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Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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getrieben, die unsichtbare Mauer des Windes wirkte wie ein Gefängnis. Der einzige Fluchtweg führte auf die Brigg zu, und die Brigg kam auf dieser Linie erbarmungslos näher. Wenn die Princess eine Ratte war, dann war die Brigg ein Mann, der mit einer Keule bewaffnet herbeigeeilt kam. In die Enge getrieben sein, das hieß, daß es selbst im Dunkeln keinen Raum gab, um zu entkommen, keine Möglichkeit, noch unter den Geschützen der Brigg ein gewagtes Ausweichmanöver zu riskieren. Aber wie eine Ratte konnte sie immer noch mit dem Mut der Verzweiflung auf ihren Angreifer losgehen. »Ich wünschte zu Gott«, sagte Meadows, »wir wären gleich auf die Burschen losgegangen, als wir sie in Sicht bekamen. Aber mein verfluchter Säbel und meine Pistolen liegen ja auf dem Grund der See - was haben Sie denn für Waffen an Bord?«
    Baddlestone zählte ihm den kümmerlichen Inhalt der Waffenkiste auf. Auch ein Wasserleichter hatte Entermesser und Pistolen an Bord, damit er sich gegen feindliche Ruderboote zur Wehr setzen konnte, die von der französischen Küste aus vorstießen, um bei Flaute unbewaffnete Handelsschiffe als Prisen zu schnappen.
    »Wir könnten noch einiges dazugewinnen«, unterbrach ihn Hornblower. »Sie müssen ja ein Boot mit einer Prisenbesatzung herüberschicken - und im Dunkeln...«
    »Bei Gott, Sie haben Recht!« schrie Meadows; dann wandte er sich an Baddlestone: »Setzen Sie keine Flagge, die haben uns noch lange nicht! Im Gegenteil, wir kapern sie.«
    »Wir könnten es versuchen«, sagte Baddlestone. »Und bei Gott, ich bin der älteste Seeoffizier!« sagte Meadows. Ein Mann, der wie er unter der Wolke nach England zurückkehrte, war fast automatisch rehabilitiert, wenn er eine Prise mit nach Hause brachte. Vielleicht kam Meadows auf diese Art sogar noch vor Hornblower auf die Liste der Kapitäne.
    »Kommen Sie«, sagte Meadows, »wir wollen gleich die Leute einteilen.« Damit ließen sie sich auf das wildeste, kühnste Unternehmen ein, das man sich vorstellen konnte, aber sie waren eben verzweifelt. Auch Hornblower wurde von dieser Verzweiflung angesteckt, obwohl er sich während all der geschäftigen Vorbereitungen sagte, daß er hier Untergebener war, dem keine andere Wahl blieb als zu gehorchen. Er ging nicht so weit, sich zu gestehen, daß die anderen ja nur den Plan verwirklichen wollten, der in seinem Kopf entstanden war und nach dem auch er als Kommandant verfahren wäre, ob er nun gefährlich war oder nicht.
6. Kapitel
    Die Princess lag beigedreht in der nächtlichen Dunkelheit.
    Allein die Tatsache, daß sie beigedreht hatte, konnte von einem Gegner - nicht aber von einem rechtlich denkenden Menschen - als die Bereitschaft aufgefaßt werden, sich zu ergeben. An ihrem Vorstag flackerte eine Laterne, die ganz klein getrimmt war, so daß man von der Brigg aus nicht sehen konnte, was sich auf der Princess weiter achtern begab. Aber die winzige Flamme war in der dunklen Nacht doch von der Brigg aus gut zu erkennen, denn diese lag ja nur eine bis eineinhalb Kabellängen weiter in Lee. Dort zeigten vier helle Laternen am Fockmast und am Großmast nicht nur deutlich an wie sie lag, sondern sie spendeten auch die nötige Helle zum Aussetzen ihres Bootes.
    »Sie kommen«, zischte Meadows, der hinter der Reling kauerte. »Denken Sie dran: nur kalten Stahl.«
    Bei dem herrschenden kräftigen Wind fielen wirre Geräusche drüben auf der Brigg nicht weiter auf, aber einen Schuß hörte man in Lee ganz deutlich. Jetzt sahen die zusammengekauerten Männer, wie sich in der allgemeinen Dunkelheit ein schwarzer Kern immer deutlicher abhob, dann hörte man das Geknarre der Riemen in den Dollen, und kurz darauf drangen französische Worte herüber. Hornblower wartete schon und warf ihnen eine Leine zu, als sie mit dem Bootshaken Halt suchten.
    »Montez«, sagte er und mußte sich Mühe geben, daß seine Stimme nicht vor Aufregung heiser klang. Er hatte auf dem Leichter das einzige weiße Gesicht, die anderen hatten sich alle schwarz angemalt. Die Princess arbeitete in der aufgewühlten See so lebhaft wie immer. Darum dauerte es noch Sekunden, ehe der erste Franzose, mit Entermesser und Pistole am Koppel, über die Reling kam, ein Fähnrich mit dem Auftrag, die Prise in Besitz zu nehmen. Hornblower hörte den dumpfen Aufschlag, als er niedergemacht wurde. Er war beiseite geschafft, ehe noch der nächste an Bord gelangte. Diesem ging es wie dem ersten, dem dritten, vierten und fünften widerfuhr genau das

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