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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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entlanggegangen, auf dem man sie jetzt in die Knechtschaft führte. Über ihnen raschelte ein Tier durch die Zweige, vielleicht ein Affe, aber als sie hochschauten, war nichts zu sehen. Man konnte überhaupt nichts sehen, nicht einmal den Himmel. Es kam ihnen vor, als liefen sie durch einen dunkelgrünen Tunnel.
    Doch dann endete der Regenwald plötzlich und sie befanden sich am Rand einer riesigen Lichtung. Der Hubschrauber hatte sie auf einem Hochplateau abgesetzt und plötzlich hatten sie einen Ausblick auf ein weites Panorama. Es war ein Anblick, den keiner von ihnen je wieder vergessen würde.
    Im Boden war ein gigantisches Loch. Es sah aus, als wäre ein ganzer Berg ausgehöhlt worden und dieses Loch alles, was übrig geblieben war. Und genau das war geschehen. Das Loch war von Menschen gemacht.
    Sie hatten sich in die Erde vorgearbeitet, Schicht um Schicht, mit langen Vorsprüngen und Plattformen bis in fünfhundert Meter Tiefe. Um von einer Ebene zur anderen zu gelangen, dienten Leitern – Hunderte und Aberhunderte von ihnen –, angefertigt aus zusammengebundenen Ästen, was sie zerbrechlich und gefährlich wirken ließ.
    Die Menschen gruben immer noch. Es war unmöglich festzustellen, wie viele es waren. Die in der Ferne sahen winzig aus, die in der Nähe arbeiteten dicht zusammengedrängt. Sie stiegen die Leitern hoch – ganze Schwärme von ihnen – und schleppten Holzeimer voll Erde nach oben. Die meisten waren halb nackt. Ein paar hatten sich nur eine Art Lendenschurz umgebunden. Und sie waren vollkommen verdreckt; so mit Schlamm und Schweiß bedeckt, dass sie kaum noch menschlich aussahen, sondern wie Tiere in Braun und Grau, mit verfilzten Haaren und hoffnungslos starrem Blick.
    Sie beförderten die Erde von ganz unten nach oben, ein qualvoller Anstieg von einer Leiter zur nächsten mit einer langen Schlange von Leidensgenossen vor und hinter sich. Sobald sie mit dem vollen Eimer oben angekommen waren, ging es sofort mit dem leeren Eimer wieder hinunter. Ein Fehltritt und man wäre tot. Man würde sich das Genick brechen. In der weichen Erde ersticken. Von den anderen zertrampelt werden.
    Niemand sprach ein Wort. Diese Menschen waren nicht nur Sklaven. Man hatte sie zu Arbeitstieren degradiert, die gedanken- und hilflos in einer Welt der Erschöpfung und der Schmerzen vor sich hin vegetierten.
    Und Matt und Lohan waren dazu bestimmt, sich ihnen anzuschließen.
    „Das ist die Serra Morte Mine“, verkündete der bärtige Mann. Die neuen Gefangenen drängten sich am Rand des Plateaus zusammen und starrten in den Schacht, der sie verschlingen, zu einem Teil von sich machen und nie wieder loslassen würde. „Sie ist die größte Goldmine in Brasilien“, fuhr er fort. „Eure Leben sind von jetzt an bedeutungslos. Wichtig ist nur die Erde, die ihr an die Oberfläche bringt und in der sich Goldspuren befinden.
    Ab sofort werdet ihr zusammen arbeiten und leben. Der Name eures Trupps ist 1179 Verde. Vergesst das nicht.“ „ Verde“ war das portugiesische Wort für grün. „Eure eigenen Namen sind ohne Belang. Wenn euch ein Aufseher fragt, wer ihr seid oder zu welchem Trupp ihr gehört, müsst ihr ‚ 1179 Verde’ antworten. Könnt ihr das nicht, werdet ihr bestraft. Hat noch jemand eine Frage, bevor ich euch nach unten bringe?“
    Niemand sagte etwas. Doch dann hob einer der Jungen, die mit Matt auf der Plattform gestanden hatten, die Hand. Er war dünn, dunkelhaarig, ungefähr achtzehn und hatte eine trotzige Miene aufgesetzt.
    „Ja?“
    „Wann kann ich Wasser bekommen?“, fragte er. „Ich habe Durst.“
    Der Bärtige ging auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. Alle wussten, dass gleich etwas Schlimmes passieren würde – und sie hatten recht. Der Mann streckte die Hand aus und einer der anderen Soldaten warf ihm eine Plastikflasche voll Wasser zu.
    „Du willst Wasser haben?“, höhnte er. „Da hast du Wasser.“
    Er wog die Flasche einen Moment lang in der Hand und dann schwang er sie mit aller Kraft und knallte sie dem Jungen an den Kopf. Das Wasser explodierte förmlich um ihn herum, als das Plastik zerplatzte. Der Junge brach zusammen. Es musste sich angefühlt haben wie ein Schlag mit einer Keule.
    „Lernt daraus“, sagte der Mann zum Rest der Gruppe. „Ihr fragt nicht nach Wasser. Ihr fragt nicht nach Essen. Ihr fragt auch nicht nach Pausen. Ihr nehmt es, wenn es euch gegeben wird, und ihr werdet gefälligst dankbar sein. Und jetzt an die Arbeit mit euch.“
    Niemand sonst hatte eine

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