Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
fühlte sich wie neugeboren, als er wieder an Deck kam, und seine Gleichgültigkeit war nicht einmal gespielt, als Fell sogleich aufgeregt auf ihn zugestürzt kam. »Sie läuft uns wieder glatt auf und davon, Mylord«, sagte er.
    »Wir wissen nachgerade, daß sie dazu in der Lage ist, Sir Thomas. Also können wir nur warten, bis sie abfällt und ihre Marssegel setzt.«
    »Vorausgesetzt, daß wir sie überhaupt in Sicht behalten...«, sagte Fell.
    Die Clorinda lag hart über und bahnte sich stampfend ihren Weg nach Norden.
    »Wir tun doch offensichtlich alles, was in unserer Macht steht, Sir Thomas«, sagte Hornblower in beschwichtigendem Ton.
    Die Vormittagsstunden vergingen, der Wachhabende Offizier ließ »Antreten zum Schnapsempfang« pfeifen, Fell kam mit dem Navigationsoffizier überein, daß es Mittag war, und die Besatzung erhielt ihr Essen. Die Estrella war schon so weit weggelaufen, daß man nur durch ein nach Steuerbord vorn gerichtetes Glas noch einen Schimmer von ihren Segeln erhaschen konnte, wenn sich die Clorinda über eine See hinweghob. Immer noch führte sie keine Marssegel. Gomez wußte eben, daß sein Schooner ohne Marssegel höher am Wind lag, und richtete daher seine Segelführung entsprechend ein - oder aber, er spielte mit seinen Verfolgern Katz und Maus. Die Berge von Puerto Rico waren weit, weit achteraus unter den Horizont getaucht. Und das Roastbeef beim Mittagessen - frisches, geröstetes Ochsenfleisch - hatte alle bitter enttäuscht, weil es zäh und sehnig und ganz ohne Geschmack gewesen war.
    »Dieser Stuart versprach mir das beste Lendenstück an Bord zu schicken, das auf der ganzen Insel aufzutreiben ist, Mylord«, sagte Gerard auf Hornblowers ungehaltene Bemerkung hin.
    »Ich wollte, ich hätte den Kerl hier«, sagte Hornblower. »Der sollte mir das ganze Zeug aufessen, bis zum letzten Bissen - und ohne Salz. Sir Thomas, ich möchte Sie herzlich bitten, mir diese Panne zu verzeihen.«
    »Äh - gewiß - selbstverständlich, Mylord«, sagte Fell, der heute Gast seines Admirals war. Hornblowers Anrede hatte seine eigenen Gedankengänge jäh unterbrochen. »Dieser Schleppsack…«
    Als diese Worte - nein, eigentlich nur dieses eine besondere Wort heraus war, wußte er nicht weiter. Er richtete einen hilflosen Blick auf Hornblower, der ihm gegenübersaß. In seinem hohlwangigen Gesicht - zu dem seine frische rote Hautfarbe so gar nicht passen wollte - stand Angst und Unruhe geschrieben, und der Ausdruck seiner Augen machte seine Gemütsverfassung vollends deutlich.
    »Wenn wir heute nicht erfahren, wie sich das Ding benahm«, sagte Hornblower, »eines Tages hören wir sicher gründlich davon.«
    Das war zweifellos richtig, wenn auch alles andere als erfreulich.
    »Man wird sich in ganz Westindien über uns lustig machen«, sagte Fell.
    Er machte einen völlig verstörten Eindruck. Hornblower neigte selbst dazu, die Hoffnung aufzugeben, aber das Schauspiel solcher Verzweiflung weckte seinen immer sprungbereiten Widerspruchsgeist, und er sagte: »Es ist ein himmelweiter Unterschied zwischen den sechs Meilen, die die Estrella jetzt hart am Winde macht, und den zwölf, die sie laufen kann, wenn sie das Ruder auflegt und abfällt. Mr. Spendlove hier wird Ihnen verraten, daß der Wasserwiderstand mit dem Quadrat der Geschwindigkeit zunimmt. Ist es nicht so, Mr. Spendlove?«
    »Vielleicht sogar mit dem Kubus oder einer noch höheren Potenz, Mylord.«
    »Wir dürfen also immer noch hoffen, Sir Thomas. Wenn die Estrella Kurs ändert, kommt der achtfache Zug auf das Schiemannsgarn.«
    »Es wird schon jetzt durchscheuern und an Festigkeit verlieren«, fügte Spendlove hinzu.
    »Vorausgesetzt, daß sie das Ding nicht gestern nacht gesehen und einfach beseitigt haben...«
    Als sie wieder an Deck kamen, neigte sich die Sonne schon gegen Westen.
    »Topp!« rief Fell. »Ist die Estrella noch in Sicht?«
    »Jawohl, Sir. Rumpf unter der Kimm, aber klar in Sicht. Etwa zwei Strich in Luv.«
    »Sie hat jetzt soviel Nordbreite, wie sie braucht«, knurrte Fell.
    »Warum ändert sie nicht endlich Kurs?« Jetzt gab es nur eins: Geduldig zu warten und sich inzwischen an dem reinen Passat und der Weite der blauweißen See zu ergötzen. Aber das Ergötzen wollte sich nicht recht einstellen und die See nicht so strahlend blau leuchten wie sonst. Blieb also nur das Warten.
    Die Minuten dehnten sich zu Stunden - endlich war es so weit.
    »An Deck! Die Estrella ändert Kurs - dreht nach Backbord - dreht platt vor den

Weitere Kostenlose Bücher