Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
Wind!«
    »Verstanden!«
    Fell ließ den Blick über die Menschenschar auf dem Achterdeck schweifen. Er sah genauso gespannt drein wie alle anderen.
    Er wollte das böse Spiel bis zum bitteren Ende durchhalten, obwohl die Erfahrung von gestern unter nahezu den gleichen Bedingungen erwiesen hatte, daß die Clorinda normalerweise nicht imstande war, den Schooner einzuholen.
    »Mr. Sefton, drehen Sie vier Strich nach Backbord.«
    »An Deck! Die Estrella setzt Marssegel... Jetzt auch die Bramsegel, Sir!«
    »Verstanden!«
    »Jetzt muß es sich bald zeigen«, sagte Spendlove. »Wenn der Schleppsack wirkt, muß sie Fahrt verlieren, es kann gar nicht anders sein.«
    »An Deck! Herr Kapitän! Sir! «Der Ausguckposten kreischte vor Aufregung. »Sie hat wieder in den Wind gedreht! Alles steht back! Fockstenge ist gebrochen, Sir!«
    »Ihre Ruderfingerlinge auch«, stieß Hornblower durch die Zähne hervor.
    Fell sprang überglücklich an Deck umher, er tanzte förmlich vor Freude, fand aber alsbald seine Selbstbeherrschung wieder.
    »Zwei Strich Steuerbord!« befahl er. »Mr. James, los, entern Sie in den Topp und melden Sie mir, wie sie peilt.«
    »Sie nimmt das Großsegel weg«, rief der Ausguck. »Aha, sie möchte wieder vor den Wind«, bemerkte Gerard dazu.
    »An Kommandant!« Das war die Stimme James' aus dem Topp. »Sie halten jetzt einen Strich zu Luv der Estrella , Sir.«
    »Verstanden!«
    »Sie dreht vor den Wind - nein, steht wieder alles back, Sir!«
    Das Ding hielt sie unerbittlich achtern fest, mochte sie sich noch so sehr bemühen, sie konnte sich ebenso wenig davon befreien wie eine Antilope aus den Klauen eines Löwen. »Willst du wohl genau steuern, du...!« schrie Fell und bedachte den Rudergänger mit einem schauerlichen Schimpfwort.
    Jedermann war aufgeregt, jedermann schien von der Angst besessen, daß die Estrella ihre Havarie klarieren und doch noch entkommen könnte.
    »Ohne Ruder kann sie niemals Kurs halten«, sagte Hornblower, »außerdem hat sie ja ihre Fockstenge eingebüßt.«
    Wieder hieß es warten, aber diesmal war die Stimmung ganz anders. Die Clorinda jagte dahin, als ob auch sie von der allgemeinen Aufregung gepackt worden wäre. Sie spurtete wie ein Renner, um sich auf ihre Beute zu stürzen und den so lange vorenthaltenen Triumph zu genießen. »Da ist sie!« sagte Gerard, der mit seinem Glas nach vorn zu Ausschau hielt. »Ihre Segel stehen noch immer back.« Als die Clorinda auf den Kamm der nächsten See gelangte, war das Sklavenschiff schon für alle sichtbar, so rasch kamen sie ihm jetzt näher. Der herrliche Schooner bot ihnen einen jammervollen Anblick. Seine Fockstenge war am Eselshaupt glatt weggebrochen, seine Segel killten im Wind.
    »Buggeschütz klar!« befahl Fell. »Einen Schuß vor den Bug!«
    Der Schuß fiel. An der Piek der Großgaffel stieg ein dunkles Bündel empor und entfaltete sich zu der rotgelben spanischen Flagge. Sie wehte dort einen Augenblick und senkte sich dann langsam wieder nieder.
    »Meinen Glückwunsch zu dem großartigen Erfolg Ihres Plans, Sir Thomas«, sagte Hornblower. »Besten Dank, Mylord«, gab Fell zur Antwort und strahlte dabei über das ganze Gesicht.
    »Ohne Eurer Lordschaft Zustimmung zu meinen Vorschlägen hätte ich nichts ausrichten können.«
    »Es ist sehr liebenswürdig von Ihnen, dies hervorzuheben, Sir Thomas«, sagte Hornblower und wandte sich wieder der Prise zu.
    Die Estrella bot einen bemitleidenswerten Anblick. Dieser Eindruck wurde um so stärker, je näher sie kamen, je deutlicher vorn das wirre Durcheinander der baumelnden Spieren und Enden und achtern das losgerissene Ruder sichtbar wurden. Als der Schleppsack in Funktion trat, hatte es plötzlich einen Ruck gegeben, der durch seine gewaltige Kraft und Hebelwirkung die starken bronzenen Fingerlinge des Ruders einfach abbrach oder glatt herausriß. Der Schleppsack selbst hing, von der daran befestigten schweren Kette nach unten gezogen, immer noch unsichtbar unter dem lose baumelnden Ruder.
    Gomez wurde im Triumph an Bord der Clorinda gebracht. Er hatte noch immer keine Erklärung für die plötzliche Katastrophe und ahnte vor allem nicht, warum er sein Ruder verloren hatte.
    Jung und hübsch wie immer, betrat er das Deck der Fregatte und trug sein unverdientes Mißgeschick mit bemerkenswerter Würde und Fassung. Eben darum war es sehr wenig erfreulich, die Verwandlung zu beobachten, die mit ihm vorging, als er die Wahrheit erfuhr. Es war wirklich alles andere als schön, es war

Weitere Kostenlose Bücher