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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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eindrang. Es traf sie vollkommen unvorbereitet. Sie waren ihm schutzlos ausgeliefert. Während er im Schnee lag, hatte sich Scott genug erholt, um seine Kraft zurückzugewinnen, und setzte sie jetzt gegen die beiden ein: einer der Fünf, der sich gegen die anderen stellte. Einen schrecklichen Augenblick lang hatte Scarlett Angst vor dem, was er tun konnte. Er würde sie doch nicht genauso verraten wie Matt?
    Langsam erhob er sich. Er war voller Schnee. Aber wenigstens dämpfte die extreme Kälte einen Teil des Schmerzes. „Vergib mir, Scarlett“, keuchte er. „Ich weiß, dass du mich aufhalten würdest, aber das darfst du nicht. Wenn ich Jamie nicht mehr sehe, sag ihm bitte, dass ich an ihn gedacht habe …“
    Scarlett wollte sich bewegen. Sie wollte ihn davon abhalten, das zu tun, was er vorhatte – was immer es war. Aber ihr Körper gehorchte ihr nicht. Sie konnte nicht einmal sprechen. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Lohan darum kämpfte, sich aus dem Bann zu befreien. Er hatte immer noch sein Messer in der Hand. Jonas Mortlake lag mit geschlossenen Augen vor ihnen auf dem Boden.
    Schritt für Schritt, so langsam wie ein alter Mann, humpelte Scott auf die Höhle zu. Scarlett sah sie zum ersten Mal. Ihr Blick fiel auf die Kette, die verschränkten Hände und den fünfzackigen Stern und sie begriff, dass dies eine der Türen und der Grund war, dass alle anderen nicht mehr funktionierten. Gleichzeitig hörte sie ein leises Summen, das von der Kette ausging, und ihr wurde klar, dass keiner von ihnen sie berühren durfte. Aber es war längst zu spät, denn Scott griff bereits danach, und obwohl sie ihm zuschrie, es nicht zu tun, kam kein Laut über ihre Lippen.
    Scott berührte die Elfenbeinhände.

24
     
     
    Die Zellentür hatte sich vollkommen lautlos geöffnet. Anscheinend war Richard trotz seiner schlimmen Lage eingeschlafen, denn er wachte erst auf, als ihm ein Schwall warmer Luft von draußen ins Gesicht blies.
    „Würden Sie bitte aufstehen, Mr Cole?“, verlangte eine kultivierte Stimme. „Es gibt etwas, das ich Ihnen zeigen möchte.“
    Instinktiv tastete Richard nach dem Inka-Messer, obwohl er genau wusste, dass es in seinem Gürtel steckte, unsichtbar für alle anderen. Niemand ahnte, dass er es bei sich hatte. Vielleicht war dies der Moment, es zu benutzen. Er stand auf. Seine Beine und sein Nacken waren steif und er fragte sich, wie viel Zeit vergangen sein mochte. Minuten? Stunden? Die Metallplatte war zur Seite gezogen worden und dahinter lag ein Gang. Beiderseits der Tür standen Wachen in schwarzen Lederjacken, die mit unförmigen Keulen bewaffnet waren. Sie sahen menschlich aus – mit hungrigen, von Schlägen gezeichneten Gesichtern –, aber sie konnten ebenso gut Gestaltwechsler sein. Keiner von beiden zeigte irgendeine Regung, doch sie strahlten eine unterschwellige Feindseligkeit aus. Sie sprachen kein Wort.
    Zwischen ihnen stand ein dritter Mann: alt, kahlköpfig, in einem Anzug und mit einem Seidentuch um den Hals. Richard hatte den Eindruck, dass der Mann nicht mehr lange zu leben hatte. Er sah krank aus. Seine Haut hatte eine so unnatürliche Farbe, als wäre sie ausgeblutet, und Richard konnte an seinen Augen ablesen, dass er Schmerzen hatte. Er war es, der ihn angesprochen hatte.
    „Wer sind Sie?“, fragte Richard. „Was haben Sie mit Matt gemacht?“
    „Zwei sehr gute Fragen“, antwortete der Mann. „Wenn Sie mir folgen möchten, beantworte ich sie gern, während wir gehen.“
    Richard verließ seine Zelle und ging zwischen den beiden Wachen hindurch. Sie rochen so unangenehm wie alles in der Festung – zumindest nahm er an, dass er sich in der Festung befand. Es roch, als hätten die, die hier lebten, sich seit Jahren nicht mehr gewaschen, Essensreste verrotten lassen, die Zellen und alle Ecken als Toiletten benutzt und ihre Toten einfach da vermodern lassen, wo sie gerade lagen. Als Richard die Zelle verließ, trafen ihn diese ekelhaften Gerüche wie ein Keulenschlag. Es fiel ihm schwer, einen Würgereiz zu unterdrücken.
    „Ich bin sehr froh, Sie zu sehen“, sagte der Mann. Anscheinend hatte er sich an den Gestank gewöhnt und nahm ihn nicht mehr wahr. „Ich bin der Vorsitzende der Nightrise Corporation. Der neue Vorsitzende. Vielleicht haben Sie meinen Vorgänger in Hongkong getroffen. Gut denkbar, dass Sie zu seinem verfrühten Abgang beigetragen haben. Gehen wir. Ich fürchte, uns bleibt nicht mehr viel Zeit.“
    Der Mann setzte sich mit einem leichten Keuchen in

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