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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Hornblower entwickelte in Geldfragen ein Zartgefühl, über das die meisten Männer gelacht hätten. Barbara hatte ein ansehnliches Vermögen in die Ehe mitgebracht, das jetzt natürlich ihm gehörte. Dennoch belastete ihn - eigentlich ganz ungereimterweise - immer wieder die Vorstellung, daß sie ihn bitten mußte, wenn sie Geld haben wollte. Dieses Schuldgefühl war natürlich ganz abwegig und geradezu lächerlich. Wenn man von den verhältnismäßig bescheidenen Summen für den Haushalt absah, hatte die Frau mit der Geldwirtschaft nichts zu schaffen. Sie konnte nicht einmal einen Scheck rechtsgültig unterschreiben, geschweige denn Geschäfte tätigen. Das war auch nur recht und billig, wenn man sich klarmachte, wie wenig die Frauen zu solchen Dingen taugten. Allerdings, Barbara machte da wohl eine Ausnahme. Darum war es aber nicht minder Aufgabe ihres Mannes, das Geldvermögen zu verwalten und nur soviel herauszugeben, wie gebraucht wurde.
    »Wie viel willst du denn haben, Schatz?«
    »Zweihundert Pfund«, sagte Barbara.
    Zweihundert Pfund? Zweihundert Pfund! Das gab ihrem Verlangen ein ganz anderes Gesicht. Zweihundert Pfund waren ein Vermögen! Wozu in aller Welt brauchte Barbara hier in Jamaika so viel Geld? Auf der ganzen Insel gab es sicherlich kein Kleid, kein Paar Handschuhe, nichts, was sie verlocken konnte. Gut, vielleicht ein paar Andenken. Die wertvollste Schildpatt-Toilettengarnitur in ganz Jamaika kostete noch nicht einmal fünf Pfund. Zweihundert Pfund? Ein paar Dienstmädchen mußten beim Abschied Trinkgelder von ihr bekommen, gewiß, aber fünf, bestenfalls sechs Shilling für jede waren da mehr als genug. »Zweihundert Pfund?« sagte er diesmal laut. »Ja, Schatz, ich bitte dich darum.«
    »Die Trinkgelder für den Butler und die Pferdeknechte zahle ich natürlich selbst«, sagte er, weil er immer noch herauszufinden suchte, wozu sie diese Riesensumme zu benötigen glaubte.
    »Ich weiß, mein Schatz«, sagte Barbara geduldig, »ich brauche das Geld für andere Zwecke.«
    »Es ist aber sehr viel, bist du dir darüber klar?«
    »Dennoch meine ich, daß wir uns den Betrag leisten können.
    Ich bitte dich darum, mein Schatz.«
    »Gewiß, gewiß«, sagte Hornblower in aller Hast. Er konnte es nicht ertragen, daß ihn Barbara so flehentlich bat. Alles, was er besaß, gehörte ja ihr. Es hatte ihm immer die größte Freude gemacht, ihre Wünsche vorwegzunehmen, jeder Bitte zuvorzukommen, so daß sie sie nicht mehr auszusprechen brauchte. Jetzt schämte er sich, daß Barbara, seine herrliche Barbara, sich dazu hergeben mußte, ausgerechnet von ihm eine Gunst zu erbitten, von ihm, der ihrer doch so wenig wert war.
    »Ich schreibe eine Anweisung an Summers«, sagte er, »er ist der Kingstoner Vertreter von Coutts.«
    »Vielen Dank, Liebling.«
    Als er ihr die Anweisung übergab, konnte er sich trotz allem einer ernsten Mahnung nicht enthalten. »Nicht wahr, du paßt mir gut darauf auf, mein Schatz?« sagte er.
    »Zweihundert Pfund, ob in Noten oder in Gold...« Weiter waren seine besorgten Worte nicht zu verstehen, seine Rede endete in zusammenhanglosem Gemurmel. Er hatte nicht die Absicht, seine Nase in Barbaras Angelegenheiten zu stecken, und dachte erst recht nicht daran, die Autorität über sie auszuüben, die dem Ehemann seiner Frau gegenüber nach Recht und Sitte zustand. Jetzt endlich fiel ihm ein, wie sich Barbaras Verlangen vielleicht erklären ließ. Lady Hooper war eine leidenschaftliche und sehr gute Kartenspielerin, und es war durchaus denkbar, daß Barbara schwer an sie verloren hatte.
    Barbara spielte zwar auch recht gut, sie war vor allem kühl und überlegt und hatte damit ganz das Zeug, ihren Verlust wieder zurückzuholen. Vielleicht konnten sie auf der Heimreise ein paar Partien Pickett miteinander spielen. Wenn Barbara überhaupt einen Fehler an sich hatte, so war es der, daß sie ein wenig gedankenlos abwarf, wenn ihr Partner am Spiel war, aber da konnte er ihr meist unauffällig ein bißchen helfen. War es nicht im Grunde ein hübscher, liebenswürdiger Gedanke, daß seine Barbara ihm, dem notorischen Gewinner, ihren Spielverlust nicht eingestehen wollte? Die hohe Achtung, die er vor ihr empfand, ging bei ihm (wie der Duft eines Beefsteaks mit dem des Senfs) mit dem Wissen Hand in Hand, daß sie eben doch ein Mensch war. Hornblower wußte, daß es ohne Achtung keine Liebe gab - daß aber zur wahren Liebe ebenso wohl ein lustiges Augenzwinkern gehörte.
    »Du bist doch der liebste und

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