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Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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genügend Nachdruck, erwähnte - das Leben wollte gelebt sein.
    Zwischendurch segelte ich einmal eine Jacht im Kanarischen Meer und geriet dabei noch einmal in den Bann Westindiens. In Mexico kam es einmal dazu, daß ich ungeschickterweise meinen Wagen eine kleine Böschung hinuntersteuerte und darum einige Tage in der von Erdbeben zerstörten Stadt Cohma - die man allerdings auch vor dem Erdbeben kaum eine Stadt hatte nennen können - bleiben mußte. (Das hätten beschwerliche Tage werden können, aber natürlich erwiesen sie sich als ganz anders). Es gab dies zu tun und das zu tun und jenes zu bedenken. Es hätte doch nun jeder annehmen müssen, daß Hornblower mich nun in Ruhe ließ, da ich so viel vorhatte, Schönes und weniger Schönes, aber dem war nicht so.
    Vielleicht kann ich die Schuld daran den Briefschreibern zuschieben, die ihm keine Ruhe gönnten. Mindestens zwei- bis dreimal jede Woche kamen Briefe, die um weitere Nachrichten von ihm baten. Sicher hat das mit dazu beigetragen, daß er mir nicht aus dem Sinn kam - ohne diese Briefe hätte ich ihn wohl vergessen. Ich fühlte mich sogar veranlaßt, eine Ballade zuschreiben, in der ich ihn schmähte - die wichtigste Zeile war ›Magst in der Hölle schmor'n, Horatio‹ -, die nicht nur veröffentlicht, sondern auch noch bezahlt wurde. Seit ich mit zwanzig Jahren entdeckt hatte, daß (wenigstens für mich) Prosa die geeignetere Mitteilungsform sei, hatte ich kaum je mehr einen Vers geschrieben.
    Es braucht wohl kaum noch gesagt zu werden, daß die Ideen sich wieder einzuschleichen begannen. Daß ich mir über Hornblower und seine Barbara Gedanken machte, gab mir die erste Anregung. Ich kam zu dem Schluß, daß Hornblower nach der furchtbaren Tragödie Marie de Graceys und seinem eigenen schrecklichen Erlebnis mit großer Erleichterung zu seiner Barbara zurückgekehrt sein mußte, die ohne Zweifel genug Verständnis und Gute aufbrachte, ihm einen freundlichen Willkomm zu bereiten. Ich konnte mir das gut vorstellen, ich sah die beiden stolzen Menschen vor mir, beide mit einer Scheu davor, ihre Persönlichkeiten miteinander zu verschmelzen. Aber sie empfanden doch die Möglichkeit dazu, und weil sie sich gegenseitig achteten, würden sie diese Scheu wohl auch überwinden können. Aber ein volles Glück sollte Hornblower nie kennenlernen, er gehörte zu der Sorte von Querköpfen, die dem Glück noch mißtraut, wenn es schon winkt. Barbara war schon einmal verheiratet gewesen, es sah Hornblower ähnlich, darüber nachzubrüten und Vorstellungen lebendig werden zu lassen, die seine Eifersucht erweckten, bis er Körper und Geist, Vergangenheit und Gegenwart durcheinander warf, und wenn auch nur, um sich damit neues Mißvergnügen zusammenzubrauen. Zweifellos, das sah ganz nach Hornblower aus! Zum Glück war wohl Barbara einsichtig genug, das richtig zu erkennen, und taktvoll und klug genug, die Verstimmung auf einem Mindestmaß zu halten.
    Für den Anfang war das noch ein recht magerer Schößling, aber natürlich kamen andere hinzu. Hornblower würde sich verzehren, wenn man ihn nicht wieder zum Dienst rief. Im Frühjahr 1805 wurde er zum Commander ernannt, wie gewöhnlich kam mir der wunderbare Zufall hier zu Hilfe, denn das machte ihn rangälter als alle die Kapitäne, die bei der Flut der Beförderungen nach Trafalgar diesen Rang erreicht hatten.
    Wahrscheinlich konnte er 1820 oder 1821 Flaggoffizier werden und bei seiner Qualifikation konnte er selbst in der verminderten Navy jener lauen Jahre mit einiger Sicherheit auf eine Verwendung hoffen. Es war ein interessantes Zusammentreffen, daß Napoleon gerade 1821 starb. Der Zerfall des spanischen Weltreiches war zu jener Zeit noch im Gange, auch das traf in interessanter Weise zeitlich zusammen, wenn man bedenkt, daß es der Anfang diese Erschütterung war, die Hornblower 1808 ins Leben gerufen hatte - oder, nach anderer Rechnung, 1936.
    Zu der Zeit, als Hornblower zum Konteradmiral ernannt wurde, fanden in Mexico, in Mittel- und Südamerika viele Kämpfe statt - während die Royal Navy den Kontinent umfaßt hielt und die Vereinigten Staaten die Monroedoktrin verkündeten. Es kam noch die Unterdrückung des Sklavenhandels dazu - die Royal Navy hatte die zwangsweise Durchführung übernommen, und die spanischen und portugiesischen Kolonien bildeten den Hauptmarkt für diesen Handel. Da konnte kein Zweifel sein, wenn Hornblower eingesetzt wurde, so mußte es in Westindien sein. Wie war er nun wohl? In was für

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