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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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sich auf sein Spiegelbild und stellte sich vor, dass er nicht sich selbst ansah, sondern Matt in der Nazca-Wüste, Scott in Vilcabamba oder irgendeine andere kranke Person, die er heilen musste.
    Er versuchte, die Kraft zu fühlen, die ihn durchströmte.
    „Du kannst dich nicht selbst retten!“
    „Ich werde mich retten!“
    Pedro merkte, dass es funktionierte, dass in ihm etwas kämpfte und siegte. Es war ein unglaubliches Gefühl, sich von der eigenen Heilkraft ins Leben zurückholen zu lassen.
    „Gott hilf mir …!“ Das waren die letzten Worte des Priesters. Er sackte in seinem Stuhl zusammen und seine Augen fielen zu.
    Pedro wagte nicht, sich zu bewegen. Er blieb auf den Knien, die Hände gegen das Glas des Spiegels gepresst. In dieser Haltung verharrte er viele Stunden, bis schließlich die Sonne aufging .

OBLIVION

15
     
     
    Es gab keinen Ort auf der Welt, der mit diesem zu vergleichen war.
    Das Eisschelf war so flach und öde, wie man es sich nur vorstellen konnte. Es war fast zwei Kilometer lang und einen halben Kilometer breit, wurde an einem Ende schmaler und am anderen Ende erhob sich eine undurchdringliche schwarze Bergkette. Von diesen Bergen stammte das Eis. Es war Teil eines Gletschers, der sich im Laufe vieler Jahrhunderte Zentimeter um Zentimeter vorgeschoben hatte. Das Schelf brach plötzlich so schnurgerade ab, als wäre an dieser Stelle die Welt zu Ende. Hier ging es hundert Meter tief hinab auf einen schmalen Sandstreifen, über den unablässig das eisig-graue Wasser des Südpolarmeers schwappte.
    Wind und Wetter hatten die Klippe bearbeitet. Die ursprünglich glatte Abruchkante war von Wind und Gischt in eine Art gefrorenes Feuerwerk aus merkwürdig geformten Vertiefungen, knotigen Vorsprüngen und krummen Säulen verwandelt worden, die viel zu schwach wirkten, um die auf ihnen lastenden Gesteins- und Eismassen zu tragen. Aus der Ferne betrachtet sah es fast so aus, als würden sich die verunstalteten Felsen vor Schmerzen krümmen, doch abgesehen von den Wellen und dem Schneetreiben rührte sich hier nichts. Die Seevögel, Wale, Pinguine und Robben waren längst fortgezogen, als hätte ihnen ihr Instinkt gesagt, dass sie diesen Ort lieber meiden sollten.
    Am anderen Ende, zwei Kilometer landeinwärts, erhob sich die Festung, die direkt vor den Bergen errichtet worden war – zumindest zum Teil, denn es war unmöglich festzustellen, ob sie aus dem Gestein erbaut oder aus ihm herausgewachsen war. Keine zwei Wände waren identisch. Einige waren gerade, andere gebogen; manche aus Eis gehauen, andere aus Steinen gemauert, doch alle fügten sich nahtlos ineinander, die einen strahlend weiß, die anderen eisengrau.
    Ein massives Torhaus mit Wachturm war die erste Verteidigungslinie. Beiderseits davon erstreckten sich Brustwehren mit Schießscharten bis zu zwei runden Türmen, einem im Westen und einem im Osten. Sie begrenzten die Festung an den Seiten. Dahinter liefen die Mauern aufeinander zu und trafen sich vor der senkrechten Felswand des Berges, der die ganze Anlage überragte.
    Hinter der Festung standen zwei weitere Türme, die jedoch nicht separat errichtet, sondern aus dem Fels gehauen waren. Von ihnen aus führten Gänge tief in die Erde. Eine schmale bogenförmige Brücke, etwas höher als die Außenmauer, verband beide Türme miteinander. Innerhalb der Mauern war eine Freifläche, eine Art Innenhof oder vielleicht ein Paradeplatz mit ein paar sehr hässlichen, scheinbar willkürlich verstreuten Gebäuden, die an Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg erinnerten. In ihnen waren Küchen, Schlafräume, Lager und Gefängnisse untergebracht.
    Das war Oblivion. Die Festung hatte Chaos, der König der Alten, für seinen letzten Kampf gegen die Menschheit gebaut.
    Er hatte den Großteil seiner Armee hierher verlegt und sie war monströs, unbesiegbar und viele Tausend Mann stark. Einige hatten sich den Alten freiwillig angeschlossen, weil sie hofften, mit einem Leben im Wohlstand belohnt zu werden, sobald der Kampf vorüber war. Sie hatten jedoch schnell erkennen müssen, dass es Chaos nicht kümmerte, ob sie lebten oder starben. Sie schliefen in eiskalten Räumen und aßen die Abfälle, die man ihnen hinwarf. Sie verbrachten so viele Stunden damit, in der Kälte zu marschieren oder Wache zu stehen, dass die meisten von ihnen von Erfrierungen zerfressen waren. Ihre Finger und Nasen hatten sich schwarz verfärbt und waren schließlich abgefallen. Sie sahen grauenvoll aus. Sie trugen Waffen, die sie

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