Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornjäger (German Edition)

Hornjäger (German Edition)

Titel: Hornjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Weithofer
Vom Netzwerk:
zu urteilen, diente er in Fengus privater Truppe.
    Vorwurfsvoll hielt er ihr das Seidenblümchen unter die Nase. Es wirkte deutlich derangierter als zuvor und passte so auf eine interessante Art zum Aussehen des Soldaten.
    Er machte einen etwas verdreckten Eindruck, so als hätte er gerade wochenlang auf der Landstraße zugebracht und müsste sich erst langsam wieder an die Zivilisation gewöhnen. Euphena schauderte. Ein Leben ohne heißes Bad, genug zu essen und stetigen Zeitvertreib. Was für eine Vorstellung!
    »Was ist denn nun? Ist das Eure?« Der Mann wurde langsam ungeduldig.
    Müde blinzelte Euphena zu ihm hoch. Eine helle Narbe zog sich von seiner linken Augenbraue zum Ohr hin. Was da wohl passiert war? Solch ein gefährliches Leben, wie dieser Mann führte, würde sie nie haben. Das einzig Spannende im Leben einer Hofdame war, ob das Kleid ihrer Majestät passte und ob der neue Hauptmann tatsächlich zum Ball erschien oder nicht. Euphena biss sich auf die Lippen. Sie hätte auf der Stelle losheulen können!
    »Seid Ihr stumm?« Der Soldat wedelte mit einer Hand vor i hrem Gesicht herum.
    Euphena schreckte endgültig aus ihren Gedanken hoch. »Was erlaubt Ihr Euch?«
    Das Gesicht des Fremden entspannte sich merklich. Er lächelte vorsichtig und verzog den Mund dabei leicht nach links.
    »Nun, dann darf ich davon ausgehen, dass dies Eure Blume ist?« Er hielt sie ihr galant hin.
    Euphena nahm sie an sich. Wurde sie dieses vermaledeite Ding denn nie los?
    »Ja, ich fürchte die gehört mir. Weshalb fragt Ihr?« Entmutigt zog sie die Beine an und stützte ihr Kinn auf ihren Knien ab.
    »Als ich gerade dabei war meinen Hengst zu tränken, wäre er beinahe daran erstickt! Ihr solltet Eure Habe nicht so gedankenlos in der Gegend verteilen!« Wie zur Bestätigung schnaubte sie das Pferd an und schielte vorsichtig nach dem restlichen Apfelkuchen in ihrer Hand.
    Euphena blinzelte überrascht. »Ich verteile nichts in der G egend, wie kommt Ihr ...«
    Obwohl er unglaublich gut aussah, legte er doch ein etwas r ohes Benehmen an den Tag. Immerhin war sie eine Dame und er nur irgendein verschmutzter Kerl mit einem noch dreckigeren Pferd! Wenn ein Edelmann sie getadelt hätte, wäre es wenigstens aufgrund seiner höheren Geburt gerechtfertigt gewesen, aber dieser Soldat hatte keinerlei Recht dazu!
    »Wieso tränkt Ihr Euer Pferd denn genau an der Stelle, an der ich meine Seidenblumen zu entsorgen pflege?«, fragte sie schließlich schnippisch. Euphena hatte keine Lust auf dieses G espräch. Sie wollte einfach in Ruhe hier sitzen und grübeln.
    »Wieso entsorgt Ihr Eure Seidenblumen an der Stelle an der ich mein Pferd zu tränken pflege?«, fragte er mit seiner wohlkli ngende Stimme frech zurück.
    Euphena seufzte. Der Hengst vor ihr machte unauffällig einen Schritt zur Seite, um sich in Reichweite ihres Apfelkuchens zu bringen.
    »Verzeiht, wenn ich Euch verärgert habe, Fräulein, aber ich wollte Euch bloß auf die Gefahren eines achtlos zur Seite geworfenen Gegenstandes aufmerksam machen.« Er betrachtete sie ein wenig skeptisch. Offensichtlich hatte er ihre miese Stimmung bemerkt.
    Euphena schnaubte und stopfte ihren Apfelkuchen dem Hengst ins Maul. »Habe ich meine Schuld jetzt beglichen, mein Herr?« Herausfordernd tätschelte sie dem glücklich kauenden Pferdchen die Nase.
    »Wenn Hestus zufrieden ist, bin ich es auch!« Der Mann lachte auf. »Kommt, begraben wir unseren Streit! Man nennt mich Helwyr!« Seine blauen Augen blitzten, als er ihr die Hand zum Gruß entgegenstreckte.
    Euphena überlegte fieberhaft, was die Etikette in so einem Fall vorschrieb. Ein fremder Mann, der sich in der Öffentlichkeit selbst vorstellte? Sollte sie seine Hand nehmen, oder knicksen? Auf so etwas war sie nicht vorbereitet! Verwirrt starrte Euphena ihn an.
    Ein wenig enttäuscht zog Helwyr seine Hand zurück. »Ihr habt es nicht so mit spontaner Freundlichkeit, oder?«
    »Ich ...« Was sollte sie darauf bloß entgegnen? Er musste sie schon für äußerst unhöflich halten, so wie sie dasaß. Ein grimmiges Gesicht aufgesetzt und die Hände voller Apfelkuchen und Pferdesabber.
Euphena stöhnte auf. Heute war einfach nicht ihr Tag! Nicht einmal ein Gespräch mit einem Fremden bekam sie auf die Reihe!
    Mit einem Wutschrei sprang sie auf und lief die Gasse entlang, aus der sie gekommen war. Sie wollte nur noch weg! Sich irgendwo in den Palastgemäuern verstecken. Wären die Götter gnädig, würden sie Euphena jetzt im Erdboden

Weitere Kostenlose Bücher