Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch
seiner Körperform perfekt anpasste, und die Bettwäsche, die jeden Tag gewechselt wurde, war weich und luxuriös. Das Bett war riesig und voller Kissen in verschiedenen Formen und Größen. Es hätten drei Personen darin schlafen können, ohne einander zu berühren.
Es gab keine Türen in seiner Suite. Ein Durchgang führte in sein privates Badezimmer mit einer Wanne von der Größe eines kleinen Swimmingpools, in die aus einer Öffnung in der Wand ununterbrochen Wasser aus einer warmen Quelle sprudelte. Das Wasser erklärte vermutlich auch, wieso die Räume so warm waren. Es gab zwar einen großen Kamin, der jeden Abend für ihn entzündet wurde, aber auch wenn das Feuer ausging, wurde es nicht kälter. Es musste irgendeine Art natürliches Heizsystem geben – vielleicht durch einen Vulkan.
Elektrischen Strom gab es nicht. Die ganze Festung, die Gänge und Verliese waren in ein blaues Licht getaucht, das direkt aus dem Fels zu kommen schien. Scott hatte allerdings Tageslicht in seinen Räumen. Inzwischen hatte er herausgefunden, dass sie ihn im dritten Stockwerk des rechten Turms untergebracht hatten, einem der beiden, die in den Fels hineingebaut waren. Er hatte keine Ahnung, wie tief sich die ganze Anlage in den Berg erstreckte. Es konnte dort Räume geben – vermutlich Gefängniszellen –, die kaum größer waren als Gräber. Hauptsache war aber, dass er ganz vorn wohnte. Eine Wand seines Schlafzimmers bestand aus einem ovalen Fenster mit Blick auf den Innenhof und die Festungsmauer. Scott war mit den Fingern über das Glas gefahren und hatte dabei festgestellt, dass es gar kein Glas war, sondern eine Scheibe aus Eis, makellos klar und kalt. Er konnte nicht fassen, dass es nicht schmolz.
Draußen herrschten ständig irgendwelche Aktivitäten. Er konnte vom warmen Bett aus zusehen, wie die Soldaten in ihren Lumpen und Rüstungen vorbeimarschierten. Sie mussten ständig exerzieren … links um, rechts um, Tag und Nacht. Manchmal trainierten sie Schwertkampf, was meistens damit endete, dass jemand einen Arm verlor und dann aus vollem Halse schreiend im Eiltempo zur Krankenstation gebracht wurde. Er hatte keine Ahnung, wie viele Tausend Männer und Frauen für die Armee der Alten rekrutiert worden waren, aber er war sehr froh, dass er nicht zu ihnen gehörte. Er hatte die richtige Entscheidung getroffen. Ihm würde nichts geschehen.
Matt hatte gewusst, was Scott plante. In der Traumwelt hatte er so etwas angedeutet. Sie hatten fünf Minuten allein miteinander verbracht und Scott hatte Verärgerung erwartet oder Vorwürfe oder den Versuch, ihn umzustimmen. Aber Matt war vollkommen gelassen gewesen. Er hatte kein Wort über Pedro verloren oder darüber, was im Castel Nuovo passiert war. Er wusste auch, dass Scott mit Jonas Mortlake in die Antarktis fliegen würde. Und er hatte es akzeptiert.
Scott hatte sich insgeheim gefragt, ob Matt bereits aufgegeben hatte. Vielleicht hatte er eingesehen, dass er unmöglich gewinnen konnte und die ganze Sache hoffnungslos war. Matt, Pedro, Scarlett und Jamie konnten in der Zeit zurückreisen oder vielleicht in die Traumwelt gehen. Es würde ihnen bestimmt nichts Schlimmes passieren. Jedenfalls redete Scott sich das ein. Das Einzige, was ihn beunruhigte, war der Gedanke, dass Matt Jamie erzählen könnte, was er getan hatte, aber soweit er wusste, war das bisher nicht geschehen.
„Wir alle müssen unsere Wahl treffen, Scott.“ Das waren die letzten Worte gewesen, die Matt zu ihm gesagt hatte. „ Und du hast deine getroffen.“
Scott hoffte immer noch, dass er und Jamie wieder vereint sein würden, wenn alles vorbei war. Das schuldeten ihm die Alten. Schließlich hatten sie es ihm zu verdanken, dass sie in Sicherheit waren. Die fünf Torhüter würden niemals vereint sein, nachdem er sich für die Seite der Alten entschieden hatte. Schon bald würde es zum Kampf kommen und der letzte Widerstand der Menschen würde gebrochen werden. Übrig bliebe dann ein Planet voller Sklaven, die lebten oder starben, wie es den Alten gefiel. Jamie würde unter ihnen sein, aber Scott würde ihn finden und sie würden wieder vereint sein und das Leben leben, das ihnen bisher immer versagt gewesen war. Jamie würde verstehen, wieso er so entschieden hatte, und erkennen, dass er es für sie beide getan hatte. Und dafür lohnte es sich auf jeden Fall.
Am Eingang bewegte sich etwas und ein Mädchen tauchte auf. Es war höchstens ein oder zwei Jahre älter als Scott, hatte blonde Haare, ein
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