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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Spendlove dicht neben Hornblower stand. »Das Schiemannsgarn könnte bei sechs Meilen Fahrt eben noch halten«, meinte Spendlove nachdenklich. »Keinen Grund!« sang der Lotgast in den Rüsten aus. »Alle Mann auf, klar zum Segelsetzen!« Der Befehl wurde durch alle Decks gepfiffen, und gleich darauf breiteten sich die Bramsegel und die Royals unter ihren Rahen. Ehe noch viele Minuten vergangen waren, stand auf der Clorinda alles, was sie an Segeln führen konnte.
    Aber die Landbrise lag schon in den letzten Zügen und die Fregatte hatte kaum noch Steuer im Schiff. Ein paar Mal schlugen die Segel mit lautem Donnern back, aber noch gelang es, Kurs zu halten. Immer langsamer kroch die Clorinda unter einem wolkenlos blauen Himmel, von dem die Sonne erbarmungslos nieder brannte. »Das Schiff läßt sich nicht mehr auf Kurs halten, Sir«, meldete der Rudergänger. Unter dem Druck der anrollenden Dünung gierte die Clorinda träge hin und her. Die Estrella lag so weit voraus, daß ihr Rumpf schon fast unter der Kimm war.
    Plötzlich war da eine andere Luft, nur ein leiser, leiser Hauch; Hornblower fühlte ihn noch kaum auf seinem schweißnassen Gesicht, und die Clorinda sprach natürlich noch längst nicht darauf an. Diese Luft war wirklich etwas ganz anderes, nicht mehr der heiße Atem der Landbrise, sondern der frische Strom des Passats, der makellos rein über dreitausend Meilen freien Ozean einher wehte. Die Segel schlugen und killten, aber die Bewegungen der Clorinda wirkten nicht mehr so unbestimmt und ziellos. »Jetzt kommt er durch«, rief Fell. »Voll und bei!«
    Ein stärkerer Puff gab so viel Fahrt, daß das Ruder wirkte. Stille - wieder ein Puff - wieder Stille - und abermals ein Puff. Jeder dieser leichten Windstöße war um ein weniges stärker als sein Vorgänger. Der nächste endlich hörte nicht wieder auf, er hielt durch, er neigte die Clorinda sogar nach Lee. Eine See brach sich am Steuerbordbug und zerstob als flimmernder Regenbogen. Jetzt hatten sie den Passat gefaßt, jetzt konnten sie endlich hart am Wind mit Nordkurs hinter der Estrella hersegeln. Der reine, frische Wind versetzte das ganze Schiff in gehobene Stimmung, weil er allen das Gefühl gab, daß damit wieder die Zeit des Handelns gekommen sei. Endlich sah man wieder frohe Gesichter. »Die Estrella hat noch immer keine Marssegel gesetzt, Mylord«, sagte Gerard, der seinen Kieker anscheinend überhaupt nicht mehr vom Auge nahm.
    »Ich glaube nicht, daß sie das tun wird, solange sie Nord macht«, erwiderte Hornblower.
    »Am Wind gewinnt sie uns Höhe ab und läuft uns obendrein davon«, sagte Spendlove. »Das hat sie uns gestern zur Genüge bewiesen.«
    Gestern? War das erst gestern gewesen? Man konnte meinen, es wäre seitdem schon ein Monat verstrichen, soviel hatte sich seit jener Verfolgungsjagd schon ereignet. »Meinen Sie nicht, daß sich der Schleppsack irgendwie bemerkbar machen müßte?« fragte Fell, der eben nähergetreten war.
    »Nein, Sir«, sagte Spendlove, »jedenfalls nicht so, daß es uns auffiele. Solange ihn das Schiemannsgarn mit dem Hinterende nach vorn hält, kann er nicht wirken.« Fell bohrte seine gewaltige Rechte fest in die ebenso riesige Linke und rieb mit den Fingerknöcheln in der Handfläche.
    »Was mich betrifft«, sagte Hornblower und zog damit sogleich aller Blicke auf sich, »so werde ich mich jetzt endlich von all der Goldstickerei befreien. Ein leichterer Rock und ein lockeres Halstuch werden mir wohltun.« Sollte Fell seiner Unruhe und Aufregung weiter Luft machen - er ging unter Deck, als ob ihn der Ausgang dieses Unternehmens überhaupt nichts anginge. Es war geradezu eine Erlösung, als er unten in der heißen Kajüte die schwere Gala - zehn Pfund Uniformtuch und Gold - ablegen konnte und sich von Giles ein frisches Hemd und eine leichte weiße Hose zurechtlegen ließ.
    »Ich will doch mein Bad nehmen«, sagte er wie zu sich selbst.
    Er wußte genau, daß es in Fells Augen würdelos und disziplingefährdend war, wenn ein Admiral sein Vergnügen darin fand, sich unter der Deckwaschpumpe von grinsenden Matrosen abspritzen zu lassen. Er konnte diese Ansicht nicht teilen, im übrigen ließ sie ihn völlig kalt. Was war eine Waschung mit dem Schwamm gegen so ein köstliches Bad? Die Seeleute pumpten mit aller Kraft, und Hornblower hüpfte wie ein übermütiger Junge unter dem peitschenden Wasserstrahl umher. Hinterher war es ein doppelter Genuß, in das frische Hemd und die weiße Hose zu schlüpfen, er

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