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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Deck im Gleichgewicht und paßte einen ruhigeren Augenblick ab, um achteraus ans Ruder zu eilen. Wohl war er auf allerlei gefaßt, aber die Urgewalt des Sturms hätte ihn dennoch fast von den Beinen geweht, als er den Schutz des Deckshauses verließ. Die Luft war voll von fliegendem Gischt, der ihn im Augenblick durchnäßte, so daß es ihm plötzlich viel kühler zu sein schien als noch vor wenigen Sekunden. Alle diese Eindrücke nahm er auf dem kurzen Weg vom Deckshaus zum Ruder in sich auf. Dort unterschied er in der Finsternis ein paar schattenhafte Gestalten. Ein weißer Hemdärmel winkte ihm zu, zum Zeichen, daß er bemerkt worden war - das mußte Knyvett sein. Hornblower warf einen Blick auf den Kompaß, es kostete ihn redliche Mühe, seine schlummernden Kenntnisse zu wecken, um die richtigen Schlüsse aus dem zu ziehen, was ihm die schwingende Rose verriet. Die Windrichtung war ein gutes Stück westlich von Nord. Als er den Blick dann nach oben richtete, konnte er in der Finsternis eben noch unterscheiden, daß die Brigg unter dem Großstengestagsegel beilag, von dem auch nur das Schothorn zu sehen war. Knyvett brüllte ihm ins Ohr: »Hurrikan!«
    »Wahrscheinlich«, schrie Hornblower zurück. »Es kommt noch schlimmer, ehe es wieder abflaut!« Ein Hurrikan war um diese Jahreszeit, gut zwei Monate vor der eigentlichen Saison dieser Stürme, zum mindesten ungewöhnlich, aber die Vorzeichen von gestern Abend, die augenblickliche Windrichtung, alles das schien zu bestätigen, daß sie es wirklich mit einem dieser Wirbelstürme zu tun hatten. Es blieb jetzt nur noch herauszufinden, ob sie sich mitten in seiner Bahn oder an deren Rand befanden. Die Pretty Jane zitterte in allen Verbänden und holte wie trunken über, als eine kompakte See über ihren Bug an Deck brach und weiß leuchtend, fast phosphoreszierend zu ihnen achteraus schoß. Hornblower klammerte sich verzweifelt fest, als ihn die Flut hüfthoch umspülte - ein böses Vorspiel für das, was noch kommen konnte. Sie waren jetzt schon in erheblicher Gefahr. Kein Mensch vermochte zu sagen, ob und wie lange die Pretty Jane die wahnwitzige Beanspruchung aushielt, die ihr noch bevorstand. Außerdem trieb sie, beigedreht wie sie war, erheblich nach Lee, so daß sie womöglich irgendwo, auf Santo Domingo, auf Puerto Rico oder auch auf einem im Wege liegenden Cay, auf Grund geriet und völliger Zerstörung anheim fiel. Der Sturm heulte mit wachsender Gewalt um das Schiff.
    Als ein besonders starker Windstoß und eine besonders hohe See einmal unglücklich zusammentrafen, legte sich die Pretty Jane so weit auf die Seite, daß ihr Deck fast senkrecht hing.
    Hornblower klammerte sich mit aller Kraft fest, weil seine Füße auf den Planken keinen Halt mehr fanden. Die nächste See krachte gegen den aus dem Wasser ragenden Schiffsboden und schäumte in Sturzbächen über Deck und Menschen, dann erst richtete sich das Schiff langsam wieder auf. Kein noch so kräftig gebautes Fahrzeug hielt eine solche Beanspruchung lange aus.
    Ein dumpfer Knall in der Takelage, gefolgt von einer Reihe pistolenschußähnlicher Laute, veranlaßte Hornblower, einen raschen Blick nach dem Großstengestagsegel zu werfen. Er sah gerade noch, wie es aus seinen Lieks flog und zu schmalen Bändern zerriß, die wie Peitschen knallten, bis sie sich in nichts auflösten. Nur ein winziges Stück blieb erhalten und peitschte weiter am Stag, es war gerade groß genug, um den Steuerbordbug der Pretty Jane gegen die See zu halten.
    Es wurde Tag. Unter der tiefhängenden Wolkendecke verbreitete sich eine fahlgelbe Helle um sie her. Als Hornblower den Blick wieder einmal nach oben richtete, sah er auf der Großrah eine Verdickung, dann eine Blase. Gleich darauf platzte die Blase in lauter Fetzen. Der Wind riß das festgemachte Segel aus seinen Zeisings. Das wiederholte sich die ganze Rah entlang. Mit stählernen Fingern faßte der Sturm in die feste Rolle des Segels, um es loszureißen, aufzuschlitzen, zu Bändern zu fetzen und diese Bänder nach Lee davonzuwirbeln. Es war kaum zu glauben, daß ein noch so starker Sturm solche Kräfte zu entwickeln vermochte.
    Ebenso unglaublich war es, daß die See zu solcher Höhe auflaufen konnte. Ein Blick auf diese Wogenberge machte das jedes Maß übersteigende Arbeiten des Schiffes begreiflich.
    Auch für den erfahrenen Seemann war das Ausmaß dieser Seen beängstigend. Eine, die eben jetzt gegen den Steuerbordbug anrollte, war wohl nicht ganz so hoch wie ein

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