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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Schritten verbreiterte sich der Flur plötzlich und Scott landete in einer riesigen Halle mit Steinwänden – einer Art Konferenzzentrum mit Sitzplätzen für mindestens tausend Personen. Von der Decke hingen Stalaktiten herab. Im Moment war der Saal leer, aber er erinnerte Scott an ein Sportstadion. In der Mitte befand sich tatsächlich so etwas wie ein Boxring mit einem weißen Kunststoffboden, der aber nicht von Seilen umgeben war, sondern von einem dünnen silbernen Draht. Im Ring befand sich eine Konstruktion aus Holz, die eigentlich nur aus einem einzelnen senkrechten Brett mit zwei Ringen an jeder Seite bestand. Es erinnerte Scott an einen grob gearbeiteten Totempfahl und der Anblick ließ ihn schaudern. Er sah sich noch einmal kurz um und verließ dann hastig den Saal.
    Jenseits davon, tiefer im Berg, kam er in eine Werkstatt, in der halb nackte Männer mit geschorenen Köpfen an langen Tischen saßen. Sie waren an die Bänke gekettet und hämmerten auf Schwertern, Rüstungsteilen und Schilden herum, die gerade aus dem Schmiedeofen gekommen waren. Der ganze Raum war von einem tiefroten Glühen erfüllt und die Hitze so unerträglich, dass Scott das Gefühl hatte, seine Wangen würden verbrennen.
    Er fragte sich, wie es wohl sein musste, hier zwanzig von vierundzwanzig Stunden zu schuften und dann endlich zu schlafen, immer am selben Platz angekettet. Scott sah zu, wie ein Mann einen Helm aus dem Feuer holte und ihn in ein Wasserbecken tauchte. Dampf zischte. Die Arbeiter wurden von weiteren Gestaltwechslern bewacht. Scott sah einen mit dem Kopf und einem Flügel eines Geiers. In seiner menschlichen Hand hatte er eine Peitsche, die er hinter sich herzog wie eine hässliche braune Schlange, die jederzeit zustoßen konnte. Das Hämmern ging weiter, doch jetzt war es deutlich schneller als zuvor. Scott verzog sich.
    Kurze Zeit später entdeckte er einen Felsspalt, der nach draußen führte, und er ging hinüber zum Torhaus und den massiven Holztoren, die fest verriegelt waren, um den Feind draußen und die Sklaven drinnen zu halten. Die Festungsmauer erstreckte sich in beide Richtungen. Er drehte wieder um. Vor ihm lag die Brücke, die beide Türme miteinander verband. Scott betrachtete den Berg, der dahinter aufragte, senkrecht, glitzernd und ohne eine Möglichkeit, sich irgendwo festzuhalten. Ihn zu besteigen, war unmöglich. Es war einfach nur eine massive, glatte Felswand.
    Und doch gab es dort eine Öffnung, eine Höhle, die mehrere Meter weit hineinführte und sich dann in der Dunkelheit verlor. Das Gestein war schwarzer Granit, doch das herabtropfende Wasser hatte Eiszapfen vor dem Eingang wachsen lassen, was ihn wie ein Maul voller Zähne wirken ließ. Scott ging darauf zu. Vor dem Eingang zur Höhle hing eine Kette. Wieso hatte jemand den Zugang versperrt? Er sah genauer hin und entdeckte ein Zeichen im Fels, einen fünfzackigen Stern. Er erkannte ihn sofort. Er hatte genau denselben am Lake Tahoe gesehen, in der Kirche in Cuzco und auch in Hongkong. Er wusste genau, was er da vor sich sah. Es war die fünfundzwanzigste Tür.
    Jetzt begriff er auch, wieso Chaos ausgerechnet hier seine Festung errichtet hatte. Die Türen zu versperren, war ihm nicht genug gewesen. Er wollte sie beherrschen. Wenn Matt oder Pedro oder einer der anderen versucht hätte, auf diese Weise in die Antarktis zu kommen, wären sie sofort umzingelt und gefangen genommen worden.
    Er ging näher heran. Die Kette bestand aus einem dunkel-silberfarbenen Material und ihre Glieder waren ungewöhnlich dünn. Er war überzeugt, dass sie leicht reißen würden. Das Schloss selbst bestand aus zwei menschlichen Händen, wunderschön geschnitzt aus Elfenbein, deren Handflächen sich ineinanderschmiegten und deren schlanke Finger sich umeinander schlangen. Als Scott näher herantrat, hörte er ein merkwürdiges Summen. Er schaute in die Höhle. Es war nicht zu erkennen, wie tief sie war, aber er vermutete, dass sie vor einer massiven Wand endete. Das würde sich erst ändern, wenn sich die Hände voneinander lösten. Vermutlich waren sie der Türöffner. Und dann könnte die Tür ihn nach London befördern oder nach Italien – überallhin. Er streckte die Hand nach der Kette aus.
    „An deiner Stelle würde ich das lassen.“
    Die Stimme erklang hinter ihm. Scott fuhr herum und sah sich zwei Männern gegenüber, die Anoraks mit Kapuzen, Thermohosen und Stiefel trugen. Einer von ihnen war Jonas Mortlake, aber es war der andere Mann – viel

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