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Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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mich gebeten haben, ihnen den geheimen Mechanismus dieser Vorgänge zu enthüllen. Sie sprechen da von schöpferischen Prozessen, aber das trifft die Sache nicht. Das Endergebnis ist Schöpfung, wenn man ein so anspruchsvolles Wort einmal gelten lassen will, aber der Vorgang selbst ist in weitem Maße, ja fast ausschließlich, unwillkürlich. Legt ein Huhn ein Ei, weil es möchte oder weil es muß? Möglicherweise kann der Schriftsteller das, was sich da in ihm abspielt, unterstützen oder beschleunigen, indem er sich aufnahmefähig halt, indem er der wandernden Idee Gastrecht bei sich gewährt. Aber selbst daran kann ich nicht recht glauben, eher, meine ich, trifft das Gegenteil zu. Ganz gewiß ist ein Gefahrenpunkt vorhanden an dem feinen Übergang vom Empfangen zum Versuch, den Prozeß zu forcieren. Wenn man den Ideen Gewalt antut, ist das Ergebnis fast immer - oder sagen wir unabänderlich - abgedroschen oder unnatürlich oder kleinlich. Meist sind die Besprechungen eines Filmstoffes in Hollywood ein Versuch, durch Beratschlagen und Überlegen Ideen in eine Form zu zwingen.
    Bisher bin ich immer davor zurückgeschreckt, mich tiefer mit dieser Frage zu befassen. Wenn die Psychologen anfingen, mich anzubohren, habe ich immer daran gedacht, wie leicht es ist, eine Uhr zu zerlegen, und wie schwer, sie wieder zum Gehen zu bringen. Es mag sein, daß meine Ideen mir kommen, weil etwas tief in mir verwurzelt ist, das nicht ganz in Ordnung sein mag und das die Analyse heilen könnte. Wenn dem so ist, wüßte ich kein besseres Beispiel dafür, daß ein Heilmittel schlimmer sein kann als die Krankheit.
    Es liegt mir nicht das geringste daran, von etwas geheilt zu werden, das meinem Leben von der Knabenzeit an bis heute Inhalt und Interesse gegeben hat, und ich nehme kaum an, daß ich je so alt werde, daß ich zu der Überzeugung kommen könnte, ich hätte in Zukunft so wenig zu verlieren, daß ich mich der Analyse ruhig unterziehen kann, die enthüllen möchte, was den Strom der Erfindung in mir bewirkt.
    Nur wenige Seiten zurück hatte sich ›Hornblower in Westindien‹ in meinem Kopfe vorbereitet. Von da zur Niederschrift war es nur ein Schritt - wie gewöhnlich der entscheidende Schritt zur Abfahrt auf der Rodelbahn. Die Szenen überstürzten sich förmlich. Interessiert es irgend jemand, daß meiner Meinung nach die Geschichte von Hornblower und der heiligen Elisabeth von Ungarn (die ihre Entstehung meiner kleinen blumenschneidenden Freundin verdankt) die beste Erzählung ist, die ich je geschrieben habe? Mag sein, daß meine Meinung immerhin von akademischem Interesse ist. Hier darf ich wohl einmal abweichen und erwähnen, daß ein Hollywood-Regisseur mich anrief, als ich mitten in dieser Geschichte war.
    Ich will seinen Namen nicht nennen, es genügt, wenn ich hinzufüge, daß er griechischer Abstammung war. Er sagte, es seien Pläne zu einem Film über den Untergang des deutschen Schlachtschiffes Bismarck im Gange - ob ich wohl helfen könnte? Das wäre von jedem Gesichtspunkt aus ein verlockendes Angebot gewesen, wenn ich nicht gerade einen guten Anfang mit dem Buch gemacht hätte, damit aber war ich gegen jede Versuchung gefeit. Ich glaube, es kann niemand in der Welt weniger einer Bulldogge gleichen als ich - aber es gibt eine Ausnahme, habe ich einmal meine Zähne in eine Arbeit verbissen, kann mich nichts dazu bewegen, sie wieder loszulassen. Aber das ist weiter kein Grund, stolz zu sein, ebenso wenig wie die Bulldogge auf etwas stolz sein sollte, was ihr angeboren ist. Ich hatte also taube Ohren für Hollywoods Bitten - dieser Vergleich kommt der Wahrheit wirklich sehr nahe, denn ich hörte ihren Argumenten kaum zu, so hingenommen war ich von meiner Arbeit, die gerade so gut angelaufen war. Ich konnte nur sagen, daß ich für die nächsten zwei Monate nicht zur Verfügung stehe. Nein, ich hatte keinen Vertrag mit jemand anderem abgeschlossen. Ja, die Sache interessiere mich schon, aber ich konnte das, was ich jetzt vorhatte, nicht einfach abbrechen. Wenn sie dringend der Hilfe bedurften (und in Hollywood scheint alles immer so dringend zu sein), sollten sie sich lieber nach jemand anderem umsehen, Goodbye. Als ich den Hörer wieder auflegte, fiel mir die griechische Abstammung des Produzenten ein, mit dem ich gesprochen hatte, und die Geschichte von Archimedes kam mir in den Sinn. Er war einer der Führer bei der Verteidigung von Syrakus gegen die Römer gewesen, und als die Stadt erstürmt wurde, gab

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