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Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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in eine so unbewegliche Starre, daß ihm Hornblower darob seine Bewunderung nicht versagen konnte. »Sowohl die einfachste Höflichkeit wie der allgemeine Brauch«, sagte Claudius, »sollten Ihnen nahelegen, mich mit meinem Doktortitel anzureden. Man hat mich noch nicht meines Standes enthoben, ich bin also nach wie vor Doktor der Theologie.«
    »Lassen Sie doch den Unsinn, Claudius«, sagte Marsden.
    »Nun ja, von kleinen Leuten darf man eben keine Höflichkeit erwarten.« Claudius hatte eine häßliche, rauhe und kratzende Stimme, die vielleicht an seinem Mißerfolg bei der Bewerbung um einen Bischofsstuhl schuld war. Hier aber hatte er gleich bei der ersten Begegnung die Offensive ergriffen - die jener Brief Bonapartes empfahl, den Dorsey in der Hand hielt und in dem es hieß, selbst ein unterlegenes Kontingent sollte einen unerwarteten, kräftigen Gegenangriff führen. Hier aber, in der Admiralität, stieß er dabei auf einen Meister der Taktik.
    »Also gut, Herr Doktor«, sagte Marsden. »Die Würde eines Doktors der Theologie verlangt unsere ganze Hochachtung. Mr. Dorsey, bitte übergeben Sie dem Doktor das Schriftstück mit den verbindlichen Empfehlungen Ihrer Lordschaft und der Admiralität und fragen Sie ihn, ob er sich auf Grund seiner großen Erfahrungen in solchen Dingen in der Lage sieht, etwas Ähnliches herzustellen.«
    Claudius nahm den Brief in seine gefesselten Hände und studierte ihn mit gerunzelten Brauen.
    »Französischen Ursprungs. Das ist klar. Das verrät nicht nur die Sprache, sondern vor allem die übliche Handschrift der französischen Sekretäre. Als noch Friede war, gingen mir eine Menge solcher Schriftstücke durch die Hände.«
    »Was sagen Sie zu der Unterschrift?«
    »Interessant, diese Arbeit. Sie ist allem Anschein nach mit einer Truthahnfeder geschrieben. Ich müßte mindestens eine Stunde lang üben, ehe ich sie richtig nachmachen kann. Dann die Siegel...«
    »Ich habe Abdrücke davon gemacht«, sagte Dorsey.
    »Das ist mir nicht entgangen. Aber sie wurden auch mit bemerkenswertem Geschick vom Papier abgelöst. Ich muß Sie zu Ihrer Leistung in dieser schwierigen Kunst beglückwünschen.
    Und jetzt -«
    Claudius hob den Blick von dem Schreiben und ließ ihn forschend über die Zuhörer schweifen.
    »Meine Herren«, sagte er dann, »zu diesem Brief gibt es noch eine Menge zu sagen. Aber ehe ich fortfahre, möchte ich doch einige Sicherheit haben, daß meine Dienste nicht ungelohnt bleiben.«
    »Sie haben doch schon Ihre Entlohnung«, sagte Marsden, »Ihre Gerichtsverhandlung wurde um eine Woche verschoben.«
    »Eine ganze Woche? Und ich habe in meinen Predigten immer betont, wie schnell die Zeit von einem Sonntag zum nächsten verrinnt. Nein, meine Herren, mir geht es um mein Leben. Ich habe eine unbeschreibliche Abneigung gegen das Aufgehängt werden. Bitte fassen Sie das nicht als Scherz auf.«
    Die Szene war voll dramatischer Spannung. Hornblower studierte die Mienen der anwesenden vier Männer - in Marsdens Gesicht entdeckte er leise Spuren zynischer Belustigung, Barrow war augenscheinlich sprachlos über diese plötzliche Forderung, Dorsey zeigte die unbeteiligte Haltung des Untergebenen und Claudius ließ seinen Blick vorsichtig von einem zum anderen wandern. Bei seinem Anblick dachte man unwillkürlich an einen verurteilten Verbrecher in der Arena Roms, der schon die Löwen langsam näherkommen sieht.
    Barrow brach als erster das Schweigen und sagte zu Marsden:
    »Soll ich nicht die Wache hereinrufen, Sir? Wir haben ihn ja nicht nötig.«
    Die Spannung wurde immer größer.
    »Ja, rufen Sie die Wache!« sagte Claudius. Er hob die gefesselten Hände, daß die Kette klirrte. »Bringen Sie mich doch weg und hängen Sie mich gleich morgen! Ob morgen oder erst in einer Woche - wenn mir dieses Ende schon bevorsteht, dann je eher desto besser. Ihr Herren werdet wohl nie am eigenen Leib erfahren, wie wesentlich das für unsereinen ist.
    Meine Nächstenliebe läßt mich hoffen, daß Ihnen Lagen wie die meine erspart bleiben. Aber was ich sagte, bleibt darum doch wahr. Sehen Sie also zu, daß ich morgen gehenkt werde.«
    Es war schwer zu sagen, ob Claudius jetzt nicht alles auf eine Karte setzte: die zugesagte Verlängerung seines Lebens um eine Woche, so viel wert sie ihm auch sein mochte, gegen die bloße Möglichkeit einer Begnadigung. Aber wie dem auch war, Hornblower konnte dem häßlichen kleinen Mann eine mit Schuldgefühl vermischte Bewunderung nicht versagen. Einsam und

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