Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
hellichten Tage, nach einer ausgiebigen Nachtruhe und einem nahrhaften Frühstück konnte er kaum mehr annehmen, daß Marsden seinen tollen Plan, einen gefälschten Befehl an Villeneuve zu schicken, weiterverfolgen könnte. Und doch war es nicht so ganz unvorstellbar - auch sein Plan schien ihm auf einmal nicht mehr so unsinnig. Die Fälschung des Befehls mußte natürlich ausgezeichnet sein, vor allem mußte sie mit aller List und unbemerkt unterschoben werden. Da Ferrol auch für den schnellsten Kurier mindestens zehn Tagesetappen von Paris entfernt war, hatte Villeneuve keine Möglichkeit, eine Bestätigung des Befehls einzuholen. Außerdem überstieg es alle landläufigen Vorstellungen, daß die britische Regierung sich zu einer solchen Handlungsweise herbeilassen könnte. Das ließ es um so eher möglich erscheinen, daß sie mit ihrer List Erfolg hatten. Da war die Admiralität. Heute konnte er dem Pförtner selbstsicher sagen: »Ich bin zu Mr. Marsden bestellt«, und damit den bitteren Neid einiger Bittsteller erregen, die vorgelassen werden wollten. Auch auf das Formular, das über den Zweck seines Besuches Auskunft geben sollte, konnte er kurz das Wort: ›Bestellt‹ schreiben. Er brauchte keine zehn Minuten im Wartezimmer zu sitzen, schon drei Minuten, nachdem die Uhr elf geschlagen hatte, wurde er in Marsdens Amtszimmer geholt.
    Dort waren auch Barrow und Dorsey zugegen. Bei ihrem Anblick mußte sich Hornblower sagen, daß das ›Unvorstellbare‹ sehr wohl zur Tagesordnung dieser Zusammenkunft gehören konnte.
    Er fand es immerhin bemerkenswert, daß der Erste Sekretär sogar Zeit für ein paar freundliche Bemerkungen fand, ehe er zur Sache kam. »Ich kann Ihnen die schmeichelhafte Mitteilung machen, daß Seine Lordschaft über Ferrol ziemlich der gleichen Meinung ist wie Sie.«
    »Ich fühle mich dadurch in der Tat sehr geschmeichelt, Sir.«
    Lord Barham war nicht nur Erster Lord der Admiralität, sondern hatte viele Jahre hindurch das Amt eines Inspekteurs der Marine innegehabt. Davor hatte er eine Flotte geführt. Offenbar war er der Mann, der Calder so geschickt geleitet hatte, daß er Villeneuve den Weg verlegte.
    »Seine Lordschaft waren überrascht und besonders erfreut, daß Mr. Barrow so genaue Auskunft über die Verhältnisse in Ferrol geben konnte«, fuhr Marsden fort. »Allerdings konnte sich Mr. Barrow nicht entschließen, ihm zu sagen, daß er sich soeben mit Ihnen darüber unterhalten hatte.«
    »Dafür habe ich volles Verständnis«, sagte Hornblower. Dann aber riß er sich zusammen. Es kostete ihn allerhand Überwindung, sein Anliegen vorzubringen. »Könnte man Seine Lordschaft bei dieser Gelegenheit nicht an Admiral Cornwallis'
    Empfehlung erinnern, mich zum Fregattenkapitän zu befördern?«
    Jetzt war es heraus. Aber die beiden Sekretäre ließen durch keinen Mucks erkennen, daß sie überhaupt zugehört hatten.
    »Wir haben jetzt Wichtigeres zu erledigen«, sagte Marsden.
    »Draußen wartet ein Mann. Dorsey, bitte bringen Sie den Geistlichen herein.« Dorsey ging durch das Zimmer und öffnete die Tür. Im nächsten Augenblick kam ein kleiner vierkant gebauter Mann hereingewatschelt. Ehe die Tür wieder zufiel, sah Hornblower draußen einen Seesoldaten in Uniform stehen.
    Der kleine Mann trug einen Talar und die Perücke eines Geistlichen, aber zu dieser Kleidung wollten die einen halben Zoll langen Stoppeln auf seinen unrasierten Wangen schlecht passen. Erst ein zweiter Blick verriet, daß der Mann Handschellen trug, die mit einer Kette um seinen Leib befestigt waren.
    »Dies ist der Reverend Dr. Claudius«, sagte Marsden. »Er ist eben von Newgate eingetroffen. Der Staatssekretär des Innern hat uns liebenswürdigerweise seine Dienste zur Verfügung gestellt - wenigstens für begrenzte Zeit.«
    Claudius musterte alle Anwesenden der Reihe nach. Sein wechselnder Gesichtsausdruck wäre für einen Psychologen gewiß von Interesse gewesen. Der Blick seiner schwarzen Augen wirkte kühn, aber zugleich listig und verschlagen. Aus seinen fetten Zügen sprach Angst, zugleich aber auch trotziges Aufbegehren, daneben aber fiel besonders auf, daß er auch jetzt, im Schatten des Todes, seine Neugier nicht unterdrücken konnte. Marsden kam gleich zur Sache.
    »Claudius«, sagte er, »Sie sind hierher gebracht worden, um eine Fälschung herzustellen, sofern Sie dazu in der Lage sind.«
    Ein kurzes Aufleuchten des fetten Gesichts verriet, daß er begriffen hatte, aber dann versank er gleich wieder

Weitere Kostenlose Bücher