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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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schön, euch zu sehen. Ich möchte euch unsere Freunde vorstellen. Das sind Alfie und Amanda Bussell. Angus Withers-Green, der unsere Häuser instand hält. Wenn wir ihn nicht hätten, wäre schon alles zusammengebrochen! Mr Weeks, der Wirt. Cosmo habt ihr ja schon an der Schleuse kennengelernt und das ist seine Schwester Christabel (sie war ungefähr zwei Jahre jünger als er, sah blass und hungrig aus und hielt einen Plüsch-Eisbären fest umklammert). Mrs Fielding und Mrs Hamilton. Die Osmonds.“ Sie lachte. „Ich nehme an, dass sind viel zu viele Namen, um sich alle auf einmal zu merken. Deswegen können sich die anderen auch später vorstellen. Möchtet ihr in der Zwischenzeit ein Glas Orangensaft trinken?“
    Ich hatte bisher nur zu besonderen Gelegenheiten Orangensaft bekommen – zu Weihnachten oder Geburtstagen. Mr Weeks, der Wirt, war ein großer dicker Mann mit einem Kopf voller schwarzer Locken. Er brachte zwei Gläser, und obwohl die Flüssigkeit darin kaum orangefarben war, roch sie zumindest entfernt nach Frucht.
    „Bitte sehr, meine Liebe“, sagte er und lächelte mich auf eine ziemlich unsympathische Weise an. Sein Gesicht war meinem irgendwie zu nah.
    „Danke.“ Ich wich zurück.
    Er gab auch Jamie ein Glas und dann saßen wir etwa eine Minute lang nur da. Niemand sagte etwas, alle starrten uns nur an. Ich hob mein Glas an die Lippen.
    Trink das nicht!
    Es war Jamie, in meinem Kopf. Diese Fähigkeit, die er da hatte, raubte mir den letzten Nerv. Ich wusste noch gut, wie es zum ersten Mal passiert war – bei uns in der Kirche vor dem versammelten Rat. Es fühlte sich an, als würde er mir ins Ohr flüstern, aber nicht von außen, sondern von innen – wenn ihr versteht, was ich meine. Ich warf ihm einen Blick zu. Sein Gesicht verriet nichts, aber ich merkte trotzdem, dass er irgendwie abwesend war und sich nichts sehnlicher wünschte, als irgendwo anders zu sein.
    Ich stellte mein Glas hin.
    „Wo ist unser Freund?“, fragte Jamie.
    „Mr Fletcher?“ Es war die Frau des Majors, die antwortete. Sie nippte an einem Glas mit einer dunklen Flüssigkeit, das der Wirt ihr hingestellt hatte. „Er ist bei Michael. Die beiden sind ins Plaudern geraten. Es verirren sich nur selten Fremde nach Little Moulsford und wir wollen natürlich alles über euch wissen, woher ihr kommt und wo ihr dieses schöne Boot aufgetrieben habt. Aber wir können auch ohne die beiden mit dem Essen anfangen. Ich bin sicher, dass sie bald kommen.“ Sie setzte ihr Glas ab. Das Getränk hatte einen dunklen Fleck auf ihren Lippen hinterlassen.
    „Und da kommt es schon!“, rief jemand.
    Eine sehr kleine Frau betrat den Gastraum mit einem Tablett, das mit Braten und Gemüse beladen war. Die Frau war so klein, dass es im ersten Moment aussah, als würde das Tablett von selbst hereinschweben. Ich hatte noch nie so viel Fleisch gesehen, jedenfalls nicht mehr, seit es mir gelungen war, den Rehbock zu erlegen. Es sah nach gekochtem Schinken aus und ich nahm an, dass im Dorf Schweine gezüchtet wurden … was uns nie gelungen war. Beim Gemüse handelte es sich um Rüben und Pastinaken und es war nicht besonders viel. Mit einem Seufzer der Vorfreude stellte die Frau das Tablett auf den Tisch. Der Mann mit der Geige hörte auf zu spielen. Alle anderen beugten sich vor, als wollten sie den Duft des Bratens inhalieren.
    Rühr das Essen nicht an, Holly.
    Das waren die letzten Worte, die ich jetzt hören wollte, und ich hörte sie nicht einmal – auch diesmal waren sie nur in meinem Kopf und ich wusste, dass Jamie dafür verantwortlich war. Ich warf ihm einen bösen Blick zu. Mir war klar, dass in Little Moulsford etwas faul war, aber konnten wir der Sache nicht auf den Grund gehen, nachdem wir gegessen hatten?
    Sag, dass du auf die Toilette musst.
    „Es tut mir wirklich leid“, sagte ich. „Das sieht unglaublich lecker aus, aber ich fürchte, ich muss erst einmal auf die Toilette.“
    Die Frau des Majors sah mich tadelnd an. Wahrscheinlich gehörte es sich nicht, so etwas zu sagen, wenn das Essen bereits auf dem Tisch stand.
    „Wir haben keine Toiletten“, sagte einer der Dorfbewohner. „Die funktionieren nicht mehr. Du musst die Latrine benutzen.“
    „Und wo ist die?“, fragte ich.
    „Am Ende des Parkplatzes. Hinter dem Pub.“
    Sag ihnen, dass du dich im Dunkeln fürchtest.
    Das war fast zu viel. Aber ich hatte mein Vertrauen in Jamie gesetzt. Immerhin hatte er mein Leben umgekrempelt, seit wir uns zum ersten Mal begegnet

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