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Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Sie sich nach dieser Qualität umtun können. Möchten Sie die Güte haben, Sir, mir diesen Bogen hier vor das Licht zu heben. Die Kette behindert meine Bewegungen in höchst lästiger Weise. Danke, Sir. Ja, es ist, wie ich dachte. Ich kenne dieses Papier. Gott sei Dank fehlt das Wasserzeichen, darum ist es wohl nicht nötig, das Papier eigens herstellen zu lassen. Sie wundern sich wohl, meine Herren, warum ich solchen Wert auf genaue Nachahmung des Originals lege, aber Sie werden es ohne weiteres verstehen, wenn Sie nur ein wenig Ihre Phantasie bemühen. Ein einzelnes Dokument erregt meist keinen Verdacht, aber Sie müssen immer bedenken, daß in einem Büro ganze Stöße von Schriftstücken zusammenkommen. Sagen wir, es seien sechs Schreiben eingegangen, und dann folgte als siebtes ein gefälschtes. Was geschieht? Der Empfänger legt sie so zusammen, wie es die Routine seines Büros erfordert. Wenn sich nun eines dieser Schreiben merklich von all den anderen unterscheidet - mag dieser Unterschied auch noch so geringfügig sein - dann lenkt es dadurch sofort die Aufmerksamkeit aller Beteiligten auf sich.
    Hinc illae lacrimae. Und wenn gar noch sein Inhalt etwas ungewöhnlich ist - was man unter anderen Umständen vielleicht in Kauf genommen hätte, dann ist alles verloren, und man ruft nach der Polizei. Et ego in arcadia vixi, meine Herren.«
    »Das war sehr instruktiv«, sagte Marsden. Hornblower kannte ihn jetzt genau genug, um zu wissen, daß diese paar Worte einer langen Lobrede gleichkamen.
    »Meine Herren, ich komme in meiner Predigt zum Schluß«, sagte Claudius. »Sogar auf der Kanzel spürte ich deutlich, wie das nahende Ende die ganze Gemeinde aufatmen ließ, darum möchte ich mich jetzt kurz fassen: Die Art der Auslieferung des gefälschten Dokuments muß genau den sonstigen Gepflogenheiten entsprechen. Um es noch einmal zu sagen: Es gilt vor allem, mit größter Sorgfalt darauf zu achten, daß das gefälschte Dokument unter allen anderen keine besondere Aufmerksamkeit erregt.« Als Claudius das Zimmer betreten hatte, war er unter seinen Bartstoppeln schon blaß gewesen, jetzt, am Ende seiner Vorlesung, hatte sein Gesicht vollends alle Farbe verloren.
    »Ob mir die Herren wohl erlauben, daß ich mich einen Augenblick setze?« sagte er. »Ich habe leider nicht mehr die Kraft, deren ich mich einst rühmen konnte.«
    »Führen Sie ihn hinaus, Dorsey«, sagte Marsden. »Geben Sie ihm ein Glas Wein. Ich nehme an, daß er auch hungrig ist.«
    Wahrscheinlich gewann Claudius bei dem Gedanken an Essen etwas von seiner alten Selbstsicherheit wieder.
    »Wie wäre es mit einem Beefsteak, meine Herren?« fragte er.
    »Darf ich wirklich auf ein Beefsteak hoffen? Während der vergangenen Woche haben sinnlose Träume von einem Beefsteak meine schrecklichen Vorstellungen vom Tod durch den Strang nur noch verschlimmert.«
    »Sorgen Sie dafür, daß er ein Beefsteak bekommt, Dorsey«, sagte Marsden.
    Claudius, schon im Begriff zu gehen, wandte sich noch einmal um. Er war etwas unsicher auf den Beinen, aber um seinen Mund spielte ein Lächeln, das hinter den dichten Bartstoppeln gerade noch zu erkennen war. »Zum Dank dafür können Sie damit rechnen, meine Herren, daß ich mein Bestes geben werde, um sowohl König und Vaterland, als auch meinem eigenen Wohl von Nutzen zu sein.«
    Als Dorsey und Claudius gegangen waren, wandte sich Marsden sogleich wieder an Hornblower. Trotz der Mittagsstunde war es im Zimmer fast dunkel, da die Gewitterwolken unheimlich drohend am Himmel standen.
    Plötzlich tauchte ein Blitz alles in helles Licht, ihm folgte unmittelbar ein Donnerschlag wie ein gewaltiger Kanonenschuß, der unvermittelt loskrachte und ohne Widerhall verklang.
    Marsden nahm von diesem Naturschauspiel überhaupt keine Notiz. Er sagte: »Seine Lordschaft hat sich bereits prinzipiell damit einverstanden erklärt, daß dieser Täuschungsversuch unternommen wird. Ich habe heute morgen mit ihm darüber gesprochen. Mr. Barrow gedenkt wohl französische Emigranten mit der Formulierung und schriftlichen Ausfertigung der Depeschen zu beauftragen.«
    »Das ist in der Tat meine Absicht«, sagte Barrow.
    »Dennoch wird es nötig sein, die Ausdrucksweise der Leute zu überprüfen, Sir«, meinte Hornblower.
    »Das versteht sich von selbst«, stimmte ihm Barrow zu. »Der Befehl darf vor allem keine Aufträge einschließen, die von vornherein als nicht erfüllbar gelten müßten.« Jetzt schaltete sich Marsden ein.
    »Sie glauben doch

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