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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Frage. Mehrere Aufseher kamen mit Messern auf sie zu und einige der Sklaven zuckten zurück oder wimmerten, doch es wurde schnell klar, dass sie nur die Handfesseln durchschneiden wollten. Jemand half dem Jungen auf die Beine und die ganze Gruppe war schon auf dem Weg zum Schacht, als sich über ihnen plötzlich etwas durch die Luft bewegte, was sie alle aufschauen ließ. Es war die Legacy 600. Auf der anderen Seite des Waldes war kein Geräusch von ihr zu bemerken gewesen, aber als sie die Baumwipfel hinter sich zurückließ, war das Dröhnen nicht zu überhören.
    Lohan sah ihr nach, als sie einen Bogen über der Grube beschrieb und danach in der Ferne verschwand. Erst dann richtete er den Blick wutentbrannt auf Matt.
    „War das deine Fahrkarte nach draußen?“, knurrte er. „Sieht aus, als wäre sie ohne uns unterwegs. Und was machen wir jetzt?“
    Jemand stieß sie vorwärts. Als sie den Rand der Grube erreichten, war das Flugzeug längst fort.

3
     
     
    Matt und Lohan verbrachten die nächste Woche damit, in der Goldmine von Serra Morte zu arbeiten, und nach dieser Woche war ihnen klar, dass sie nicht mehr lange leben würden, wenn ihnen nicht bald die Flucht gelang. Ihre Kräfte schwanden zusehends – durch die vielen Stunden grausamer Schufterei, die mangelhafte Ernährung und die ständige Bedrohung durch Krankheiten. Ihren vielen Tausend Leidensgenossen ging es genauso. Es war, als würden sie alle an eine höllische Maschinerie verfüttert. Als Einzelpersonen waren sie ohne jede Bedeutung. Sie wurden verwertet. Und sie würden irgendwann sterben wie andere vor ihnen. Jeden Tag kamen Hunderte Neue, um die Lücken zu füllen, die sie nach ihrem Tod hinterließen.
    Der Tag begann immer mit einem lauten Hupton, der über die leere Grube hallte, bevor die Sonne aufging. Es konnte fünf Uhr sein. Vielleicht auch sechs. Da niemand eine Uhr besaß, war es bedeutungslos. Die Sklaven schliefen in einem Dorf, das einen halben Kilometer von der Grube entfernt für sie errichtet worden war, ein düsteres verseuchtes Durcheinander von Hütten, zusammengeschustert aus Holz, Plastik, Wellblech und Planen. Wege zwischen den Hütten erweckten den Eindruck einer richtigen Ortschaft, aber in Wirklichkeit war das Dorf ohne Leben, denn seine Bewohner konnten nirgendwo hingehen und hatten nichts zu tun. Es gab keinen Strom, kein fließendes Wasser und keine Toiletten. Hunderte Menschen waren gezwungen, dieselbe Latrine aufzusuchen, einen stinkenden Graben, der im Urwald ausgehoben worden war und an dem sie Schlange stehen mussten, bevor sie sich erleichtern konnten. Privatsphäre gab es nicht. Der Gestank drehte einem den Magen um und überall wimmelte es von dicken schwarzen Fliegen.
    In jeder Hütte standen zwanzig oder dreißig Feldbetten so dicht nebeneinander, dass sich die Schultern der Schläfer berührten. Vor der Tür hingen alte Laken und Decken, die eigentlich die Moskitos draußen halten sollten, aber nur dafür sorgten, dass die warme schweißfeuchte Luft nicht entweichen konnte. Das Abendessen wurde in Metalleimern ausgegeben, um die sich die Männer drängten, um ihre Blechnäpfe zu füllen. Es gab immer dasselbe: Bohneneintopf mit ein paar Fleischfetzen – von welchem Tier sie stammten, wollte eigentlich keiner wissen. Nach dem Essen schliefen sie, todmüde von den fünfzehn Stunden Schufterei, die hinter ihnen lagen und die ihnen am nächsten Tag erneut bevorstanden. Die ganze Nacht fielen die Moskitos über sie her. Es gab kein Entrinnen.
    Jeden Morgen wurde durchgezählt. Ein Trupp, die „os coveiros“ oder Totengräber, war dafür zuständig, die Toten aus den Hütten zu holen und auf Karren zu einer Lichtung im Regenwald zu befördern. Gräber gab es nicht. Die Toten wurden einfach abgeladen und einmal pro Woche, wenn der Haufen hoch genug war, mit Benzin Übergossen und angezündet. Es gab keine Nacht, in der niemand starb. Manchmal an Malaria oder an Erschöpfung. Häufiger waren es aber die Schlangen. Matt hörte oft, wie jemand schrie, der gebissen worden war. Dann brachen jedes Mal Panik und Geschrei aus, wenn die anderen Männer bei Kerzenlicht versuchten, die Schlange zu finden, bevor es sie ebenfalls erwischte.
    Die Arbeit war immer gleich.
    Jeden Morgen beim ersten Licht nahmen die Arbeiter einen Holzeimer und einen hölzernen Spaten und stiegen damit die Leitern hinunter bis ganz nach unten. Schon dieser Abstieg war gefährlich. Schmutz und Schweiß hatten die Leitern glitschig werden

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