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Horror Cocktail

Horror Cocktail

Titel: Horror Cocktail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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wie ich es vermutet hatte. Armes Mädchen. Ich konnte ihr nicht verdenken, daß sie durchgedreht hatte, nachdem sie es zum erstenmal gesehen hatte.
    Als sie mich kratzte, hatte sie ein paar Plastikstreifen von meinen Wangen gerissen und gesehen, was darunter war.
    Einen Augenblick stand ich da und blickte auf das hell schimmernde Metall. Dann wandte ich mich ab und ging nach unten.

    110

KAIN UND ABEL
    Night School
    Man findet sie in den Seitenstraßen jeder größeren Stadt, und manchmal fragt man sich, wie die Besitzer überhaupt davon leben können.
    Gewöhnlich befindet sich der Eingang im Keller, und das halb auf die Straße ragende, blinde Schaufenster trägt die verwitterte Aufschrift ANTIQUARISCHE BÜCHER. Gleich neben der Tür findet man meistens ein Regal, an dem eine handgemalte Tafel hängt: FREIE AUSWAHL – JEDER
    BAND NUR 10 CENT.
    Niemand kommt je auf den Gedanken, eine dieser alten Schwarten zu kaufen, nicht einmal für zehn Cent, und es findet sich auch niemand, der bereit wäre, die exorbitanten Preise für die alten Ausgaben von Fantazius Mallare, Ciceros Reden oder der Encyclopedia Britannica zu bezahlen, die man in einem solchen Laden unvermeidlich vorfindet. Es ist anzunehmen, daß der Besitzer einer solchen Buchhandlung für den Bücherfreund unter dem Ladentisch auch attraktivere Angebote parat hat, zum Beispiel für Geographiestudenten etwa Henry Millers Tropic of Cancer oder für besonders feine Spürnasen den Duftenden Garten – aber trotzdem sind die Umsätze doch recht gering. Und man fragt sich wieder einmal, wie sich die Besitzer solcher Läden lange Jahre halten können.
    Genau so ein Laden war es, den ein junger Mann eines Abends betrat. Sein Name war Abel, und es war eigentlich nichts Besonderes an ihm, außer der verstohlenen Art, in der er die Stufen hinunter in den düsteren Laden schlich.
    Als er eintrat, runzelte er die Stirn, als verwirre ihn diese Umgebung, als habe ihn der durchschnittliche Eindruck, den der Laden machte, durcheinandergebracht oder irgendwie 111

    enttäuscht. Und als der Besitzer hinter dem staubigen Ladentisch hinten im Laden hervorkam, drückte die Miene des jungen Abel so etwas aus, wie: Ich muß mich geirrt haben.
    Der Besitzer selbst war eine Standardausgabe, von der Zeit leicht angeschmutzt; er machte den Eindruck, ausrangiert, weg-geworfen worden zu sein, um nun in irgendeinem vergessenen Regal im Laufe der Jahre einzustauben. Er war klein und gebeugt wie die meisten von ihnen; sein strähniges Haar und sein struppiger Schnurrbart hatten keine eigentliche Farbe, und die Augen hinter den Brillengläsern hätten milchige Murmeln sein können.
    Seine Stimme war ein tonloses Murmeln: »Was kann ich für Sie tun?«
    Der junge Abel zögerte. Wieder runzelte er die Stirn, und einen Augenblick lang war er sich im Zweifel, ob er nach irgendeinem Buch fragen und sich das übliche »Sehen Sie sich ruhig um«, holen, oder ob er einfach wieder gehen sollte.
    Aber hinter der gerunzelten Stirn schien noch mehr vor sich zu gehen, und nach einer Weile des Zögerns sprach er es dann auch entschlossen aus.
    »Ich suche Anleitungen«, sagte er. »Einen ganz speziellen Kurs, und ich brauche ein paar ganz spezielle Bücher.«
    Die Murmeln hinter den Brillengläsern rollten hin und her, und der Besitzer neigte den Kopf. »Titel?«
    »Drei«, kam die Antwort. »Das erste Buch heißt Einführung in den Mord , das zweite Tod auf Raten und das dritte Der Preis ist das Recht .«
    Der Besitzer sah auf. Die milchigen Murmeln waren zu einem Paar dunkler, durchdringender Augen geworden.
    »Eine ungewöhnliche Zusammenstellung«, murmelte er.
    »Aber vielleicht kann ich Ihnen helfen. Übrigens, wer hat mich Ihnen empfohlen?«
    »Einer, der sagte, daß Sie mir diese Frage stellen, daß ich mich aber hüten würde, sie zu beantworten.«

    112

    Der Buchhändler nickte. »Wir gehen am besten nach hinten.
    Warten Sie einen Augenblick, bis ich abgeschlossen habe.«
    Er fummelte an der Tür herum und tastete nach dem Lichtschalter. Der junge Mann folgte ihm durch die dunklen Gänge, bis sie schließlich in den Raum hinter dem Buchladen gelangten.
    Hier war es hell und gemütlich und bemerkenswert gut möbliert.
    »Setzen Sie sich«, sagte der Besitzer. »Wie heißen Sie?«
    »Abel, Charles Abel.«
    »Abel, tatsächlich? Meine Güte!« Der Alte kicherte. »Dann könnten Sie mich ja gleich Kain nennen.«
    Die gerunzelte Stirn des jungen Mannes glättete sich. »Dann bin ich also hier

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