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Horror Cocktail

Horror Cocktail

Titel: Horror Cocktail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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Schreibübungen; in wenigen Tagen konnte er die Unterschrift perfekt nachahmen, anhand von Fernsehauf-zeichnungen erfuhr er alles, was er über Buzzie, den Komiker, wissen mußte.
    Natürlich schwitzte ich oftmals, und als der Termin für die erste Show näher rückte, war meine Stirn keinen Augenblick mehr trocken. Trotzdem – selbst in den schlimmsten Situationen schien es immer noch wesentlich leichter zu sein, als wenn der echte Buzzie dagewesen wäre. Welcher Art die Schwierigkeiten waren, mit denen wir konfrontiert wurden, ich wußte zumindest, daß ich jemanden hatte, der bereit war, sie zusammen mit mir zu überwinden. Wir arbeiteten, wie ein 33

    gutes Team zusammenarbeiten muß.
    Mit Buzzie hatte ich die ganze Zeit nichts als Streitereien gehabt. Joe arbeitete gut. Er lernte schnell, und ich hielt ihn beschäftigt und hielt ihm lästige Frager und Besucher vom Hals. Wir hatten ja auch die großartige Ausrede, daß wir uns auf die Herbstsaison vorbereiten mußten. Und ich hatte das Gefühl, daß wir richtig im Geschäft waren, wenn wir erst einmal die Hürde der ersten Show genommen hatten.
    Nun, er schwitzte Kugeln und ich ganze Atombomben, und endlich war der große Abend da – und dann war meine Stirn wieder trocken.
    Er war so gut, wie Buzzie immer gewesen war. Nein, er war besser als Buzzie. Es gab keinerlei Pannen oder Pfusch. Er spulte eine prima Show ab.
    Und als es vorbei war, ging er nach Hause in sein Appartement, um zu schlafen, statt wie Buzzie auszugehen und mit Käsekuchen nach Kellnern zu werfen.
    Um die Wahrheit zu sagen, ich war derjenige, der ausging und feierte. Ich hatte das Gefühl, daß ich es verdient hatte.
    In den folgenden Wochen lief alles wie am Schnürchen.
    Keinerlei Probleme. Ich konnte Joe schon ziemlich oft sich selbst überlassen; es schien, als könne er mit seinem neuen Leben ganz gut allein fertig werden. Ich behielt ihn natürlich an den Zügeln und wir trafen oft zusammen, aber es gab keinen Anlaß zur Kritik.
    »Wie gefällt es Ihnen?« fragte ich ihn.
    »Mir hat in meinem ganzen Leben noch nie etwas solchen Spaß gemacht«, erklärte er, und ich sah ihm an, daß er die Wahrheit sagte.
    Also hörte ich auf, mir Sorgen zu machen. Schließlich waren schon zwei Monate vergangen, und ich hatte beinahe vergessen, wie alles geschehen war. Ich weiß, es klingt verrückt, aber es ist die Wahrheit: der wirkliche Buzzie Waters verschwand aus meinem Gedächtnis, wie jener schreckliche 34

    Nachmittag immer mehr verblaßte. Dann kam die Katze zurück.
    Genau genommen war es keine Katze. Eher ein Kanarienvogel …
    Sie zwitscherte eines Morgens an meiner Sekretärin vorbei und benahm sich, als sei mein Privatbüro ihr eigener Käfig.
    »Melody Morgan!« rief ich mit einer Begeisterung in der Stimme, die ich weiß Gott nicht fühlte.
    Aber da war sie nun – Melody Morgan, Buzzies kleine Spielgefährtin.
    Im gleichen Augenblick, als ich sie sah, fing das Schwitzen wieder an. Für gewöhnlich kommt so ein kleines Vögelchen nie so weit; Tatsache ist, daß sie es normalerweise nie wagen würde, dem Boß einfach einen Besuch abzustatten, sich bis ins Büro zu wagen, einfach hinzusetzen und die Beine über die Armlehne meines bestbezogenen Sessels baumeln zu lassen.
    Aber – hier war sie.
    »Kann ich irgend etwas für Sie tun?« fragte ich.
    »Nun, ja, Mr. Millaney, ich glaube schon.« Sie blinkerte mit ihren falschen Wimpern und warf mir einen verschwörerischen Blick zu. »Ich möchte einen Job.«
    »Einen Job. So.«
    »Ich bin Sängerin, wissen Sie.«
    »Ja, ich weiß«, bestätigte ich mit gekräuselten Lippen. »Aber das ist nicht meine Abteilung. Sie müssen Loomis sprechen, in der Hörfunkabteilung, oder Seagrist.«
    »Nein, Mr. Millaney. Ich habe schon mit ihnen gesprochen.
    Sie haben nichts für mich.«
    »Ziemlich schwierig, wie?«
    Sie lächelte. »Nicht gerade. Um ganz ehrlich zu sein, Mr.
    Millaney, ich glaube nicht, daß sie mich für eine besonders gute Sängerin halten. Deshalb engagieren sie mich nie.«
    »Oh.«
    »Und, um bei der Wahrheit zu bleiben, ich glaube selbst 35

    nicht, daß ich gut singe.«
    »Und trotzdem glauben Sie, ich würde Sie engagieren.«
    »Genau, Mr. Millaney.«
    »Irgendwelche Gründe?«
    »Ja. Ich bin sehr gut mit Buzzie Waters befreundet.«
    »Ich weiß.«
    »Ich habe ihn in den letzten Wochen ziemlich oft gesehen.«
    »Das – das wußte ich nicht.« Ich wußte es wirklich nicht, und ich verfluchte mich innerlich deswegen.
    »Sie sind ein

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