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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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herauszuholen. Hier, an den Mast gebunden, mochte sie noch so lange leben, wie sie die Nässe und das unaufhörliche Herumgestoßenwerden aushielt, vielleicht so lange, bis die Pretty Jane vollends in Stücke ging. Er für seine Person hatte ja ein verlorenes Spiel schon mehr als einmal bis zum bitteren Ende durchgespielt, jetzt mußte er sich stark machen, es auch für Barbara zu tun. In diesem Sinne traf er seine Entscheidung.
    Um Barbaras willen entschloß er sich, solange mit den Elementen weiterzuringen, wie das überhaupt möglich war.
    Obwohl ihm der heulende Sturm fast die Besinnung raubte, zwang er sich dazu, logisch zu denken, und hatte nach kurzer Zeit seinen Plan fertig. Als das Toben der Elemente wieder einmal für einen Augenblick nachließ, machte er sich auf den kurzen und doch so gefährlichen Weg zum Fuß des Großmastes.
    Dort ging er mit wahnwitziger Hast ans Werk. Zwei ordentliche Stücke von den Großmarssegelschoten mußten her - es galt einen klaren Kopf zu behalten, damit sie sich nicht hoffnungslos vertörnten. Dann wieder zwei tollkühne Wege, zuerst ans Ruder, dann zum Deckshaus. Er riß die Tür auf und taumelte, die Leinen in der Hand, über das Süll hinein. Drinnen standen zwei Fuß Wasser, das bei jeder Bewegung des Schiffs von einer Seite zur anderen rauschte. Barbara war da, er unterschied sie in dem bißchen Licht, das durch die Tür hereinfiel. Sie hatte sich, so gut es ging, in ihrer Koje festgekeilt.
    »Liebste«, sagte er. Hier im Deckshaus konnte man sich trotz des tollen Lärms von allen Seiten gerade zur Not verständigen.
    »Ich bin hier, mein Schatz«, gab sie zur Antwort. In diesem Augenblick brach wieder eine gewaltige See über die Pretty Jane herein. Das Wasser strömte durch die klaffenden Nähte des Deckshauses, und er fühlte deutlich, wie das ganze Ding an seinen gelockerten Befestigungsbolzen rüttelte. Eine Sekunde lang packte ihn wilde Verzweiflung, weil er das Gefühl hatte, daß er schon zu spät kam, daß das ganze Deckshaus mit ihnen beiden im nächsten Augenblick weggeschwemmt würde. Aber es hielt erstaunlicherweise noch einmal stand. Als sich die Pretty Jane wieder auf die entgegengesetzte Seite legte, schwemmte ihn das zurückflutende Wasser gegen die andere Schottwand. »Ich muß dich hier herausholen, Schatz«, sagte Hornblower und gab sich Mühe, daß seine Stimme möglichst gelassen klang. »Wenn ich dich an den Großmast binde, bist du bestimmt sicherer.«
    »Tu, was du für richtig hältst, mein Schatz«, sagte Barbara vollkommen ruhig.
    »Ich knote dir diese beiden Leinen um den Leib«, sagte Hornblower. Barbara hatte es fertiggebracht, sich schon vor seinem Kommen anzuziehen, jedenfalls hatte sie irgendwelche Kleider an. Hornblower legte ihr die Leinen um, während das Schiff unter ihren Füßen rollte und stampfte, sie hielt die Arme hoch, damit er besser zurechtkam. Er schlang die erste Leine um ihre Hüften und die zweite unter ihren Schultern hindurch.
    »Nun hör mir gut zu«, sagte er und erklärte ihr dann, solange sie noch in der vergleichsweisen Ruhe des Deckshauses waren, was er von ihr wollte, wie sie eine Gelegenheit abpassen sollte, um vom Deckshaus ans Ruder, und die nächste, um von dort an den Großmast zu eilen. »Ich habe dich verstanden, Schatz«, sagte Barbara, »und jetzt gib mir noch einen Kuß, mein Herzallerliebster.« Er drückte ihr seine Lippen so flüchtig auf die nasse Wange, daß von einem Kuß eigentlich kaum die Rede war. Sein Unterbewußtsein sagte ihm nämlich, daß Barbara mit ihrem unzeitigen Verlangen ihrer beider Leben aufs Spiel setzte - zehntausend künftige Küsse galten ihr offenbar nichts gegen diesen einen just im gefährlichsten Augenblick. So war sie eben.
    Aber Hornblower fand an diesem Verhältnis von zehntausend zu eins nicht den geringsten Geschmack. Und Barbara zögerte noch immer... »Mein Schatz«, sagte sie, »ich habe dich immer geliebt.« Die Worte sprudelten ihr von den Lippen, dennoch dachte sie offenbar nicht daran, wie kostbar jede Sekunde war.
    »Mein Leben lang habe ich nur einen Menschen geliebt, und das bist du. Wohl hatte ich vor dir einen anderen Mann, ich konnte nur nicht mit dir darüber reden, weil ich dir damit wehgetan hätte. Aber jetzt sollst du es wissen - ich habe dennoch nie einen anderen Mann geliebt als dich - nie, mein Schatz, nie. Immer nur dich allein.«
    »Ja, ja, mein Liebling«, sagte Hornblower. Er hatte ihre Worte wohl gehört, konnte ihnen aber in diesem

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