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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Bewegung. Richard ging neben ihm und die beiden Wachen folgten ihnen. Alles war in dieses merkwürdige blaue Licht getaucht, das aus den Wänden kam. Der Gang führte um eine Kurve und dann bergauf bis zu einer Treppe. Richard kam sich vor wie in einem riesigen Ameisenhaufen. Aus der Ferne hörte er Gejohle, das Hämmern von Metall auf Metall, Jubelrufe und Applaus – den Lärm einer Menschenmenge. Man hatte ihm die warmen Sachen weggenommen und ihm nur die Jeans und das Hemd gelassen, aber ihm war nicht kalt. In dem Felsen herrschte eine feuchte animalische Hitze. Er konnte das Wasser sehen, das wie Schweiß an den Felswänden glitzerte.
    „Wo ist Matt?“, fragte Richard.
    Die Menge johlte erneut auf. Weitere Schläge von Metall auf Metall. Richard zögerte, er fürchtete sich vor dem, was vor ihm lag, doch dann stöhnte er schmerzerfüllt, denn eine der Wachen hatte ihm seine Keule in den Rücken gerammt.
    „Bitte trödeln Sie nicht“, sagte der Vorsitzende. „Wir sind auf dem Weg zu ihm – allerdings muss ich Sie warnen: Er ist kein schöner Anblick. Er wird für das bestraft, was er vor einiger Zeit getan hat. Sie sind ein Teil dieser Bestrafung. Sie sind doch gute Freunde, nicht wahr?“
    Richard antwortete nicht.
    „Wir sind für heute fast mit ihm fertig, aber bevor wir aufhören, wollen wir, dass er zusieht, wie Sie getötet werden. Wir wollen, dass er Sie sterben sieht.“
    Sie würden ihn also umbringen. Richard nahm diese Neuigkeit ziemlich gelassen auf. Er spürte unter dem Hemd die Klinge auf der Haut. Nun, er würde sie benutzen, um den Vorsitzenden mitzunehmen, wenn es so weit war – und die beiden Wachen vielleicht auch. Aber zuerst wollte er Matt sehen.
    „Sie beide sollten noch ein paar gemeinsame Minuten haben“, fuhr der Vorsitzende fort. „Wir werden Sie so langsam und qualvoll töten wie möglich. Wir haben dafür zwei Spezialisten, die bereits auf Sie warten. Ich habe sie schon an anderen Gefangenen arbeiten lassen und kann Ihnen versichern, dass sie ihr Geschäft verstehen.“
    „Stehen Sie auf so was?“, fragte Richard. Ihm fiel das Sprechen schwer. Sein Mund war trocken und sein Herz raste. Aber er musste etwas sagen, denn es half ihm, seine Angst zu verbergen.
    „Eigentlich nicht. Nein. Aber ich diene den Alten. Ich tue, was mir gesagt wird, und bleibe am Leben. Außerdem haben die Menschen einander schon immer die schrecklichsten Dinge angetan, Mr Cole. Man könnte sagen, dass es ein Teil der menschlichen Natur ist, und ich bin in dieser Beziehung wie jeder andere. Töte oder stirb, nur darum geht es. Ich schätze, Sie haben die falsche Entscheidung getroffen.“
    Die Stufen mündeten in einen riesigen Saal voller Leute … Tausende von ihnen. Sie saßen auf langen Bänken oder standen dicht gedrängt, immer noch in dieselben Rüstungen gekleidet, die sie auch beim Angriff auf die Weltarmee getragen hatten. Viele von ihnen hatten ihre Schwerter und Schilde und schlugen sie gegeneinander. Das war der Lärm, den Richard gehört hatte. Es hatte Sonderrationen gegeben. Sie tranken Wein aus Schläuchen, die durch die Reihen gereicht wurden, und rissen sich mit bloßen Händen große Stücke Brot und Fleisch ab.
    Richard schaute nach oben. Die Decke war so weit weg, dass sie kaum zu sehen war, und er begriff, dass er in einem der Türme sein musste, die er von der anderen Seite des Eisschelfs aus gesehen hatte. Also war er offenbar tatsächlich in der Festung, dem Unterschlupf der Alten.
    Kaltes blaues Licht erleuchtete mit fast radioaktiver Intensität die Höhlen und Grotten, die sich rundum in den Fels gefressen hatten. Nadelspitze Stalaktiten hingen von ihren Decken herunter. Schmale Vorsprünge verbanden die verschiedenen Eingänge wie Pfade und bröckelnde, grob ins Gestein gehauene Stufen führten von einer Ebene auf die nächste.
    Die Menschenmenge hatte alle Ebenen bis ganz nach oben besetzt, wo sie von den Schatten verschluckt wurde. Es gab in der ganzen Höhle kein freies Fleckchen mehr, denn überall standen Männer und Frauen mit langen zottigen Haaren und wildem Blick, die kreischten, lachten, die Fäuste schüttelten oder auf ihre Schilde einschlugen und dabei niemals das Spektakel am Boden aus den Augen ließen.
    In der Mitte der Höhle war ein Boxring errichtet worden, der jedoch nicht mit Seilen, sondern mit Draht umzäunt war, und die Menge umringte ihn von allen Seiten. Jemand schlug Richard eine Faust in den Rücken und er ging weiter. Das Entsetzen zerrte an

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