicken ließ, und die ein für alle Mal feststehende Belohnung hatte mit tödlicher Sicherheit zur Folge, daß er über kurz oder lang verraten wurde. Hudnutt mußte also den Häschern in die Hand fallen. Und dann nahm das Unheil erst richtig seinen Lauf. Für das Kriegsgericht gab es jetzt eine ganze Reihe zusätzlicher Anklagepunkte. Ausbruch, Desertion, Beschädigung staatlichen Eigentums, Beschädigung der Uniform. Kurzum, es mußte ein Wunder geschehen, wenn er nicht gehenkt werden sollte. Nur eine zweite Möglichkeit gab es noch: Daß er um die Flotte gepeitscht wurde, aber dann starb er mit aller Bestimmtheit unter den grausamen Hieben. Hudnutt war ein toter Mann - so weit hatte ihn sein musikalisches Talent am Ende gebracht.
    Diese düsteren Erwägungen gingen Hornblower durch den Kopf, bis das Boot an der Pier anlangte; sie verschlugen ihm die Sprache, als er den Wagen des Gouverneurs bestieg, um zum Gouvernementsgebäude zu fahren - sein eigener Chefwagen stand ihm ja nicht mehr zur Verfügung. Auch während der Fahrt blieb er in Schweigen versunken.
    Sie waren kaum eine Meile gefahren, als ihnen eine lustige Kavalkade mit klappernden Hufen entgegenkam. Hornblower entdeckte unter den Reitern und Reiterinnen sofort seine Barbara - er hätte sie in jeder Menschenmenge augenblicklich herausgefunden, auch wenn sie nicht so aufgefallen wäre wie hier auf ihrem leuchtenden Schimmel. Ihr zur Seite ritt hüben Seine Exzellenz, drüben Lady Hooper. Beide schienen sich lebhaft mit ihr zu unterhalten. Ihnen folgte eine gemischte Gesellschaft von Adjutanten und Zivilisten, den Schluß machte der Assistent des Provostmarschalls und zwei Mann seiner Wache. »Ach, sieh da, Hornblower!« rief der Gouverneur und brachte seinen Gaul zum Stehen. »Ihre Feier war wohl eher zu Ende als ich annahm.«
    »Guten Morgen, Sir«, sagte Hornblower, »Ihr ergebenster Diener, gnädige Frau.«
    Dann begrüßte er Barbara mit einem Lächeln - was ihn auch immer bedrücken mochte, sobald er sie erblickte, hatte er stets ein Lächeln bereit. Hinter ihrem Reitschleier sah man kaum, daß sie seinen Gruß auf die gleiche Art erwiderte.
    »Wollen Sie sich nicht an unserer Jagd beteiligen?« meinte Hooper.
    »Einer meiner Adjutanten tritt Ihnen sein Pferd ab.« Ein kurzer Blick in den Wagen belehrte ihn eines besseren. »Nein, das geht nicht, in seidenen Strümpfen sitzt sich's schlecht zu Pferde. Es ist besser, Sie fahren einfach im Wagen mit - wie eine Dame in gewissen Umständen, haha, wie die Königin von Frankreich! Drehen Sie um, Kutscher.«
    »Auf was für ein Wild jagen Sie denn, Sir?« fragte Hornblower, der aus der Veranstaltung nicht recht klug wurde.
    »Auf Ihren Deserteur. Ich hoffe, daß er uns die Sache nicht zu leicht macht.«
    Einem Menschen galt also diese Jagd - und ausgerechnet Hudnutt, dieser verträumte, wirrköpfige Musikant, sollte das armselige Jagdwild sein. Zwei farbige Bediente ritten in der Gesellschaft mit, jeder von ihnen führte eine Koppel schwarzbrauner, grauenerregender Bluthunde an der Leine.
    Nein, und nochmals nein, er wollte mit dieser Jagd nichts, aber auch gar nichts, zu schaffen haben. Am liebsten wäre er mit dem Wagen umgekehrt. Das ganze Unternehmen kam ihm vor wie ein Alptraum, aus dem er sich nicht wachrütteln konnte. Und Barbara, seine Barbara, nahm anscheinend unbeschwert daran teil! Das war das allerschlimmste. Am Werfttor, vor der hohen Palisade, machte die Kavalkade halt.
    »Da drinnen liegt das Gefängnis«, erklärte der Assistent des Provostmarschalls. »Sie können das Loch im Dach sehen, Sir.«
    Ein Stück Dach war aufgerissen. Wahrscheinlich war dieses Arrestlokal alles andere als stabil gebaut. Kam einer schon da heraus, so galt es zunächst noch, die fünf Meter hohe Palisadenwand zu übersteigen. Zuletzt aber, wenn ein Gefangener wirklich über dieses Hindernis ins Freie kam, wurde er mit

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