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Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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zu einem glanzvollen Sieg aufwerten würde.
    »Wie sehen Sie denn die Lage, Sir?« fragte ihn der Wirt.
    »Werfen Sie rasch einen Blick zur Tür hinaus und sagen Sie mir, ob Boney nicht schon angerückt kommt.«
    Für die Verfassung des Wirts war es bezeichnend, daß er ernstlich Anstalten traf, zur Tür zu eilen, ehe er Hornblower durchschaute. »Sie belieben zu scherzen, Sir.«
    Sarkasmus war in der Tat das einzige Mittel, solchen dummen Ängsten zu begegnen. Diese Äußerungen unwissender Zivilisten über Seestrategie und Seetaktik erinnerten Hornblower immer ein wenig an die Debatten der Bürger über das Wesen der Dreifaltigkeit in Gibbons Geschichte vom Niedergang und Fall Roms. Und doch hatte das Verlangen einer sachunkundigen Masse die Vollstreckung des Todesurteils gegen Admiral Byng erzwungen. Es war in der Tat leicht möglich, daß jetzt Calder ernstlich um sein Leben fürchten mußte.
    »Der schlimmste Streich, den sich Boney heute geleistet hat, ist der, daß er mir mein Frühstück vorenthielt.«
    »Ach ja, Sir, natürlich, Sie werden sofort bedient, Sir.« Als der Wirt jetzt wegeilte, entdeckte Hornblower auf der Titelseite der Morning Post einen anderen Namen, den er erst gestern gehört hatte. Da stand ein Artikel, der von Dr. Claudius handelte. Als Hornblower ihn las, fiel ihm ein, warum ihm dieser Name so vertraut geklungen hatte, als er ihn von Marsden nennen hörte. Von diesem Mann war in der Presse schon früher die Rede gewesen, Hornblower wußte von ihm aus alten Blättern, die ihm während der Blockade von Brest in die Hände gefallen waren. Dieser Claudius war ein Geistlicher, ein richtiger Doktor der Theologie, jetzt aber die Zentralfigur des größten Gesellschafts- und Finanzskandals der englischen Geschichte. Er hatte in der Londoner Gesellschaft eine Rolle gespielt, weil er auf diese Art zu einem Bistum gelangen wollte.
    Dabei war er wohl weithin bekannt geworden, aber sein Ziel hatte er nicht erreicht. Er war verzweifelt über diesen Fehlschlag und warf sich dem Verbrechen in die Arme. Bald schon hatte er eine weitverbreitete Organisation aufgebaut, die sich auf Wechselfälschung spezialisierte. Die Fälschungen waren so vollkommen und wurden von ihm mit so viel Gerissenheit auf den Markt gebracht, daß er lange Zeit unentdeckt blieb.
    Der weltweite Handel Englands wurde großenteils mit Wechseln finanziert. Claudius nutzte die langen Zeiträume zwischen der Ausstellung eines Wechsels und seiner Präsentierung, um seine Fälschungen in den Strom dieser Papiere einfließen zu lassen. Nur ein Irrtum eines seiner Mitarbeiter hatte ihn schließlich entlarvt. Immer noch liefen Wechsel ein, die in Beirut oder in Madras gezogen waren und deren vollendete Fälschung es sogar den Opfern selbst schwer machte, ihnen die Honorierung zu verweigern. Die ganze Finanzwelt war durch diesen Gaunerstreich bis in die Grundfesten erschüttert, und, nach dem Artikel zu urteilen, sah es in der obersten Gesellschaftsschicht ganz ähnlich aus, da sie es immerhin gewesen war, die den Mann in ihre Reihen aufgenommen hatte. Jetzt saß Claudius in dem Gefängnis von Newgate und das Gerichtsverfahren gegen ihn stand unmittelbar bevor. Hatte es etwas zu bedeuten, daß sich Marsden jetzt für diesen Kerl interessierte? Hornblower konnte nicht recht daran glauben. Plötzlich entdeckte er zu seiner größten Überraschung in einem anderen Artikel seinen eigenen Namen. Er war nur mit dem Wort Plymouth überschrieben und enthielt Nachrichten über das Ein- und Auslaufen von Schiffen. Am Schluß hieß es darin: ›Kapitän Horatio Hornblower, bisher Kommandant der Korvette Hotspur , landete heute morgen mit dem Wasserleichter Princess und begab sich sofort per Post nach London.‹ Es war lächerlich anzunehmen, daß eine solche Notiz den Geschmack des Schinkens mit Spinat und Spiegelei verbesserte, aber man konnte nicht leugnen, daß es sich in der Tat so verhielt.
    Außerdem hob die Nachricht seine Stimmung, und er begab sich in bester Laune nach Whitehall. Marsden fand sich offenbar bereit, mit ihm über seine Beförderung zum Kapitän zu sprechen und ihm ein Schiff zu verschaffen - je eher diese wichtige Angelegenheit ihre Erledigung fand, desto besser. Jetzt, da Cornwallis seine Flagge niedergeholt hatte, besaß er keinen hochgestellten Gönner mehr, und Cornwallis' Empfehlung konnte allzu leicht in den Akten verschimmeln oder sogar übergangen werden, um irgendeinem Günstling freie Bahn zu schaffen.
    Jetzt, am

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