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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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verdächtig.
    Das bedeutete wohl Sturm, und zwar noch vor morgen früh, meinte er. Um diese Jahreszeit war das hier in der Gegend zwar etwas ungewöhnlich, aber darum bestand noch längst kein Grund, sich Sorgen zu machen. Er wollte Barbara mit seiner Prognose nicht die Ruhe rauben, aber in der Nacht wachte er dann mehrmals auf, weil ihm das Schiff unheimlich zu rollen schien. Als die neue Wache herausgeholt wurde, stellte er fest, daß alle Mann an Deck bleiben mußten, um Segel zu kürzen, und fühlte sich versucht, ebenfalls aufzustehen, um sich von der Lage zu überzeugen. Ein klapperndes Geräusch an der Außenwand des Deckshauses weckte Barbara.
    »Was ist denn das?« fragte sie schlaftrunken. »Nur die Blenden, Schatz«, gab er zur Antwort. Irgendwer hatte die Blenden an die Bullaugen des Deckshauses geknallt und mit Vorreibern befestigt - Knyvett rechnete offenbar damit, daß sie bald schwere Seen übernahmen. Barbara war gleich wieder entschlummert, und Hornblower brachte es trotz allem fertig, ihrem Beispiel zu folgen. Aber schon eine halbe Stunde später war er wieder munter. Der Wind wehte immer noch gleich heftig, und das Schiff arbeitete so schwer in der Dünung, daß es in allen Verbänden stöhnte und krachte. Er lag im Finstern in seiner Koje und fühlte, wie die Brigg unter ihm rollte und überlag; er hörte nicht nur, wie das stehende Gut vom Winddruck vibrierte, sondern er fühlte dieses unablässige Zittern sogar im ganzen Körper, weil es sich über das Deck bis in seine Koje übertrug. Es drängte ihn immer mehr, hinaus an Deck zu gehen, um nach dem Wetter zu sehn, aber er wollte Barbara um keinen Preis stören. »Bist du wach, Liebling?« hörte er eine dünne Stimme von der anderen Seite des Deckshauses fragen. »Ja«, gab er zur Antwort. »Es scheint, wir bekommen Sturm.«
    »Ja, es weht ein bißchen«, sagte er. »Aber du brauchst dir darum keine Sorgen zu machen. Schlaf ruhig weiter, Liebling.«
    Jetzt konnte er erst recht nicht hinaus, weil Barbara aufgewacht war und natürlich merkte, was er tat. Er zwang sich, regungslos stillzuliegen. Da die Blenden angesetzt waren, herrschte im Deckshaus rabenschwarze Finsternis. Außerdem war es trotz des Sturms erstickend heiß, weil wahrscheinlich auch der Ventilator dichtgesetzt worden war. Die Pretty Jane vollführte die unmöglichsten Bocksprünge und legte sich ab und zu so weit über, daß er ernstlich befürchtete, Barbara könnte aus ihrer Koje fallen. Dann merkte er, daß in den Bewegungen des Schiffs ein Wandel eintrat, auch das ohrenbetäubende Knacken und Krachen, das die Finsternis erfüllte, klang mit einem Mal anders - Knyvett hatte die Pretty Jane beigedreht. Jetzt lag sie nicht mehr so weit über, aber sie stampfte dafür wie toll und verriet ihm dadurch, daß draußen gewaltiger Seegang herrschen mußte. Er wollte, er mußte endlich hinaus, um zu sehen, was dort los war. Nicht einmal die Uhrzeit wußte er, weil es viel zu dunkel war, um nach der Uhr zu sehen. Als ihn jetzt der Gedanke überkam, daß es vielleicht schon dämmern könnte, war es um seine Selbstbeherrschung geschehen.
    »Bist du wach, mein Schatz?« fragte er. »Ja«, sagte Barbara.
    Sie fügte nicht etwa hinzu: ›Bei diesem Lärm kann doch kein Mensch schlafen‹, weil sie den Grundsatz vertrat, daß ein gebildeter Mensch nie über einen Zustand Klage führen sollte, an dem er doch nichts ändern konnte oder vielleicht nicht einmal wollte.
    »Wenn es dir nichts ausmacht, daß ich dich eine Weile allein lasse, möchte ich gerne einmal an Deck gehen, Schatz«, sagte er.
    »Aber bitte, Liebling, laß dich nicht abhalten«, antwortete ihm Barbara. Sie verschwieg dabei, daß sie am liebsten mitgekommen wäre.
    Hornblower angelte nach Hose und Schuhen und tastete sich vorsichtig zur Tür. Lange Erfahrung mahnte ihn, sich vorweg kräftig abzuspreizen, ehe er den Türknopf drehte, aber selbst er war über den rasenden Sturm überrascht, der ihn draußen empfing. Das Toben war schon hier an der Tür schlimm genug, obwohl die Pretty Jane beilag und das Deckshaus daher an seiner Achterkante ein fühlbares Lee bot. Er trat bedächtig über das Süll und brachte es irgendwie fertig, die Tür hinter sich zuzuschlagen. Es wehte unheimlich, aber noch überraschender als die Kraft des Windes war seine Wärme. Die Luft, die ihm um die Ohren pfiff, schien geradewegs aus einem Ziegelofen zu kommen. Mühsam hielt er sich in der heißen, lärmerfüllten Finsternis auf dem schwankenden

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