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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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waren Lady Leighton, gnädige Frau«, sagte Coleman.
    Das war gewiß eine harmlose Bemerkung, aber sie genügte, um Hornblowers ach so zerbrechliches Glück in Trümmer zu schlagen, den hell erleuchteten Saal zu verdunkeln und zu bewirken, daß das Stimmengewirr der Unterhaltung in seinen Ohren dröhnte wie ein tosender Strom, den Barbaras Stimme hoch und schrill übertönte.
    »Kapitän Coleman war der Flaggleutnant meines ersten Mannes«, erklärte Barbara. Natürlich. Sie hatte einen ersten Mann gehabt, sie war Lady Leighton gewesen. Hornblower brachte es fast immer fertig, diese Tatsache zu vergessen.
    Konteradmiral Sir Percy Leighton war für sein Vaterland gestorben, an Wunden, die er in der Schlacht in der Rosas-Bucht empfangen hatte. Das war nun schon volle dreizehn Jahre her.
    Aber Barbara war eben Leightons Frau, dann Leightons Witwe gewesen, ehe sie Hornblower angehörte. Dieser hatte kaum je ernstlich darüber nachgedacht, aber wenn er es je einmal tat, dann befiel ihn immer noch eine Eifersucht, die ihm selbst wie eitel Wahnwitz erschien. Sooft er daran erinnert wurde, regte sich aber nicht nur aufs neue die Eifersucht, er entsann sich vielmehr mit schmerzlicher Deutlichkeit immer wieder der Verzweiflung, des Neides, der elenden Selbstverhöhnung, aller jener bösen Gedanken und Gefühle, die ihn damals zerfleischten. Damals war er ein todunglücklicher Mann gewesen, und die Erinnerung beschwor das ganze Elend jener Tage wieder herauf. Was blieb in diesem Augenblick von dem erfolgreichen Seehelden, von dem Mann, der soeben wieder eine glänzend gelöste Aufgabe in andere Hände legte? Er war wieder ganz der kleine, unglücklich liebende Mensch von damals, der nicht einmal vor seinem eigenen verächtlichen Ich mehr Gnade fand. Er durchlebte von neuem das ganze Leid grenzenloser und doch ungestillter Sehnsucht, die den Eifersüchten des Augenblicks ihren besonderen Stachel verlieh.
    Hough hatte irgend etwas zu ihm gesagt und wartete auf eine Antwort, Hornblower riß sich zusammen und schüttelte rasch ein paar Floskeln aus dem Ärmel, er hatte keine Ahnung, ob sie auf Houghs Bemerkung paßten oder nicht. Dann verlor sich Hough im Gewühl, und Hornblower suchte eigentlich gegen seinen Willen Barbaras Blick zu erhaschen. Sie hatte wie immer ein Lächeln für ihn bereit, und er mußte es erwidern, obwohl er von vornherein wußte, daß dabei nur ein schrecklich verzerrtes, unfrohes Grinsen herauskam, das sich wie die Fratze eines Totenkopfes ausnahm. Ihr besorgter Ausdruck verriet ihm, wie blitzschnell sie ihm jede Stimmung vom Gesicht abzulesen verstand, und das machte alles nur um so schlimmer. Wie herzlos von ihr, in seiner Gegenwart von ihrem ersten Mann zu sprechen! Allerdings ahnte sie nichts von seiner Eifersucht, weil ihr Regungen solcher Art überhaupt fremd waren. Er aber hatte das Gefühl, als sei er plötzlich vom festen Boden abgekommen und in einen Morast getreten, der ihn zu verschlingen drohte.
    Inzwischen hatte Kapitän Knyvett den Saal betreten. Er war ein stämmiger Mann mit grauen Haaren, sein Jackett aus blauem Tuch war nur mit unscheinbaren Messingknöpfen besetzt. Als er auf Hornblower zutrat, besann sich dieser erst im letzten Augenblick darauf, daß er den Kapitän des Jamaika-Postschiffes vor sich hatte. »Heute in einer Woche können wir auslaufen, Mylord«, sagte er. »Die Aufforderung zur Aufgabe der Post geht morgen hinaus.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Hornblower.
    »Ich sehe schon«, fuhr Knyvett mit einer Geste fort, die sich auf Admiral Ransomes Anwesenheit bezog, »daß ich die Ehre haben werde, Eure Lordschaft und Ihre Ladyschaft auf meinem Schiff als Passagiere begrüßen zu dürfen.«
    »Ja, ja, gewiß«, sagte Hornblower. »Sie sind meine einzigen Passagiere«, meinte Knyvett. »Ausgezeichnet«, wiederholte Hornblower. »Ich bin überzeugt, daß Eure Lordschaft mit der Pretty Jane zufrieden sein werden. Sie ist ein gutes, sehr seetüchtiges Schiff.«
    »Davon bin ich auch überzeugt«, sagte Hornblower. »Ihre Ladyschaft kennt ja das Deckshaus schon, in dem Sie wohnen werden. Ich will sie fragen, ob sie mir vielleicht noch diesen oder jenen Vorschlag für seine Ausstattung machen will, der Ihrer Bequemlichkeit dienen könnte, Mylord.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen.«
    Knyvett verschwand nach diesem kalten Empfang in der Menge. Erst als er gegangen war, machte sich Hornblower klar, daß er bei ihm den Eindruck eines hochnäsigen, eingebildeten Adeligen hinterlassen

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