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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Leidwesen ein, daß er beides schon in drei Stunden zum feierlichen Auslaufzeremoniell wieder anlegen mußte. Er griff zum Schwamm und wusch sich vom Kopf bis zu den Füßen mit Wasser aus seinem Waschbecken, dann ließ er sich in der Schlafkammer mit einem wohligen Seufzer in seine Koje sinken. Beim Wachwechsel wurde er von selbst wieder munter. In der Kajüte war es noch stockfinster, und er hätte in den ersten wachen Sekunden nicht sagen können, woher seine innere Unruhe kam. Dann fiel ihm aber alles wieder ein, und er war mit einem Schlage wieder ganz klar. Er rief nach dem Posten Kajüte und befahl ihm, Giles herbeizuholen. Darauf rasierte er sich in aller Hast beim schlechten Licht einer Lampe, fuhr wieder einmal in die verhaßte Galauniform und eilte die Treppe zum Achterdeck hinauf. Noch war es stockfinster - nein, schon meldete sich der erste leise Schimmer des neuen Tages.
    Vielleicht war der Himmel über dem Morro um ein winziges bißchen heller - vielleicht. Auf dem Achterdeck wimmelte es von Schattengestalten, es waren ihrer sogar mehr als man für gewöhnlich hier fand, wenn die ganze Besatzung zum Inseegehen auf Manöverstationen war. Beim Anblick all der Menschen war Hornblower schon drauf und dran, sich wieder zurückzuziehen, weil er nicht verraten wollte, daß er ihre menschliche Schwäche teilte. Aber es war zu spät - Fell hatte ihn schon entdeckt.
    »Guten Morgen, Mylord.«
    »Morgen, Sir Thomas.«
    »Die Landbrise weht schon ganz schön, Mylord.« Das stimmte. Hornblower fühlte selbst, wie sie ihn herrlich kühl umfächelte, ein wahres Labsal nach dem Aufenthalt in der stickigen Kajüte. Aber jetzt im tropischen Hochsommer hatte sie bestimmt keinen langen Bestand; sobald sich die Sonne über den Horizont erhob und wieder auf die Erde herniederbrannte, war es mit ihrer kurzen Herrlichkeit zu Ende.
    »Die Estrella macht seeklar, Mylord.« Das stimmte ohne Zweifel ebenfalls. Die Laute, die davon Kunde gaben, drangen im Dämmer des Morgens deutlich herüber.
    »Ich brauche Sie wohl nicht zu fragen, ob Sie ebenfalls klar sind, Sir Thomas.«
    »Alles klar, Mylord, das Ankerspill ist besetzt.«
    »Gut.« Inzwischen war es unverkennbar heller geworden. Die Leute auf dem Achterdeck - jetzt schon viel leichter zu unterscheiden - drängten sich alle an der Steuerbordreling. Ein halbes Dutzend Kieker richtete sich, zu voller Länge ausgezogen, auf die Estrella .
    »Sir Thomas, bitte stellen Sie diesen Unfug ab. Schicken Sie jeden unter Deck, der hier nichts verloren hat.«
    »Die Leute möchten gern beobachten...«
    »Ich weiß genau, was sie sehen wollen. Schicken Sie sie sofort unter Deck!«
    »Aye, aye, Mylord.«
    Natürlich brannten sie alle darauf zu sehen, ob achtern in der Wasserlinie der Estrella etwas Ungewöhnliches zu erkennen war, was das nächtliche Wirken der eigenen Leute verraten hätte. Aber nichts hätte den Kapitän der Estrella leichter auf die Vermutung gebracht, daß unter seinem Heck etwas nicht in Ordnung war, als alle die Gläser, die sich auf diese Stelle richteten. »Wachhabender Offizier!«
    »Mylord?«
    »Sorgen Sie dafür, daß kein einziges Glas auf die Estrella gerichtet wird.«
    »Aye, aye, Mylord.«
    »Wenn es so hell ist, daß man deutlich sehen kann, dann nehmen Sie einen Rundblick, wie es sich für den Wachhabenden Offizier gehört. Dabei richten Sie Ihr Glas keinesfalls länger als fünf Sekunden auf die Estrella - aber sorgen Sie mir dafür, daß Sie dennoch alles sehen, was es dort zu sehen gibt.«
    »Aye, aye, Mylord.«
    Der östliche Himmel nahm eine gelbe und blaßgrüne Tönung an, gegen die sich der Morro wie ein mächtiges, dunkles Gespensterschloß abhob. Im Schatten der Burg herrschte noch Dunkelheit. Dieser romantische Anblick verfehlte auch dann seine Wirkung nicht, wenn man noch keinen Bissen gefrühstückt hatte. Hornblower gab sich darüber Rechenschaft, daß er selbst wahrscheinlich am meisten Verdacht erregte, wenn er sich um diese frühe Morgenstunde in voller Gala hier auf dem Achterdeck zeigte.
    »Ich gehe unter Deck, Sir Thomas, bitte, halten Sie mich auf dem laufenden.«
    »Aye, aye, Mylord.«
    Als er seinen Tagesraum betrat, sprangen Gerard und Spendlove von ihren Stühlen auf. Wahrscheinlich hatten auch sie zu den Neugierigen gehört, die Fell unter Deck jagen mußte.
    »Mr. Spendlove, Ihr gutes Beispiel von gestern war mir eine Lehre. Ich werde mir mein Frühstück zu Gemüte führen, solange das in Ruhe möglich ist. Mr. Gerard, bitte,

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