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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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blasses Gesicht und hielt den Blick gesenkt. Das Mädchen trug ein schlichtes Kleid und brachte ein Tablett mit frischem Brot und Butter, Obst, gekochten Eiern, Käse und Kaffee. Scott wusste nicht, wie sie hieß. Es war ihr verboten, mit ihm zu sprechen. Sie durfte ihn nicht einmal ansehen. Sie war Scotts persönliche Dienerin und er konnte mit ihr machen, was er wollte.
    Sie stellte das Tablett auf den Tisch am Fenster, hob Scotts Sachen vom Vortag auf, verbeugte sich und ging. Sie würde später wiederkommen, um das Bett zu machen, den Kamin auszufegen und das Zimmer zu putzen. Scott wartete, bis sie weg war, stieg dann aus dem Bett und zog Boxershorts und ein T-Shirt an. Er setzte sich hin und fing an zu essen. Oft fragte er sich, woher die Küche das ganze frische Essen bekam – hier mitten im Nirgendwo, buchstäblich am Ende der Welt. Aber eigentlich war das egal. Hauptsache war doch, dass sie es ihm brachten.
    Draußen schneite es heftig. Der Wind trieb dicke Flocken an seinem Fenster vorbei. In der Nähe des Tors hing ein Mann an einem Gerüst, seine Augen waren gefroren und das Fleisch schon ganz blau. Es war ein Soldat, der eine zusätzliche Essensration gestohlen hatte. Es wurden jeden Tag ein paar von ihnen exekutiert und Scott hatte sich diese letzte Hinrichtung angesehen. Er schaute zum Himmel auf. Kurz bevor der Mann gestorben war, hatte er ein weiteres Flugzeug im Landeanflug gesehen und sich gefragt, ob Jamie wohl darin saß. Oder Matt.
    Und Pedro? Er war vermutlich noch in Italien. Scott hatte ihm zwar Geld gegeben, aber nicht genug, um seinen Weg hinaus zu erkaufen. Er musste wieder an ihre letzte Begegnung auf der Piazza Dante denken, bei der Pedro so dünn und abgerissen ausgesehen hatte, die Hand in eine dreckige Bandage gewickelt. Plötzlich hatte Scott keinen Hunger mehr und einen Moment lang schien sich sein Frühstück vor seinen Augen zu verwandeln. Auf seinem Teller lagen nicht mehr Brot und Käse. Jetzt war es ein faulendes Stück Fleisch, auf dem weiße Maden herumkrochen. Und im Kamin war das Feuer ausgegangen. Er kniff die Augen so fest zu, wie er konnte. Als er sie einen Moment später wieder aufmachte, war alles in Ordnung. Er holte tief Luft. Dann wendete er sich vom Fenster ab und zog sich an.
    Kurze Zeit danach verließ er sein Zimmer. Er ging davon aus, dass er gehen konnte, wohin er wollte. Jedenfalls hatte ihm Jonas Mortlake nichts Gegenteiliges gesagt. Scott trug Jeans und eine warme Jacke mit einem weißen Pelzkragen und einer pelzgefütterten Kapuze. Er wusste nicht, von welchem Tier der Pelz stammte, aber es war eindeutig echtes Fell. Er hatte die Festung schon ein wenig erkundet. Teile davon erinnerten ihn an eine Burg aus dem Mittelalter. Er hatte Speisesäle mit gepflasterten Böden, langen Holztischen und Bühnen für die Musikanten gesehen. Andere Bereiche – seine eigenen Zimmer zum Beispiel – waren deutlich moderner.
    Er ging hinaus auf den Innenhof, wo das riesige Torhaus vor ihm lag und der Tote an seinem Seil tanzte. Ein Junge, vielleicht zwölf oder dreizehn Jahre alt, taumelte mit zwei Wassereimern vorbei, die an einer Stange hingen, die auf seinen Schultern lastete. Der Junge achtete darauf, Scott nicht anzublicken. Ein Trupp Männer und Frauen, die nur Lumpen trugen, schaufelte Schnee in Schubkarren. Das wirkte ziemlich sinnlos, weil es weiterschneite, während sie arbeiteten. Ein paar Gestaltwechsler patrouillierten auf der Festungsmauer, einige von ihnen hatten Beine, andere Klauen oder schuppige Tentakeln. Es war unglaublich kalt, aber sie waren nur leicht bekleidet und schienen die Kälte nicht zu spüren.
    Scott bog nach rechts ab und ging in den anderen Turm, der deutlich größer und höher war als der, in dem man ihn untergebracht hatte. Beide Türme schienen aus Fels zu bestehen, vielleicht auch aus Korallen. Sie hatten keine von Menschenhand gemachte Verzierung. Es war nicht einmal irgendeine Form von Mauerwerk zu sehen. Er fragte sich, ob hier wohl Chaos lebte. Und was war mit Jonas Mortlake? Er hatte den Direktor von Nightrise seit seiner Ankunft nicht mehr gesehen. Nicht, dass ihn das störte. Er konnte ihn nicht leiden und Jonas ging es mit Scott genauso.
    Niemand hielt ihn auf, als er durch den offenen Eingang ging und einem Flur abwärts folgte, in dem ihm das übliche blaue Licht den Weg wies. Auch hier bestanden die Wände aus Naturstein mit irgendwelchen Kristalleinlagerungen, die glitzerten und sich kalt anfühlten. Nach etwa zehn

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