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Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Wagenpferd dachte, das sich im Trab über nasse Furchen hinquälen mußte.
    »Welchen Kurs, meinen Sie, steuern wir jetzt?« fragte Hornblower. »Nordost, Sir«, schätzte Bush, aber Prowse schüttelte den Kopf, weil ihm sein angeborener Pessimismus keine andere Wahl ließ. »Nordost zu Ost, Sir«, sagte er.
    »Naja«, meinte Hornblower. »Etwas nach Norden führt uns dieser Schlag allemal.«
    Ein solcher Kurs brachte sie natürlich Plymouth nicht näher, aber sie hatten wenigstens bessere Aussicht, draußen vor der Kanalmündung auf Westwind zu stoßen.
    »Mein Gott, wie der Schlitten abtreibt«, sagte Prowse mit düsterer Miene. Sein Blick wanderte von den Segeln bis zu dem kaum bemerkbaren Kielwasser.
    »Wir wollen das beste hoffen«, sagte Hornblower, »schauen Sie sich einmal diese Wolkenballen an, die sich dort türmen. So etwas haben wir seit Tagen nicht gesehen.«
    »Hoffnung ist allzu billig, Sir«, sagte Prowse mit finsterer Miene. Hornblowers Blick wanderte zu Meadows, der am Fuß des Großmastes stand. Bedrückt wie immer fand er keinen Kontakt zu all den Menschen um ihn her. Aber auch er konnte nicht umhin, den Stand der Segel, den Rudergänger und das Kielwasser zu studieren, bis er Hornblowers Blick auf sich ruhen fühlte. Da wanderten zwar seine Augen zu ihm und seinen Gefährten, aber es war fraglich, ob er sie überhaupt sah.
    »Ich gäbe etwas darum, zu wissen, was das Glas macht«, sagte Bush, »es sieht fast so aus, als ob es fiele.«
    »Das würde mich nicht wundern«, sagte Hornblower.
    Er wußte noch so genau, wie er einst in einem heulenden Sturm raumschots nach der Tor Bay gelaufen war. Maria war zu der Zeit in Plymouth und ihr zweites Kind war schon unterwegs.
    Prowse räusperte sich. Es widerstrebte ihm, zu sprechen, weil er etwas Angenehmes mitzuteilen hatte. »Der Wind scheint weiter zu räumen, Sir«, brachte er endlich heraus.
    »Mir ist, als frischte er auch etwas auf«, sagte Hornblower, »vielleicht kommt es jetzt doch zu einem Umschlag «
    In diesen Breiten und um diese Jahreszeit kam es leicht zu schwerem Wetter, wenn der Wind ausschoß statt zu krimpen, wenn er also von Nordost auf Süd drehte, wenn er dabei auffrischte, wie das eben ohne Zweifel der Fall war, und wenn sich wie eben jetzt dunkle Wolkenmassen am Himmel türmten.
    Der Steuermann schrieb eben etwas an die Tafel. »Welchen Kurs steuern wir jetzt, Mister«, fragte Hornblower. »Nord einhalb Ost.«
    »Na ja«, sagte Bush, »noch einen oder zwei Striche weiter, dann haben wir es geschafft.«
    »Aber wir müssen gut frei von Ouessant halten«, sagte Prowse. Auf dem jetzt anliegenden Kurs kamen sie Plymouth zum mindesten näher. Viel hatte das nicht zu sagen, aber es war immerhin ein tröstlicher Gedanke. Die Sicht wurde allmählich schlechter, damit rückte der Horizont näher an sie heran. Man sah nur noch wenige Segel, alle in östlicher Richtung, denn kein Schiff hatte so viel Abtrift wie die Princess . Es zeugte für die unermeßliche Weite des Ozeans, daß man hier so wenige Schiffe sah, obwohl sich die gewaltige Kanalflotte ganz in der Nähe befand. Plötzlich setzte der Wind wesentlich stärker ein und legte die Princess nach Lee über, so daß die Menschen und alle beweglichen Dinge nach Lee purzelten, bis der Rudergänger das Schiff einen Strich abfallen ließ. »Der Kahn steuert wie ein Rollwagen«, bemerkte Bush. »Wie eine hölzerne Balje«, sagte Hornblower. »Querschiffs und längsschiffs ist bei diesem Schlitten alles dasselbe.«
    Je mehr der Wind ausschoß desto besser war es für sie.
    Endlich war der Augenblick gekommen, da Bush sich mit der geballten Rechten in die geöffnete Linke schlug.
    »Jetzt liegen wir schon einen Strich höher als auf dem abgesetzten Kurs!« rief er ganz begeistert.
    Das war in der Tat eine ganz große Sache. Es hieß, daß sie nicht mehr den im Augenblick jeweils bestmöglichen Kurs zu steuern brauchten, der ihnen sowohl Verlust wie Gewinn bringen konnte. Fortan konnten sie geradewegs auf Plymouth zuhalten, sofern Baddlestones Rechnung auch nur annähernd stimmte. War seine Navigation richtig, dann war die Abtrift fortan kein Verlust mehr, sondern sogar ein Gewinn, denn die Princess hatte den Wind jetzt etwas achterlicher als querein, und dabei lief sie ganz bestimmt ihre beste Fahrt, wenn man die Form ihres Rumpfes in Betracht zog. Die neue Lage brachte es weiter mit sich, daß sie sich um die Nähe der französischen Küste keine Sorge mehr zu machen brauchten. Die

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