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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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seinem Herzen und schnürte ihm die Kehle zu.
    Matt war dort.
    Er stand mit ausgebreiteten Armen da, so an ein Holzgestell gefesselt, dass die Menge ihn gut sehen konnte. Es war unmöglich zu erahnen, wie viel Leid er schon erduldet hatte. Seine Kleidung war in Fetzen und sein Körper mit Schnittwunden übersät. Richard erkannte ihn kaum. Man hatte ihm den Kopf geschoren. Sein Gesicht war grauenhaft geschwollen. Seine Nase gebrochen. Sie hatten ihm Stacheldraht um den Hals gewunden.
    Dicht neben ihm standen zwei Männer in Schlachterschürzen. Einer von ihnen hielt ein Messer, das er von einem Tablett genommen hatte, und schwenkte es erst in Richtung Menge, um sich das Wohlwollen der Zuschauer zu sichern, bevor er Matt damit bearbeitete. Als Richard sich dem Ring näherte, öffnete Matt die Augen. Er war noch bei Bewusstsein, zeigte aber keine Reaktion. Er schien nicht einmal mehr zu begreifen, was vorging. Aber er wusste, dass Richard da war. Eine tiefe Emotion – vielleicht Trauer, vielleicht aber auch Akzeptanz – blitzte ganz kurz in seinen Augen auf. Doch noch während Richard ihn ansah, fiel sein Kopf nach vorn und die Zuschauer johlten und buhten ihn aus.
    „Gehen Sie weiter“, verlangte der Vorsitzende. „Ich möchte, dass Sie ganz dicht bei ihm sind.“
    Wie betäubt stieg Richard die wenigen Stufen hinauf, die in den Ring führten. Die Menge verstummte, als der Vorsitzende ihm folgte. Die beiden Wachen blieben unten stehen.
    Matt war noch am Leben, aber sein Atem ging rasselnd. Blut lief ihm in die Augen, mit denen er nur noch verschwommen sehen konnte.
    „Es wird Zeit, die Vorstellung zu beenden“, verkündete der Vorsitzende. Er sprach zu Richard, allerdings so laut, dass es auch die Zuschauer hören konnten. „Ich finde, der Junge hat etwas Ruhe verdient. Aber wir möchten, dass er ein paar ganz spezielle Erinnerungen an diesen Tag mitnimmt, also dürfen Sie sich von ihm verabschieden, bevor wir Sie töten.
    Für Sie endet es hier, Mr Cole. Aber nicht für ihn. Ich denke, das wird Sie interessieren. Wenn Sie tot sind, werden wir Ihren kleinen Freund irgendwohin bringen, wo er Ruhe hat und sich erholen kann. Ich denke, das wird einige Monate in Anspruch nehmen. Er hat eine ganze Menge gebrochener Knochen. Aber wir werden gut für ihn sorgen und schließlich wird alles verheilt sein. Er wird wieder stark und gesund werden.
    Und dann nehmen wir ihn uns noch einmal vor. Wir werden ihn hier hereinbringen, ihn fesseln und wieder von vorn anfangen. Und wieder und wieder und wieder – die nächsten hundert Jahre lang. Er wird ein alter Mann sein und wir werden ihn immer noch bearbeiten. Können Sie sich das vorstellen?
    Also verabschieden Sie sich von ihm, solange Sie es noch können. Dann werden wir Sie vor seinen Augen töten. Aber in gewisser Weise haben Sie Glück, denn Sie sterben nur einmal.“
    Der Vorsitzende machte eine theatralische Geste. Die Menge verstummte in der Hoffnung, dass Matt etwas sagen, vielleicht um Gnade betteln würde. Matts Lippen waren aufgeplatzt und geschwollen, aber sie schienen sich langsam zu bewegen, Worte zu formen. Er brachte jedoch keinen Ton heraus.
    Richard sah den Vorsitzenden so voller Hass an, wie er ihn in seinem ganzen Leben noch nie empfunden hatte. Jetzt wusste er genau, was er zu tun hatte. Ihm war endlich klar geworden, weshalb man ihm das Messer gegeben hatte.
    Bevor ihn jemand aufhalten konnte, trat er zwei Schritte vor, zog es aus dem Gürtel, sah Matt direkt in die Augen und stieß es ihm ins Herz.
     
     
    LONDON (HOLLY)
     
    Ich werde diese grauenhaften letzten Augenblicke an der St. Meredith’s Kirche nie vergessen.
    Mir schlug das Herz schon bis zum Hals, als wir das Haus verließen, in dem wir die letzten Tage verbracht hatten – Nummer 13. Allerdings habe ich nie herausgefunden, wie die Straße hieß.
    Alles war sehr still – es war ja noch früh am Morgen –, aber diese Stille machte mich irgendwie noch nervöser. Da war so viel kaputtes Zeug, so viele demolierte Häuser und rostende Autos, dass ich die herumirrenden Geister beinahe sehen konnte. Und es mussten Millionen von ihnen sein. Es war unfassbar, dass in nur zehn Jahren eine ganze Stadt zu dieser Einöde verkommen konnte.
    Aber ich schätze, Erdbeben und Supervulkane haben dasselbe in anderen Teilen der Welt in wenigen Minuten geschafft. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie London ausgesehen haben muss, bevor die Terroristen kamen. So viel Fantasie habe ich nicht.

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