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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Unternehmen zu helfen. Hier am Mast waren sie für den Augenblick sicher und wollten diesen Platz um keinen Preis der Welt verlassen - wahrscheinlich begriffen sie überhaupt nicht, was er von ihnen wollte. Der rasende Sturm, dem sie ausgesetzt waren, betäubte alle Sinne; die unablässig über Deck stürzenden Wasserfluten und der ständige Kampf um einen Halt für die Füße ließen ihnen keine Zeit, die Gedanken zu sammeln. Eine Axt wäre vielleicht am besten gewesen, um die Wanten zu kappen, aber woher sollte er sie nehmen? Der Mann neben ihm trug ein feststehendes Bordmesser an seinem Gürtel. Hornblower streckte die Hand danach aus und zwang sich wieder einmal, ruhig zu überlegen.
    Er prüfte die Schneide, fand, daß sie scharf war, und schnallte dann dem Mann kurzerhand den Leibriemen samt Messer ab und sich selbst um den Leib - der Mann wandte nichts dagegen ein, er verfolgte sein Beginnen nur mit einem dummen, teilnahmslosen Blick. Wieder galt es jetzt, klar zu denken und richtig zu planen, ohne Rücksicht auf den heulenden Wind, den stechenden Gischt und die Wassermassen, die ihn fast erstickten. Er schnitt sich zwei ordentliche Tampen aus dem Wirrwarr von Tauwerk, das um ihn herumlag, und knotete sie sich beide so um die Brust, daß ein ausreichendes Ende frei blieb. Dann blickte er nach den Fockwanten und überlegte sich genau, was er zu tun hatte, weil ihm bestimmt keine Zeit zum Nachdenken blieb, wenn der Augenblick zum Handeln gekommen war. Ein Stück Reling bot dort vorn der Gewalt der Brecher immer noch Trotz - wahrscheinlich wirkten die Fockwanten wie eine Art Wellenbrecher. Er schätzte die Entfernung bis dorthin, dann löste er die Knoten, die ihn am Mast festhielten. Dabei fiel ihm seine Barbara ein, er schenkte ihr noch einen Blick und zwang sich sogar ein Lächeln ab. Sie stand in ihren Fesseln am Mast, der Hurrikan zerrte an ihrem langen Haar, so daß es, naß wie es war, waagerecht vom Kopf wegwehte. Er legte ihr noch eine weitere Leine um, damit sie besser gesichert war, mehr konnte er beim besten Willen nicht für sie tun. Was sich um sie herum begab, war ja eitel Wahnsinn, ein Narrenhaus, eine nasse, in allen Tonarten kreischende Hölle, aber eine Hölle, in der er, Hornblower, trotz allem einen klaren Kopf behalten mußte. Er wartete, bis der Augenblick zum Handeln gekommen war. Beim ersten Mal hätte er ihn ums Haar verpaßt und mußte sich schleunigst zurückziehen. Bis die nächste See über ihn hereinbrach, schnürte ihm die Aufregung die Kehle zu. Als sich das Wasser dann verlief, achtete er wieder genau auf die Bewegungen der Pretty Jane, dann biß er die Zähne zusammen, warf die letzte Leine ab, die ihn noch an den Mast gefesselt hielt, und eilte, so schnell ihn die Beine trugen, über das geneigte Deck nach vorn - die See und das Deck selbst boten ihm in diesem Augenblick ein Lee, das ihn davor bewahrte, über Bord geweht zu werden. Als er die Reling an den Fockwanten erreichte, hatte er gerade noch fünf Sekunden Zeit - ganze fünf Sekunden, um sich zu sichern, um sich an den Wanten festzuknoten. Dann brach auch schon der Kamm der nächsten See über ihn herein, eine wahre Sturzflut, die ihm zuerst die Beine unter dem Leib wegzog und fast im gleichen Augenblick auch die Hände losriß, so daß er ein paar Sekunden lang nur an seinen Leinen hing, bis ihm ein Wasserwirbel erlaubte, wieder einen Halt zu gewinnen. Die Pretty Jane schüttelte die Wassermassen mühsam wieder ab. Es war keine leichte Aufgabe, das Messerbändsel um das rechte Handgelenk zu knoten, darüber gingen kostbare Sekunden verloren, aber er durfte auf diese Sicherung nicht verzichten, da es sonst allzu leicht geschehen konnte, daß sein ganzes mühsames Beginnen mit einem lächerlichen Mißerfolg endete.
    Als er endlich fertig war, säbelte er verbissen auf das armdicke Want los, die nassen Hanffasern waren hart wie Eisen, es dauerte lange, aber allmählich bekam er sie doch durch, wenn auch immer nur ein paar Garne auf einmal. Ein Glück, daß er sich wenigstens vorher von der Schärfe des Messers überzeugt hatte. Er hatte das Want gerade halb durch, als die nächste Sturzsee über ihn hereinbrach. Kaum war er mit den Schultern wieder aus dem Wasser, säbelte er auch schon wieder weiter.
    Während des Schneidens fühlte er genau, wie der Zug des Wants beim Rollen bald etwas nachließ, bald wieder stärker wurde. Ob das Ende wohl gefährlich durch die Luft sauste, wenn es brach? Er kam zu dem Schluß, daß es

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