Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
Vom Netzwerk:
auf der Stelle getötet. Mir blieb ungefähr eine halbe Sekunde, um meinen Hintern zu retten. Verzweifelt warf ich mich an die zweite Leiter und zog mich daran hoch, während ein Torpedo aus brennender Luft unter mir vorbeizischte und mich nur um Haaresbreite verfehlte. Ich spürte die Hitze an den Fußsohlen, und als ich nach unten schaute, war dort alles leuchtend rot. Ich warf einen Blick nach oben und sah Jamies Gesicht, ebenfalls rot erleuchtet, das entsetzt zu mir herunterstarrte. Er kletterte hastig weiter und ich folgte ihm, denn jetzt wollte ich nur noch möglichst weit weg von diesem Inferno.
    Zehn Sprossen. Dann kamen wir an eine weitere Öffnung und ein waagerechter Gang führte in absolute Dunkelheit. Wir waren über dem Wasser, aber immer noch tief unter der Erde. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was hier los war.

9
     
     
    „Hier lang.“
    Irgendwo vor mir flüsterte der Reisende diese Worte und ich musste auf Händen und Knien durch die Dunkelheit robben, weil nicht genug Platz war, um aufrecht zu gehen. Ich befand mich tief unter der Erde in einer engen schwarzen Röhre und plötzlich überfiel mich Panik. Ich rang hektisch nach Luft. Doch dann tauchte etwa zehn Meter vor uns ein viereckiges Licht auf und mir wurde klar, dass dort jemand eine Tür geöffnet hatte. Eine Tür wohin? Das war mir egal. Jamie kroch bereits darauf zu und ich krabbelte hinter ihm her.
    Die Tür führte in einen quadratischen Raum mit Wänden aus Hohlblocksteinen, an dessen Decke eine Glühbirne baumelte. Ich glaubte das entfernte Brummen einer Maschine zu hören. Es musste ein Generator sein, der für das Licht sorgte. Zwei Personen, ein Mann und ein Frau, beide um die vierzig und in identische graue Overalls gekleidet, begrüßten Jamie und den Reisenden. Die Frau hatte ihre blonden Haare zu einem Knoten geschlungen. Beim Anblick der Verwundung des Reisenden war sie sofort besorgt.
    „Du wurdest angeschossen“, sagte sie. „Das hättest du uns sagen müssen. Wir müssen dich zum Arzt bringen.“
    „Noch nicht.“ Der Reisende schüttelte den Kopf. „Ich muss erst sehen, ob es geklappt hat.“
    „Graham …“, begann der Mann. Er sah dem Reisenden verblüffend ähnlich, hatte schwarze, gelockte Haare und ein schmales Gesicht voller Bartstoppeln. Wie die Frau war auch er ziemlich blass – die beiden wirkten wie zwei Gefangene, die schon lange keine Sonne mehr gesehen hatten.
    „Es geht mir gut, Will. Ehrlich.“ Die beiden standen sich einen Moment lang schweigend gegenüber, doch dann fielen sie sich in die Arme. Ich vermutete, dass sie Brüder waren, dass Will ein Teil der Familie war, die der Reisende erwähnt hatte, und dass sich die beiden sehr lange nicht mehr gesehen oder miteinander gesprochen hatten. „Es tut gut, dich zu sehen“, sagte der Reisende.
    „Du hast mir gefehlt.“
    „Bist du okay?“
    „Klar.“
    Die beiden ließen einander wieder los. Der Reisende deutete auf uns. „Das ist Jamie. Und Holly, die ihm geholfen hat. Ich erzähle es euch später. Aber jetzt möchte ich reingehen …“
    An der anderen Seite des Raums war eine zweite Tür. Inzwischen gab es eine Million Fragen, die ich gern gestellt hätte, angefangen damit, wer diese Leute waren, was für ein Ort das hier war und was wir hier machten. Einiges fand ich selbst heraus. Die Polizisten hatten die Explosion der Lady Jane natürlich gesehen und gingen hoffentlich davon aus, dass wir noch an Bord gewesen waren und es vorgezogen hatten, uns umzubringen, statt ihnen in die Hände zu fallen. Sie würden im Tunnel nach uns suchen und in der Dunkelheit hoffentlich die Leiter über ihren Köpfen übersehen. Und sie würden ganz sicher nicht vermuten, dass es jemanden gab, der auf uns gewartet hatte. Zumindest hoffte ich das.
    Wir folgten einem langen Gang mit nackten Betonwänden und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass wir immer tiefer in den Hügel vordrangen. Ich glaubte zu spüren, wie das Gewicht der Erdmassen auf mir lastete. Wir kamen an eine weitere Tür – von hier kam das gesamte Licht –, und als ich um die letzte Ecke bog, blieb ich verdutzt stehen. Ich stand nur da und staunte.
    Wir waren auf einer Plattform aus Metall gelandet, die sich oberhalb eines riesigen Raumes befand, in dem mindestens zwanzig Personen zu uns aufschauten und applaudierten. Sie trugen alle die gleichen grauen Overalls wie die beiden, die uns abgeholt hatten, aber hier waren alle Altersstufen vertreten, von zwanzig bis etwa siebzig.

Weitere Kostenlose Bücher