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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Licht, um Barbara nicht zu stören, und tappte so leise wie möglich im Zimmer umher.
    Zuweilen suchte sein Blick das zweite Bett an der Wand (in den Dienstgebäuden der Marine rechnete man nicht mit Ehefrauen, darum gab es hier keine Doppelbetten). Zum Glück schien sich dort unter dem Moskitonetz nichts zu regen, denn wenn Barbara wach geworden wäre, hätte er gewiß nicht umhin gekonnt, aufs neue den Fall Hudnutt zu erörtern.
    Auch am folgenden Morgen gab es dazu keine Zeit.
    Hornblower wurde so spät geweckt, daß er sofort ins Ankleidezimmer eilen mußte, um sich in seine Gala mit Ordensband und Stern zu werfen. Dann war es auch schon höchste Zeit, sich zum feierlichen Kommandowechsel zu begeben. Da er abgelöst wurde, fand er sich als erster auf dem Achterdeck der Clorinda ein und nahm dort an Steuerbord Aufstellung; sein Stab formierte sich hinter ihm. Sir Thomas Fell hatte ihn am Fallreep empfangen und war jetzt vollauf damit beschäftigt, die anderen Kommandanten wahrzunehmen, so, wie sie der Reihe nach an Bord erschienen. Die Kapelle der Seesoldaten (ohne Hudnutt) spielte auf dem Achterdeck bunte Weisen, die Pfeifen der Bootsmannsmaate zwitscherten ohne Unterlaß, um den Strom der Ankömmlinge zu begrüßen, die Sonne brannte vom Himmel herab, als wäre dies ein Tag wie jeder andere. Plötzlich schwieg aller Lärm, die Stille war voll dramatischer Spannung. Dann schmetterte der Musikzug die ersten Takte eines Marsches, Trommeln rasselten, Hörner bliesen ein Signal, als Ransome, gefolgt von seinem Stab, das Fallreep heraufkam und an Backbord Aufstellung nahm. Fell trat, die Hand grüßend am Hut, vor Hornblower hin:
    »Besatzung angetreten, Mylord.«
    »Danke, Sir Thomas.«
    Spendlove drückte seinem Chef ein Blatt Papier in die Hand, dann trat Hornblower einen Schritt vor und las: »Befehl der Herren Lordkommissare in Ausübung der Befugnisse des Lordgroßadmirals an mich, Horatio, Lord Hornblower, Ritter des Großkreuzes des Allerhöchsten Bath-Ordens, Konteradmiral des Roten Geschwaders...« Es fiel ihm schwer, zu vermeiden, daß seine Stimme beim Lesen zitterte, darum zwang er sich zu einer möglichst schroffen, unbeteiligten Ausdrucksweise. Als er zu Ende war, faltete er das Papier zusammen und gab dann seinen letzten Befehl.
    »Sir Thomas, wollen Sie die Güte haben, meine Flagge niederholen zu lassen.«
    »Aye, aye, Mylord.«
    Der erste von dreizehn Salutschüssen donnerte los, als die rote Flagge langsam von der Gaffelpiek niederschwebte. Es dauerte endlos, bis sie endlich unten war, sechzig Sekunden, die Zeit, die dreizehn Schüsse Salut in Anspruch nahmen. Als die Flagge an Deck anlangte, war Hornblower um neunundvierzig Pfund, drei Shilling und sieben Pence monatliches Kommandogeld ärmer.
    Im nächsten Augenblick trat Ransome, ebenfalls mit einem Blatt Papier in der Hand, vor, um den Befehl der Lordkommissare an ihn, Henry Ransome, Inhaber des Allerhöchsten Bath-Ordens und Konteradmiral des Blauen Geschwaders, zu verlesen.
    »Heißen Sie meine Flagge, Sir Thomas.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Jetzt stieg die blaue Admiralsflagge zur Gaffelpiek auf. Bis sie oben anlangte und ausgerissen wurde, herrschte lautlose Stille an Bord; erst als sie sich in der Brise entfaltete, donnerte der Salut, ertönte wieder ein schmetternder Marsch. Als der letzte Schuß gefallen war, hatte Ransome nach Recht und Gesetz die Stellung eines Oberbefehlshabers Seiner Majestät Schiffe und Fahrzeuge in den Westindischen Gewässern übernommen. Die Kapelle schmetterte immer noch ihre Weisen, als Hornblower vortrat und vor dem neuen Befehlshaber die Hand zum Gruß erhob.
    »Bitte um die Erlaubnis, von Bord gehen zu dürfen, Sir.«
    »Die Erlaubnis ist Ihnen hiermit erteilt.« Die Trommeln rasselten, die Hörner schmetterten, und die Bootsmannsmaate trillerten auf ihren Pfeifen, als er langsam das Fallreep hinabstieg. Vielleicht hätte ihm jetzt die schmerzliche Rührung des Abschieds böse zugesetzt, aber es war schon dafür gesorgt, daß er sich seinen Gefühlen nicht überlassen konnte.
    »Mylord«, sagte Spendlove, der neben ihm im Boot saß. »Ja, was ist?«
    »Der Arrestant - Hudnutt, der Spielmann der Seesoldaten...«
    »Was ist mit ihm?«
    »Er ist weg, Mylord. Heute nacht ist er ausgebrochen.« Jetzt war es um den Mann endgültig geschehen, es gab keine Rettung mehr für ihn. Er war schon so gut wie tot, wenn es ihm nicht bald sogar noch schlimmer erging. In Jamaika war noch jeder Deserteur, jeder Ausbrecher wieder

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