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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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erwartet. Er sagte zwar nicht viel, aber ich hatte das Gefühl, dass er entspannter gewesen wäre, wenn es sich bei Little Moulsford um ein fliegenverseuchtes Kaff voller Leichen und Unkraut gehandelt hätte. Aber so war es zu perfekt. So wie hier sah es in England nirgendwo mehr aus. Und wir würden mitten hindurchfahren müssen. Und was noch schlimmer war – vor uns lagen drei Schleusen hintereinander, was bedeutete, dass wir die Lady Jane verlassen mussten, um die Tore zu bedienen, und dann vollkommen ungeschützt sein würden.
    Es lebten Menschen im Dorf. Sie hatten uns kommen hören und eine kleine Gruppe von ihnen erwartete uns bereits an der ersten Schleuse. Uns blieb nichts anderes übrig, als auf sie zuzufahren und so zu tun, als befänden wir uns auf einer lustigen Urlaubsfahrt und nicht auf der Flucht vor Fliegensoldaten, brutalen Mördern und dem Ende der Welt. Die Dorfbewohner sahen eigentlich ganz freundlich aus. Sie lächelten uns entgegen und waren so ordentlich gekleidet, wie es die Umstände erlaubten. Sie hatten sogar frisch geschnittene Haare. Außerdem sahen sie gut genährt aus … was mir sofort auffiel, denn in meinem Dorf hatten die Bewohner stets auf die nächste vernünftige Mahlzeit gewartet.
    „Habt ihr eure Waffen?“, raunte uns der Reisende zu.
    Ich wusste wirklich nicht, was sein Problem war. Diese Leute sahen vollkommen harmlos aus. Ich fand es ehrlich gesagt ziemlich aufregend, sie zu sehen, denn sie waren der Beweis, dass es nicht nur unserer Gemeinde gelungen war, die letzten zehn Jahre zu überleben. Aber ich hatte meine Waffe dabei – sie steckte in meinem Hosenbund. Es fühlte sich unangenehm an, wie sie sich in mein Fleisch drückte. Ich wurde die Angst nicht los, dass sie losgehen und mir in den eigenen Oberschenkel schießen würde, aber der Reisende hatte mir gezeigt, wie man sie sicherte, und beteuert, dass sie nicht schießen konnte, solange der Sicherungshebel in der richtigen Position war.
    Jamie nickte.
    „Ich habe meine auch“, sagte ich.
    „Warten wir ab, was diese Leute wollen. Vertraut niemandem. Und unternehmt nichts, bis ich es euch sage.“
    Wir stoppten an der ersten Schleuse. Die Dorfbewohner standen über uns und schauten auf uns herab. Ein militärisch aussehender Typ in den Fünfzigern trat vor. Er schien ihr Anführer zu sein. Er hatte kurze graue Haare und einen Schnurrbart. Neben ihm stand eine Frau mit Locken, die genau die gleiche Größe hatte wie er. Sie trug ein Blümchenkleid, hatte eine Handtasche dabei und trug sogar eine Perlenkette und Ohrringe. Ich hatte noch nie jemanden Schmuck tragen sehen, nur auf Bildern.
    „Einen guten Tag wünsche ich“, sagte der Mann. „Mein Name ist Michael Higham. Eigentlich Major Michael Higham, aber damit nehmen wir es hier nicht so genau. Außerdem möchte ich Ihnen meine Frau Dorothy vorstellen. Willkommen in Little Moulsford!“
    „Danke“, sagte der Reisende.
    „Wir sehen hier nicht mehr oft Boote vorbeikommen“, fuhr der Major fort. „Das letzte kam vor ein paar Jahren.“
    „Es ist drei Jahre her“, präzisierte seine Frau. Sie schien jedes Wort auf Hochglanz zu polieren, bevor sie es aussprach. „Sein Name war Horizon. Ein sehr hübsches Boot – auf dem Weg nach London. Natürlich haben wir den Leuten geraten, lieber nicht weiterzufahren.“
    „Sie kamen nie zurück“, fügte der Major hinzu und nickte bekräftigend. Er ließ den Blick anerkennend über die Lady Jane schweifen. „Ein schönes Boot. Vierzig Fuß?“
    „ Fünf und vierzig.“
    „Ich kann kaum glauben, dass Sie noch Treibstoff aufgetrieben haben. Woher kommen Sie?“
    Der Reisende schaute zurück. „Wir kommen aus einem Dorf, das etwa vierzig Kilometer zurück liegt. Leider ist unser Brunnen versiegt und da dachten wir, dass wir unser Glück weiter südlich versuchen könnten.“ Ich merkte natürlich, dass er sich absichtlich vage ausdrückte und diesen Leuten nicht die ganze Wahrheit sagte.
    „An Ihrer Stelle würde ich nicht weiter nach Süden fahren“, sagte der Major. „Das Land ist verseucht. Soweit wir wissen, sind wir die letzte Gemeinde vor der Stadt. Sie müssen unbedingt zum Essen bleiben, Sie und Ihre beiden jungen Freunde. Wir haben Glück. Wir besitzen unser eigenes Wasserreservoir und noch eine ganze Menge Vorräte. Wir sehen in letzter Zeit so wenig Fremde! Sie sind uns herzlich willkommen.“
    „Das ist sehr nett von Ihnen.“ Ich merkte natürlich, dass der Reisende die Einladung nicht annehmen

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